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Grausige Bilder mit politischer Brisanz

19. April 2012

Die Skandale der US-Truppen in Afghanistan gehen weiter: In den USA wurden Fotos veröffentlicht, auf denen Soldaten mit Leichenteilen posieren. Washington ist wieder einmal in Erklärungsnot.

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US Soldaten in Afghanistan (Foto: reuters)
Bild: Reuters

"Das ist sicherlich nicht, wofür wir stehen", sagte US-Verteidigungsminister Leon Panetta nach einem NATO-Treffen in Brüssel: "Ich entschuldige mich im Namen des Verteidigungsministeriums und der US-Regierung." Der Vorfall werde untersucht, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen. Das Weiße Haus bezeichnete das auf den Bildern dargestellte Verhalten als "verwerflich" und auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht darin einen Verstoß gegen die "Prinzipien und Werte" des internationalen Einsatzes in Afghanistan.

Die "Los Angeles Times" hatte abstoßende Bilder veröffentlicht, die Männer in Uniform unter anderem mit blutigen, abgetrennten Beinen zeigen. Die Zeitung erhielt die Fotos nach eigenen Angaben von einem US-Soldaten, der anonym bleiben und eine Wiederholung derartiger Vorfälle verhindern wolle. Die Fotos - so dieser Soldat - zeugten von einem "Verfall der Führung und Disziplin", der die Sicherheit der Truppen gefährden könne.

Die Vorfälle liegen zwei Jahre zurück

Die Bilder sollen aus dem Jahr 2010 stammen, als Fallschirmspringer der 82. Luftlande-Division den Auftrag bekommen hatten, die Leichen mutmaßlicher Selbstmordattentäter zu untersuchen, um sie identifizieren zu können. Stattdessen hätten die Soldaten die Toten für leichenschändende Fotos missbraucht.

"Ich weiß, dass Krieg schmutzig und gewalttätig ist", sagte US-Verteidigungsminister Panetta, "und ich weiß, dass junge Leute manchmal in der Hitze des Augenblicks sehr dumme Entscheidungen treffen. Ich entschuldige sie nicht, ich entschuldige dieses Verhalten nicht. Aber ich möchte nicht, dass diese Fotos unseren Leuten und unserer Beziehung zum afghanischen Volk weiteren Schaden zufügen." Panettas Sorge: Die Fotos könnten nun genutzt werden, um in Afghanistan zur Gewalt gegen US-Soldaten und afghanische Sicherheitskräfte aufzurufen. Die "Los Angeles Times" schrieb, man habe sich zur Veröffentlichung entschieden, um unabhängig und unparteiisch über "alle Aspekte der amerikanischen Mission in Afghanistan" zu berichten.

US-Armee produziert Skandale in Reihe

Das Verhalten einzelner US-Soldaten löst in Afghanistan immer wieder Skandale aus und hat das öffentliche Bild der Streitkräfte nachhaltig beschädigt: Im Januar tauchte ein Video auf, das amerikanische Soldaten zeigt, die auf tote Taliban-Kämpfer urinieren. Im Februar wurden auf einer US-Basis versehentlich Exemplare des Koran verbrannt. Ein US-Soldat ist derzeit angeklagt, bei einem Massaker im März 17 afghanische Zivilisten ermordet zu haben. Alle diese Vorfälle lösten massive Proteste der afghanischen Bevölkerung aus.

rb/wl/det (dpa,afp,dapd)