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Interview mit Melita Steele

Isaac Mugabi/Friederike Müller7. Mai 2013

Beim Petersberger Klimadialog in Berlin sind auch afrikanische Staaten vertreten. Der Klimawandel macht dem Kontinent schwer zu schaffen, erklärt Melita Steele von Greenpeace Afrika im DW-Interview.

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Zwei Jungen laufen über von der Dürre aufgebrochene Erde im Dorf Gakong im Norden von Kenia (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Der CO2-Ausstoß pro Kopf ist in afrikanischen Ländern verhältnismäßig gering, vor allem im Vergleich zu westlichen Staaten und Schwellenländern. Wieso leidet Afrika dann unter dem Klimawandel?

Melita Steele: Der Kontext innerhalb des afrikanischen Kontinents ist sehr unterschiedlich. Südafrika ist beispielsweise der 13. größte Verursacher von CO2 weltweit. Da das Land so abhängig von Kohle ist, hat es sehr hohe Emissionen - im Gegensatz zum Rest des Kontinents, wo die meisten Länder sehr wenig bis gar kein CO2 ausstoßen.

Welchen Herausforderungen steht Afrika beim Klimawandel gegenüber?

Bei den Entwicklungsländern geht es immer um das Problem von Ressourcen und Geld. Es gibt zwei Antworten auf den Klimawandel: Die erste ist die Verringerung von Emissionen, etwa im Automobil- und Logistikbereich oder im Energiesektor. Die zweite Antwort ist Anpassung. Das heißt, man sagt: Ja, der Klimawandel wird kommen, wie können sich die Länder am besten darauf vorbereiten? In Afrika sind die meisten Staaten unterentwickelt und kämpfen mit großer Armut. Konkret heißt das: Die Länder haben große Schwierigkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen. Das ist eigentlich gar nicht möglich. 

Melita Steele von Greenpeace Afrika
Melita Steele von Greenpeace AfrikaBild: Melita Steele/Greenpeace Africa

Inwiefern wirkt sich der Klimawandel auf die Nahrungsmittelproduktion in Afrika aus?

Das ist schwer zu sagen, denn Klimawandel ist ein dauerhaftes Phänomen, dessen Auswirkungen wir wahrscheinlich in den nächsten 50 Jahren spüren werden. Greenpeace hat dazu aber geforscht, vor allem in Mali und Kenia, wo Menschen sich täglich mit den sich verändernden Regenzeiten auseinandersetzen müssen. In Mali müssen die Menschen deswegen zum Beispiel andere Pflanzen anbauen. In Kenia könnte es zu Gewalt kommen, denn der Turkana-See, von dem die Menschen für den Fischfang abhängig sind, schrumpft aufgrund der steigenden Temperaturen. Die Ressourcen werden immer knapper, das steigert das Konfliktpotenzial.

German Chancellor Angela Versammlung des Petersberger Klimadialog am 6. Mai in Berlin (Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch)
Vertreter von 35 Staaten waren beim Petersberger Klimadialog vom 05. bis 07.05.2013 dabeiBild: Reuters

Wie sollten afrikanische Regierungen die Probleme bezüglich Klimawandel und Umwelt angehen?

Südafrika ist Teil der BRICS-Staaten (Anm. d. Red.: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und des BASIC-Blocks, zu dem Brasilien, Südafrika, Indien und China gehören. Dieser Block - also die aufstrebenden Schwellenländer - beeinflusst die internationalen Verhandlungen im Kampf gegen Klimawandel stark. Daher hat Südafrika eine Verantwortung, seine eigenen Emissionen zu verringern, sich von der Kohle zu verabschieden und in Richtung erneuerbare Energien zu gehen. Südafrika hat weltweit einige der wichtigsten Quellen für erneuerbare Energien. Aber 93 Prozent seines Stroms gewinnt das Land aus Kohle. Deshalb wäre es ganz wichtig, dass sich Südafrika hier an die Spitze setzt.

Dazu kommt aber, dass afrikanische Staaten leicht von den europäischen oder den Industriestaaten unter Druck gesetzt werden, so dass sie ihre Sorgen nicht mehr artikulieren. Aber für die Verhandlungen ist es wirklich wichtig, dass sich alle afrikanischen Länder - die am wenigsten entwickelten Staaten und die Inselstaaten - zusammenschließen und von den Industriestaaten Taten einfordern.     

Melita Steele arbeitet bei Greenpeace Afrika und beschäftigt sich dort vor allem mit Fragen zu Klima und Energie und dem Einsatz von Kohle.