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"Goldene Henne" für Gyula Horn

28. September 2004

- Ehemaliger Außenminister mit Medienpreis ausgezeichnet

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Budapest, 28.9.2004, PESTER LLOYD, deutsch

Der ehemalige ungarische Außenminister und Ministerpräsident Gyula Horn wurde mit dem Medienpreis "Goldene Henne" geehrt. Begründet wurde die Auszeichnung Horns damit, dass er politischen Mut bewiesen habe, als er den "Eisernen Vorhang" zwischen Ungarn und Österreich öffnete. Dadurch erhielten mehrere 10.000 DDR-Bürger die Chance, in den Westen zu gelangen, womit der Untergang des SED-Regimes eingeleitet wurde. Gleichzeitig erhielt die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley den Preis, weil sie in der DDR der Opposition gegen das SED-Regime eine überzeugende Stimme verliehen hatte. Auch Pfarrer Christian Führer wurde mit dem Preis ausgezeichnet: er hatte den Montagsdemonstrationen mit dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche eine Heimat geboten und im Herbst 1989 entscheidend dazu beigetragen, dass die Proteste friedlich blieben, heißt es in der Begründung zur Auszeichnung.

Gyula Horn war als Außenminister zweifellos eine der zentralen Figuren des früheren Regimes, die, den Wandel der Zeit und die von Gorbatschow eröffneten Möglichkeiten erkennend, kühn handelten und sicherlich auch in der deutschen Geschichte einen Platz verdienen. Ebenso wahr ist, dass der Beschluss, die Grenze für die Ostdeutschen zu öffnen, eine kollektive Entscheidung dieser Gruppe war, zu der u. a. auch Ministerpräsident Miklós Németh und andere gehörten. Dass sich die Preisverleiher auf die "Grenzöffnung" mit Alois Mock, dem seinerzeitigen österreichischen Amtskollegen von Horn am 2. Mai 1989, beriefen, macht dagegen nur wenig Sinn. Der Auftritt der Außenminister vor den Kameras war bloß die Demonstration der Tatsache, dass die Demontage des "Eisernen Vorhangs", der schon lange keine Minen mehr, sondern "nur" Alarmeinrichtungen bedeutete, vollendet war. Die erste tatsächliche "Öffnung" der Grenze fand am 19. August 1989 bei Sopron beim so genannten "Paneuropa Picknick" statt, das von der Paneuropa Union organisiert wurde: dort rannten DDR-Bürger spontan – ungehindert von der ungarischen Grenzwache – hinüber nach Österreich. Die Németh-Regierung öffnete die Grenze für die DDR-Bürger offiziell erst am 10. September. (fp)