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Griechenlands Ministerpräsident kündigt Härte gegen Gewalttäter an

9. Dezember 2008

Nach dem Tod eines 15-Jährigen durch einen griechischen Polizisten ist es in Athen den vierten Tag in Folge zu Straßenschlachten gekommen. Ministerpräsident Karamanlis kündigte an, er wolle künftig mehr Härte zeigen.

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Ein Polizist zeigt mit seiner Pistole auf ein unerkennbares Ziel. (AP Photo)
Die Polizei in Athen bleibt in Alarmbereitschaft, weil für Dienstagnachmittag neue Proteste erwartet werdenBild: AP

Aus einer Demonstration von rund 3000 Schülern lösten sich am Dienstag (09.12.2008) rund 200 Jugendliche heraus und bewarfen die Polizei mit roter Farbe. Andere warfen Steine und Latten auf die Beamten vor dem Parlamentsgebäude, wie das Fernsehen zeigte. Die Schüler hatten sich am zentralen Syntagma-Platz versammelt, um an das Opfer der Polizeigewalt zu gedenken. Die Polizei versuchte, ein Vorrücken der Protestierer zu verhindern.

"Menschenleben sind wichtiger"

Ein Christbaum geht während der Ausschreitungen in Athen in Flammen auf (AP Photo/Thanassis Stavrakis)
Am Montag brannte auch dieser Christbaum im Athener StadtzentrumBild: AP

Am Montagabend hatten Gewalttäter unzählige Geschäfte in der Athener Innenstadt in Brand gestreckt. Innenminister Prokopis Pavlopoulos reagierte nach einer zweistündigen Krisensitzung des Kabinetts am späten Montagabend auf Kritik in den Medien, dass die Polizei der Zerstörung und den Plünderungen tatenlos zusehe. "Die Polizei ist anwesend und tut das Notwendige, um Menschenleben und Eigentum zu schützen", sagte der Innenminister. Der Generalsekretär der konservativen Regierungspartei ND, Lefteris Zagoritis, hatte zuvor erklärt, die Sicherheitskräfte zögen sich zeitweise zurück, um heftige Zusammenstöße zu vemeiden. "Glasscheiben sind wichtig, aber Menschenleben sind noch wichtiger", sagte er dem Fernsehsender NET.

Griechenlands Premier Kostas Karamanlis (Archivfoto) ( AP Photo/Filip Horvat)
Griechenlands Premier Kostas Karamanlis (Archivfoto)Bild: AP Photo

Der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis kündigte am Dienstag ein hartes Vorgehen gegen Teilnehmer an den Unruhen an. Nach einem Krisentreffen mit Staatspräsident Karolos Papoulias sagte Karamanlis mit Blick auf den Tod des 15-jährigen Jugendlichen: "Niemand hat das Recht, diesen tragischen Vorfall als Alibi für Aktionen der rohen Gewalt zu missbrauchen, für Aktionen gegen unschuldige Menschen, gegen ihr Eigentum, gegen die ganze Gesellschaft und gegen die Demokratie." Die Teilnehmer an den Unruhen könnten nicht mit Nachsicht rechnen.

Unruhen weiten sich aus

Neben Athen waren in der Nacht zum Dienstag auch Thessaloniki und mindestens acht andere Städte Schauplatz von schweren Ausschreitungen. Wie die Polizei am Dienstagmorgen mitteilte, wurden 173 Menschen festgenommen. Darunter waren zahlreiche Plünderer. Mehr als 100 Menschen erlitten Medienberichten zufolge Verletzungen. Der Vorsitzende des griechischen Journalistenverbandes, Panos Sombolos, sprach von den schwersten Unruhen seiner 30 Berufsjahre.

Polizisten in Thessaloniki wehren Angreifer ab (AP Photo/Nikolas Giakoumidis)
Polizisten in Thessaloniki wehren Angreifer abBild: AP

In Thessaloniki wurden am Montagabend rund hundert Geschäfte geplündert. Die Randalierer zerschlugen Schaufenster und stahlen Uhren, Schmuck und Kleidung, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. An zwei Protestzügen in Thessaloniki nahmen nach Polizeiangaben insgesamt etwa 5000 Menschen teil.

Auslöser der Unruhen

Die Krawalle hatten begonnen, nachdem am Samstagabend in Athen der 15-jährige Alexis Grigoropoulos durch Schüsse der Polizei getötet worden war. Nach wie vor herrscht Unklarheit über den genauen Hergang der Ereignisse. Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgefeuert haben soll, bekräftigt weiterhin, er habe Warnschüsse abgefeuert, von denen einer als Querschläger den Jungen getroffen habe.

Augenzeugen sagten im Fernsehen, der Polizist habe direkt auf den Jungen gezielt und geschossen. Zwei Polizisten sitzen wegen des Vorfalls in Untersuchungshaft.

Landesweite Trauer

Hunderttausende Studenten und Schüler werden am Dienstagnachmittag in Athen zu einer Trauerfeier für Grigoropoulos erwartet. Wie das griechische Fernsehen berichtete, sollte die Beerdigung gegen 15 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ) auf dem Friedhof der Athener Vorstadt Palaio Faliro stattfinden. Die Polizei hat bereits scharfe Sicherheitsmaßnahmen vor dem kleinen Friedhof ergriffen.

Das griechische Kultusministerium hat den Dienstag als Tag der Trauer erklärt. Landesweit bleiben alle Schulen zu. Am Nachmittag wollen Studenten und Schüler im Zentrum Athens an den Jungen gedenken. Für den Abend ist eine Demonstration mit Kerzen geplant, zu der die Sozialistische Oppositionspartei eingeladen hat.

Proteste in London und Nikosia

In der britischen Hauptstadt London wurden fünf Demonstranten festgenommen, die vor der griechischen Botschaft gegen den Tod des 15-Jährigen protestiert hatten. Vor der Vertretung hatten sich zuvor rund 40 Menschen versammelt, wie ein AFP-Reporter berichtete. Bei Protesten vor der griechischen Botschaft in der zyprischen Hauptstadt Nikosia wurden nach Polizeiangaben zwei Demonstranten verhaftet. (mas)