1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Goldene Palme für Jacques Audiard

Annabelle Steffes24. Mai 2015

19 Filme waren im Rennen. Die Goldene Palme nimmt 2015 Regisseur Jacques Audiard für "Dheepan" mit nach Hause, ein Film, der im Vorfeld nicht als Favorit galt. Überraschungen gab es auch bei den weiteren Preisen.

https://p.dw.com/p/1FVsm
Cannes Filmfestival 2015 Goldene Palme für Jacques Audiard
Bild: picture-alliance/abaca/G. Nicolas

Es ist eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt: Das "Festival international du Film" in Cannes. Hier haben weniger die Kino-Blockbuster Aussicht auf Erfolg, sondern ambitionierte internationale Filmproduktionen. Auch bei der Preisverleihung gibt man sich an der Croisette eigen. Während die Filme bei den Academy Awards mit mehreren Oscars ausgezeichnet werden können, gilt in Cannes, dass kein Beitrag mehr als eine Auszeichnung erhalten darf. In diesem Jahr hat sich die Jury - unter dem Vorsitz der Coen-Brüder Ethan und Joel - für folgende Beiträge entschieden:

Die höchste Auszeichnung, die Goldene Palme, geht an den französischen Regisseur Jacques Audiard (62). Sein Film "Dheepan" war vorher nicht mal als Favorit gehandelt worden. Er erzählt von einem politischen Flüchtling aus Sri Lanka, der versucht in Frankreich ein neues Leben aufzubauen und sich als Hausmeister verdingt. Was niemand ahnt: Der Flüchtling ist ein ausgebildeter Kämpfer. Schon bald muss er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Eine mutige Wahl: "Son of Saul"

Filmfestival Cannes 2015: Still aus "Son of Saul" von László Nemes (Foto: Filmfestival Cannes)
"Son of Saul" erzählt vom Schicksal eines KZ-Häftlings, der im Sonderkommando arbeiten mussBild: Festival de Cannes 2015

Der Große Preis der Jury geht in diesem Jahar an den Erstlingsfilm "Son of Saul" des ungarischen Regisseurs László Nemes. Das Festivalpublikum an der Croisette hatte er schockiert. Der Film erzählt vom brutalen Alltag im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und beeindruckte vor allem durch seine radikale filmische Erzählweise. Regisseur Nemes lässt über weite Strecken kaum mehr als das Gesicht des Hauptdarstellers erzählen.

Den Jury-Preis erhält Yorgos Lanthimos' haarsträubende Geschichte "Lobster" - sicherlich der komischste Beitrag der diesjährigen Filmfestspiele. Als bester Darsteller wurde der französische Schauspieler Vincent Lindon für "La Loi du Marché" (Das Gesetz des Marktes) ausgezeichnet, in dem er einen Arbeitslosen spielt. Der Preis für die beste Darstellerin teilen sich die Französin Emmanuelle Bercot für ihre Rolle in "Mon Roi" und die Amerikanerin Rooney Mara für ihre Rolle in dem Film "Carol".

Das Kinodrama, nach der literarischen Vorlage von Patricia Highsmith verfilmt, galt auch als Favorit für die Goldene Palme. Der Film erzählt von der unmöglichen Liebe zweier Frauen im New York der 1950er Jahre. Hätte der Film gewonnen, so wäre es nach "Blau ist eine warme Farbe" die zweite Geschichte rund um eine lesbisches Paar gewesen, der innerhalb von zwei Jahren in Cannes gewonnen hätte.

Filmfestival Cannes 2015: Emmanuelle Bercot bei der Preisverleihung (Foto: REUTERS/Regis Duvignau)
Schauspielerin Emmanuelle Bercot war gerührt über den Preis als beste DarstellerinBild: Reuters/R. Duvignau

Zwei Frauen, ein Preis

Mit dem Preis für das beste Drehbuch wurde Michel Franco (Foto) für "Chronic" ausgezeichnet. Der Mexikaner lieferte mit seinem englischsprachigen Debüt den wohl deprimierendsten Film des Croisette-Jahrgangs 2015. Hauptdarsteller Tim Roth mimt einen manischen ambulanten Krankenpfleger, der sich ganz und gar seiner Arbeit verschrieben hat und weit über das Übliche hinaus in das persönliche Umfeld seiner todkranken Patienten eintaucht.

Cannes 2015 Preisverleihung Michel Franco
Bestes Drehbuch: Michel Franco für "Chronic"Bild: Reuters/R. Duvignau

Die beste Regie führte nach Ansicht der Internationalen Jury der taiwanesische Altmeister Hou Hsiao Hsien. Sein Kinofilm "L'Assassin" ist ein kunstvolles Martial-Art-Stück, das die Geschichte einer sich an der Welt rächenden Frau im neunten Jahrhundert erzählt.

Kein deutscher Wettbewerbsbeitrag

Unter den insgesamt 19 Wettbewerbs-Filme waren allein vier aus Frankreich, das damit den größten Länderanteil stellt. Aus Deutschland war, wie in den vergangenen Jahren schon, kein Film im Wettbewerb vertreten, auch nicht in der Nebenreihe "Un Certain Regard". Das internationale Festival geriet auch 2015 erneute wieder in die Kritik, weil nur wenige Regisseurinnen mit ihren Filmen Cannes vertreten waren.

Mit zwei Regiearbeiten von Frauen im Wettbewerb sowie drei Frauen in "Un Certain Regard" war der Anteil auch in diesem Jahr wieder niedrig. Als Special Screening gab es immerhin das Regiedebüt von Oscar-Gewinnerin Nathalie Portman zu sehen. Insgesamt hinterließ der Wettbewerb des Festivals in Cannes beim überwiegenden Teil der Filmkritiker einen starken Eindruck. Ansonsten bot die glamouröse Veranstaltung an der südfranzösischen Croisette wieder einmal Gelegenheit zum Sehen und Gesehen zu werden.

(dpa/afp/Livestream des Festivals)