Grün und giftig
Der Eriesee im US-Bundesstaat Ohio ist zurzeit komplett veralgt, das Trinkwasser von rund 500.000 Menschen verseucht. Was lässt die giftgrünen Organismen so prächtig gedeihen und wie gefährlich sind sie für die Menschen?
Türkisblaues oder giftgrünes Wasser?
Letzteres! Ein großer, grüner "Algenteppich" bedeckt den Eriesee im US-amerikanischen Ohio. Schon 2011 hatten Forscher davor gewarnt, dass sich dieses Phänomen in Zukunft öfter ereignen könnte. Eine Gefahr für die Bewohner, denn die "Algen" verseuchen das Trinkwasser. Auch Abkochen hilft nichts, es erhöht die Giftkonzentration sogar.
Irreführende Bezeichnung
Eigentlich ist der Begriff Algenteppich falsch. Denn es sind keine Algen, die auf dem Eriesee herumschwimmen, sondern Bakterien. Genauer: Cyanobakterien. Unter anderem, weil sie sich durch Photosynthese vermehren, zählte man sie früher zu den Algen - und nannte sie Blaualgen. Es gibt mehrere Tausend verschiedene Arten, aber nur etwa 40 von ihnen produzieren Giftstoffe.
Übelriechende Gesundheitsgefahr
Aus der Ferne ist es der übelriechende, schwefelähnliche Geruch, der glücklicherweise abschreckend wirkt, und Badegäste das Wasser meiden lässt. Denn bei Hautkontakt verursachen die Bakterien der Gattung Microcystis Haut- und Schleimhautentzündungen oder allergische Reaktionen. Noch schlimmer ist das Verschlucken oder Trinken des Wassers, das zu Durchfall und Atemwegserkrankungen führen kann.
Massenhafte Vermehrung im Sommer
Gründe für die sogenannte Algenblüte sind Düngemittel, sagen Wissenschaftler. Durch Unwetter und viel Regen werden die Chemikalien mit hohen Stickstoff- und Phosphatkonzentrationen in Seen und Flüsse gespült. Wenn dann die Wassertemperatur 16 Grad und mehr beträgt und das Wasser wenig zirkuliert, fühlen sich die Bakterien pudelwohl - und vermehren sich rasend schnell.
Knappes Gut
In Ohio ist die Nationalgarde angerückt, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Wasserflaschen sind in den Geschäften im Umkreis von 80 Kilometern nahezu ausverkauft. Nach aktuellen Messungen waren die zuvor deutlich erhöhten Microcystinenwerte am Sonntag zwar gesunken. Es seien aber weitere Tests nötig, um Risiken auszuschließen, so Michael Collins, Bürgermeister der Seestadt Toledo.
Abwarten
Eine erfolgreiche, aktive Methode zur Bekämpfung der grün-blauen Bakterienflut gibt es bisher nicht. Das beruhigende aber ist: Bei geringerer Sonneneinstrahlung und kühleren Temperaturen bilden sich die giftigen Mini-Organismen wieder zurück.