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Goldene Palme für Irland-Drama

29. Mai 2006

Der Sieger war eine echte Überraschung: Ken Loachs Film "The Wind that shakes the Barley" wurde bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Als Favoriten wurden zuvor andere Filme gehandelt.

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Siegerpose: Ken LoachBild: picture-alliance / dpa
59. Filmfestival in Cannes - Wong und Jackson
Jury-Präsident Wong Kar-Wai (l.) mit dem chinesischen Jury-Mitglied Zhang Ziyi und Samuel L. JacksonBild: picture-alliance / dpa

Eigentlich war eher damit gerechnet worden, dass entweder der Film "Babel" des Mexikaners Alejandro Gonzales Inarritu oder der Streifen "Volver" von dem Spanier Pedro Almodóvar mit der Goldenen Palme ausgezeichnet werden würden. Trotzdem: Die Entscheidung für "The Wind shakes the Barley" des irischen Regisseurs Ken Loach sei schließlich einstimmig gefallen, sagte der Hongkonger Regisseur und Jury-Präsident Wong Kar-Wai am Sonntagabend (28.5.2006) in Cannes.

"Imperialistische Vergangenheit"

"The Wind that Shakes the Barley" spielt in den 1920er Jahren im vom Bürgerkrieg zerrissenen Irland. Loach, der sich bereits sieben Mal für das Festival qualifiziert hat, sagte, sein Film solle den Briten einen Schritt weit helfen, ihrer "imperialistischen Vergangenheit" ins Gesicht zu sehen: "Wenn wir wagen die Wahrheit über die Vergangenheit zu sagen, werden wir vielleicht auch wagen, die Wahrheit über die Gegenwart zu sagen."

Auszeichnung für Almodóvar

59. Filmfestival in Cannes - Almodovar mit Cruz
Almodóvar mit Penelope CruzBild: picture-alliance / dpa

Der Grand Prix der Jury, der als zweiter Preis des Festivals gilt, ging an den französischen Film "Flandres" von Bruno Dumont. Im vergangenen Jahr hatten die Belgier Luc und Jean-Pierre Dardenne mit "L'enfant" ihre zweite Goldene Palme geholt. Almodóvar erhielt den Preis für das beste Drehbuch. Die Britin Andrea Arnold bekam für ihren ersten abendfüllenden Film "Red Road" den Jury-Preis.

Schauspieler in Gruppen geehrt

Als beste Schauspielerinnen beziehungsweise Schauspieler wurden jeweils Ensembles gekürt: Penelope Cruz und ihre fünf Kolleginnen aus "Volver", darunter Carmen Maura, Lola Duenas und Yohana Cobo. "Es ist eine Ehre, zusammen mit diesen Frauen den Preis zu teilen", sagte Cruz. Die wahre Ehre gebühre jedoch Regisseur und "Meister" Almodovar. Zu den besten männlichen Schauspielern kürte die Jury Jamel Debbouze, Samy Naceri, Roschdy Zem, Sami Bouajila und Bernard Blancan. Sie sind in "Days of Glory" des algerischen Regisseurs Rachid Bouchareb zu sehen, einem Drama über die nordafrikanischen Muslime, die im Zweiten Weltkrieg in den französischen Streitkräften kämpften.

"Vielfältiges Programm"

Der Wettbewerb sei eine "Wolke voller Wunder" gewesen, sagte der Jury-Vorsitzende Wong Kar-Wai aus China. Die Jury habe ein "sehr vielfältiges, sehr gutes" Programm gesehen. Um die Preise des Hauptwettbewerbes hatten 20 Beiträge konkurriert. Daniel Brühl und Diane Kruger zählten mit "Desperate Housewives"-Star Eva Longoria, Emmanuelle Béart und Jean Rochefort zu den Stargästen, die im Festival-Palast die Preise überreichten.

Deutsche Filme in den kleinen Reihen

Deutsche Filmemacher waren in diesem Jahr nur in den Nebenreihen nach Cannes geladen, heimsten dafür aber gleich etliche Ehrungen ein: Für seinen Spielfilm "Pingpong" erhielt Matthias Luthardt den Drehbuchpreis der Internationalen Kritiker-Woche. Auch die Kurzfilmer Stefan Müller ("Mr. Schwartz, Mr. Hazen & Mr. Horlocker") und Matthias Müller und Christoph Girardet ("Kristall") konnten sich in ihren jeweiligen Sektionen über Auszeichnungen freuen.

Jubiläum steht bevor

Dem wichtigsten und größten Filmfestival der Welt fehlten in diesem Jahr zwar die Superstars, deren Marsch über die 24 Stufen ins Festival-Palais das Treiben auf dem Palmen-Boulevard La Croisette immer besonders anheizt. Doch bis auf wenige Enttäuschungen war der Wettbewerb besser als in vergangenen Jahren. Viele Filme zeigten sehr unterschiedliche Herangehensweisen an politische und historische Themen - ohne billige Provokation, dafür aber mit beeindruckender künstlerischer Ernsthaftigkeit. In zwölf Monaten wird das Filmfest an der französischen Küste 60 Jahre alt. Nachdem in diesem Jahr das Fassungsvermögen des sonst eher beschaulichen Ortes mit Rekordteilnehmerzahlen fast schon erschöpft schien, laufen schon jetzt die Planungen für ein Festival der Superlative. (chr)