Goldener Bär an "U-Carmen eKhayelitsha"
21. Februar 2005Mit der Filmadaption der Bizet-Oper, die in einem südafrikanischen Townships spielt, setzte sich bei den Goldenen Bären ein absoluter Außenseiter durch, der zwar viel Applaus erhielt, aber nicht mal als Insider-Tipp für den den Goldenen Bären galt. Mit dem Silbernen Bären wurde der Film "Peacock" des chinesischen Regisseurs Gu Chang wei prämiert. Bester männlicher Darsteller wurde Lou Taylor Pucci für seine Leistung in dem Film "Thumbsucker".
Ein Silberner Bär ging an den Regisseur Marc Rothemund für den Film "Sophie Scholl - die letzten Tage". Julia Jentsch (26) wurde als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
In dem Film geht es um die letzten Tage im Leben der 1943 hingerichteten Widerstandskämpferin und Mitbegründerin der Weißen Rose. Bei den Filmfestspielen hatte Jentsch ("Die fetten Jahre sind vorbei") bereits viel Lob für ihre Darstellung bekommen. Die Schauspielerin zeigte sich "überglücklich" über die Auszeichnung. Sie nahm den Preis bereits nach der Bekanntgabe der Jury-Entscheidung am Samstag Nachmittag in Empfang, weil sie bei der offiziellen Verleihung nicht dabei sein kann. Jentsch wird am Abend bei den Münchner Kammerspielen auf der Bühne stehen.
In Südafrika löste die Entscheidung der Jury Freudentänze aus: Besetzung und Mitarbeiter der Opernverfilmung "U-Carmen eKhayelitsha" reagierten am Samstag begeistert auf den überraschenden Sieg bei der Berlinale. "Ich habe getanzt und gesungen", sagte die Sängerin Noluthando Boqwana. "Ich kann noch gar nicht sagen, was ich fühle." Der Goldene Bär bedeute einen großartigen Durchbruch für die südafrikanische Filmindustrie. "Man könnte sagen, damit ist die südafrikanische Filmindustrie erwachsen geworden", sagte Mannie Manim, einer der bekanntesten Theaterproduzenten des Landes. "Wir sind erstaunt und begeistert", sagte Camilla Driver, die Managerin der Schauspielakademie Dimpho Di Kopane, die von Regisseur Mark Dornford-May gegründet worden war. "Dies ist phänomenal." Man sei froh gewesen, dass der Film überhaupt in den Wettbewerb aufgenommen worden sei. Niemand habe damit gerechnet, dass die Opernverfilmung die höchste Auszeichnung hole. Der Film basiert auf einer Kapstadter Bühnenversion, die von 2001 auf Tournee ging, unter anderem über London, New York und Toronto. (sams)