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Goldener Bär geht an "On Body and Soul"

18. Februar 2017

Die poetische Liebesgeschichte der ungarischen Regisseurin Ildikó Enyedi bekommt gleich zwei Preise: den Goldenen Bären für den besten Film und den Preis der Ökumenischen Jury.

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Berlinale | On Body and Soul | Filmstill
Bild: I. Enyedi

Der Film "On Body and Soul" - auf der Berlinale bereits im Vorfeld als Geheimfavorit gehandelt - erzählt eine seltsam-schöne Liebesgeschichte in einem Budapester Schlachthaus. Zwei Seelenverwandte stellen fest, dass sie nachts die gleichen Träume haben: Mària, die gewissenhafte Qualitätsprüferin, und Endre, ihr Vorgesetzter, ein eher verschlossener Typ. Regisseurin Enyedi erzählt diese Annäherung mit viel Zärtlichkeit und Humor. Es geht um die Angst vor Nähe - und das Glücksgefühl, wenn man sich trotzdem auf einen anderen Menschen einlässt.

Auch die Ökumenische Jury - ein Zusammenschluss der Internationalen Filmorganisationen der evangelischen und katholischen Kirchen - vergibt ihren Preis diesem ungarischen Film, der zusätzlich noch den Fipresci-Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik bekam. Eine lobende Erwähnung der Ökumenschen Jury erhielt das Drama "A fantastic woman" ("Una mujer fantastica") des chilenischen Regisseurs Sebastian Lelio.

Berlinale | The Other Side of Hope | Filmstill
Schräges Flüchtlingsdrama: "The Other Side of Hope" von Aki KaurismäkiBild: Sputnik Oy/M. Hukkanen

Altmeister des hintergründigen Humors: Aki Kaurismäki ausgezeichnet

Den Silbernen Bären für die beste Regie erhält der finnische Regisseur Aki Kaurismäki. Seine eigenwillige Regiehandschrift über die anrührende Geschichte des syrischen Flüchtlings Khaled ("The Other Side of Hope"/"Die andere Seite der Hoffnung"), der in eine Schicksalsgemeinschaft mit dem Restaurantbesitzer Wikström, dem Koch, der Kellnerin und einem Hund hineingerät, hat die Berlinale-Jury unter Vorsitz des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven nachhaltig überzeugt. "Keiner hat so eine Filmsprache wie er", so die Begründung der Jury. Kaurismäki ("Leningrad Cowboys Go America") will endgültig keine Filme mehr drehen, wie er einem finnischen Rundfunksender auf der Berlinale verraten hat. "Ich bin müde. Ich möchte jetzt mein eigenes Leben zu leben beginnen", ließ er seine Fans wissen.

Für das beste Drehbuch wird der Film "A fantastic woman" ("Una mujer fantastica") des chilenischen Regisseurs Sebastian Lelio mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Auch dieser Film ist eine bittersüße Liebesgeschichte. Nach dem plötzlichen Tod ihres verheirateten Geliebten schlägt das Leben für die Kellnerin Marina in ein desaströses Drama um. Marina ist Transgender-Frau, die Familie von Orlando fühlt sich durch ihre sexuelle Identität bedroht und begegnet ihr mit Wut und Misstrauen. Als Marina auch noch von der Beerdigung ausgeschlossen wird, erkämpft sie sich in wilder Verzweiflung das Recht auf Trauer - ein starker Film.

67. Berlinale 2017 | Una mujer fantástica
"A fantastic Woman": Hauptdarstellerin Daniela VegaBild: Daniela Vega/Berlinale

Dokumentarfilmpreis für "Ghost Hunting"

Als beste Hauptdarstellerin bekommt die südkoreanische Schauspielerin Kim Min-hee den Silbernen Bären verliehen - für ihre Hauptrolle in dem koreanisch-englischen Film "On the Beach at Night Alone" (Regie: Hong Sangsoo). Bester Hauptdarsteller ist in diesem Jahr der Schauspieler Georg Friedrich (Foto unten). Die Berlinale-Jury verleiht ihm den begehrten Bären für seine Rolle in dem Film "Helle Nächte "("Bright Nights") von Regisseur Thomas Arslan - eine hochdramatische Vater-Sohn-Geschichte, die als Roadmovie beginnt und zu einer Reise in eine Vergangenheit wird, die es nie gegeben hat. Friedrich war auf der Berlinale außerdem in dem Film "Wilde Maus" von Josef Hader auf der Leinwand zu sehen.

Berlinale 2017 - 'Helle Nächte'-Premiere
Starkes Team: Regisseur Thomas Arslan (li) und Hauptdarsteller Georg FriedrichBild: picture-alliance/NurPhoto/COOLMedia

Mit einer sehr bewegenden Rede bedankte sich Regisseur Raed Andoni für die überraschende Auszeichnung mit dem Glashütte-Dokumentarfilmpreis, der in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Berlinale verliehen wurde. Sein Film "Istiyad Ashbah ("Ghost Hunting") zeigt eine filmische Versuchsanordnung. Das Verhörzentrum des israelischen Geheimdienstes wurde von ehemaligen Insassen nachgebaut, grausame Folterszenen werden von den palästinensischen Männern vor der Kamera nachgestellt. Ein Film, der unter die Haut geht.

Die Berlinale-Jury ist bei der Trophäen-Vergabe immer wieder für eine Überraschung gut. 18 Filme konkurrierten in diesem Jahr um die Bären, nicht alle ausgezeichneten Filme galten vorher als Favoriten. Insgesamt waren bei den 67. Internationalen Filmfestspielen Berlin fast 400 Produktionen aus aller Welt zu sehen.