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Goldgrube Champions League

24. August 2010

Europas Eliteklasse verschafft ihren Teilnehmern nicht nur Prestige. Sie spült auch so viel Geld in die Vereinskassen, dass sich inzwischen in den nationalen Topligen Drei-Klassen-Gesellschaften gebildet haben.

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Ball und Geldscheine (Foto: Picture-Alliance- chromorange)
Bild: picture-alliance/chromorange
Porträt Felix Magath
Felix MagathBild: AP

"Es ist ja nicht so, dass wir aus Romantik zusammen Fußball spielen", sagte unlängst Felix Magath, Trainer des deutschen Vizemeisters FC Schalke 04. "Im Profifußball geht es immer nur ums Geld." Deutsche Meistertitel sind schön für die Fans. Wichtiger für die Clubs, räumt Magath ein, sei aber der Sprung in die Königsklasse des europäischen Fußballs. "Alle versuchen, sich für die Champions League zu qualifizieren, weil da so viel Geld zu verdienen ist. Dafür gehen Mannschaften hohe Risiken ein."

45 Millionen Euro für Bayern München

Mannschaftsfoto FC Bayern vor Champions-League-Finale gegen Inter Mailand. (Foto: AP)
Finale verloren, viel Geld gewonnenBild: AP

Die Champions League ist eine Geldmaschine. Über eine Milliarde Euro nahm der Europäische Fußballverband UEFA in der vergangenen Saison über Werbeverträge und Medienrechte mit seiner Eliteklasse ein. Rund 750 Millionen Euro davon schüttete er an die 32 Teilnehmer aus. So zahlte die UEFA nach eigenen Angaben an den FC Bayern München, der im Finale stand, insgesamt fast 45 Millionen Euro. Champions-League-Sieger Inter Mailand kam sogar auf knapp 49 Millionen Euro.

Auch für die anderen beiden deutschen Starter der vergangenen Saison war die Champions League ein äußerst lukratives Geschäft. Meister VfL Wolfsburg, der nach der Vorrunde ausschied, verbuchte Einnahmen von 26 Millionen Euro. Der VfB Stuttgart, der das Achtelfinale erreichte, kassierte gut 23 Millionen Euro. Selbst Maccabi Haifa aus Israel, der erfolgloseste Verein des Wettbewerbs, der alle Gruppenspiele verloren hatte, durfte sich noch über 8,5 Millionen Euro freuen. Dazu kamen für alle Champions-League-Teilnehmer noch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf.

Startgeld und Erfolgsprämien

Die UEFA hat von 2009 an die Höhe der Startgelder, Erfolgsprämien und anderer Zahlungen für drei Jahre festgeschrieben. Jeder Club, der sich für die Gruppenphase qualifiziert, erhält eine garantierte Summe von 7,1 Millionen Euro. Dazu kommen die Erfolgsprämien: Wer ein Gruppenspiel gewinnt, wird mit 800.000 Euro belohnt. Für ein Unentschieden gibt es immerhin noch 400.000 Euro. Die acht Clubs, die das Viertelfinale erreichen, erhalten jeweils weitere drei Millionen, die vier Halbfinalisten vier Millionen, die beiden Finalisten 5,2 Millionen und der Sieger weitere 4,8 Millionen Euro.

Sieger- Pokal der Champions League (Foto: AP)
Der Sieger-Pokal des Millionenspiels Champions LeagueBild: AP

Der Markt bestimmt den Lohn

Und dann können sich die Kassenwarte auch noch über die satten Einnahmen aus dem sogenannten "Marktpool" die Hände reiben. Beim FC Bayern München entfielen in der vergangenen Saison von der Gesamtsumme der Champions-League-Einnahmen rund 43 Prozent auf Gelder aus diesem Bereich, der Rest auf Startgeld und Erfolgsprämien. Die Höhe der Zahlung aus dem "Marktpool" ist unter anderem davon abhängig, wie viel Geld die UEFA im jeweiligen Land für die Fernsehrechte eingenommen hat. Deshalb erhalten etwa die englischen Clubs aus diesem Topf deutlich mehr Geld als die deutschen. Außerdem gibt es zwei weitere Kriterien: Zum einen entscheidet, wie weit der Club in der Champions League kommt. Zum anderen, wie er in der vorhergehenden Saison bei den nationalen Meisterschaften abgeschnitten hat.

Fast geschlossener Kreislauf

Spieler des FC Barcelona bejubeln eien Treffer (Foto: AP)
Spaniens Meister BarcelonaBild: AP

Die Millionen-Einnahmen aus der Champions League haben dazu geführt, dass sich in den nationalen europäischen Top-Ligen, also in Spanien, Italien, England und Deutschland, Drei-Klassen-Gesellschaften gebildet haben. An der Spitze stehen in der Regel die Teams, die häufig Champions League spielen und sich wegen der dadurch gut gefüllten Kassen auch die besten Spieler leisten können. Das gilt für den FC Barcelona, Real Madrid, Inter Mailand, Manchester United, FC Chelsea oder Bayern München. Dahinter folgen meist jene Mannschaften, die wenigstens ab und zu den Sprung in die Eliteklasse oder in die Europa-League schaffen. Nur Außenseiter-Chancen haben die Teams, die nicht international vertreten sind.

Mit anderen Worten: Wer in der Champions League spielt, feiert mit höherer Wahrscheinlichkeit auch im eigenen Land Erfolge und landet damit erneut in der Champions League - ein fast geschlossener Kreislauf. Denn nur ab und zu gelingt doch einem Verein ein Überraschungscoup.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Andreas Ziemons