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Globales Klimaabkommen schon 2016?

5. September 2016

China und die USA verkündeten auf dem G20-Gipfel in Hangzhou den Beitritt zum Klimaschutzabkommen von Paris. Der UN-Vertrag könnte so jetzt bereits 2016 in Kraft treten. Ein Etappensieg für den Klimaschutz.

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Obama und Jinping auf dem G20 Gipfel in Hangzhou (Foto: © Reuters/D. Sagolj)
Bild: Reuters/D. Sagolj

China und die USA sind die größten Klimasünder der Welt. Zusammen stoßen sie fast 40 Prozent der globalen Treibhausgase aus. Mit der Übergabe von rechtsverbindlichen Dokumenten an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf dem G20 Gipfel in Hangzhou zeigten US-Präsident Barack Obama und der chinesische Ministerpräsident Xi Jinping, wie wichtig das internationale Klimaabkommen ist. Das Abkommen sei der entscheidende Schritt zur "Rettung unseres Planeten" sagte Obama. Zuvor hatte der Nationale Volkskongress in Peking für die Ratifizierung des Abkommens gestimmt.

Wirksam wird der in Paris vereinbarte Klimavertrag, wenn ihn mindestens 55 Staaten ratifiziert haben, die zusammen für mindestens 55 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich sind. Vor den USA und China waren bereits 24 Staaten dem Abkommen beigetreten, allerdings fast ausschließlich kleine Inselstaaten und Entwicklungsländer, die zusammen nur ein Prozent der globalen Emissionen ausmachen. Zehn weitere Staaten - darunter Frankreich, Österreich und die Ukraine - haben ihn bereits ratifiziert, aber die entsprechenden Urkunden noch nicht formal eingereicht.

Frankreich Cop21 Infografik CO2 Emissionen 2014

Zeichen für schnelles Klimaabkommen

UN-Generalsekretär Ban setzte jetzt für den 21. September in New York ein Treffen an, von dem er sich die Zustimmung weitere Länder erwartet. Das Klimaabkommen könnte so noch Ende 2016 in Kraft treten - nur 12 Monate nach der Klimakonferenz in Paris. Zum Vergleich: Der erste globale Klimavertrag, das sogenannte Kyoto-Protokoll brauchte, bis es formal in Kraft trat, sieben Jahre und wurde zudem von den USA nie ratifiziert.

Es ist nun "sehr wahrscheinlich, dass das Abkommen noch in diesem Jahr in Kraft treten wird", sagt der Klimaexperte Christoph Bals von der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch. Der verbindliche Beitritt von China und den USA sei ein Riesenschritt zu einem schnellen Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens.

Trend zum Ausstieg aus fossiler Energie

Das Abkommen gilt auch als ein wichtiges Signal, um klimafreundliche Technologien zur Energieversorung zu stärken. "Seit zwei Jahren haben wir erstmalig keinen Emissionsanstieg. Das reicht zwar nicht aus, es zeichnet sich aber eine Wende ab", so Bals gegenüber der DW. "Wir erleben ein anderes Investitionsverhalten. Es wird deutlich mehr in erneuerbare Energien investiert als in allen anderen Energien zusammen. Und wir sehen, dass die Kohlekraft stark in die Defensive gerät."

Bals erwartet auch weiteren Schub für die erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren durch die Politik. "Mit dem Klimaabkommen ist jeder Staat verpflichtet vor 2020 einen Plan für die Dekarbonisierung vorzulegen, also eine Strategie zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Von den großen Staaten erwarten wir sogar vor 2018 diesen Plan."

Frankreich Cop21 Klimagipfel in Paris Klimaabkommen beschlossen
Große Freude für den historischen Durchbruch bei der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 (Foto Reuters/S. Mahe)Bild: Reuters/S. Mahe

Akzeptanz und CO2-Preis als Schlüssel

Auch wenn die Aussichten für das internationale Klimaabkommen positiv sind, zu einem Selbstläufer wird der Klimaschutz deshalb nicht: Regierungen müssen die Pläne umsetzen, Politiker wollen wieder gewählt werden und nicht alle Unternehmen und Bürger unterstützen die Veränderungen. "Wichtig ist, dass die Zivilgesellschaft Druck macht, die Energiewende von unten vorankommt und die politisch gesetzten Akzente von der Bevölkerung, den Städten und Regierungen aufgegriffen werden", so Bals.

Als wichtiges Instrument für den Klimaschutz gilt ein CO2-Preissignal durch Abgaben, Steuern oder Emissionshandel. In den nächsten Jahrzehnten könnten so die fossilen Energien Schritt für Schritt verteuert und im Gegenzug mit den Einnahmen die klimafreundliche Energieversorgung aufgebaut werden. So sind sich Experten einig, dass durch langfristig festgelegte CO2-Preise Investoren deutlich mehr Sicherheit hätten.

Christoph Bals von Germanwatch (Foto: Müller/DW)
Klimaexperte Bals lobt Bemühungen in China und USABild: DW/M.Müller

In diesem Zusammenhang fordert Germanwatch auch die Einführung von Stresstests für Unternehmen. Beim nächsten G20-Gipfel, der im kommenden Jahr in Hamburg stattfinden wird, sollten diese beschlossen werden. Beispielsweise würden in einem solchen Test klimafreundliche Stahlunternehmen besser abschneiden als Konkurrenten mit einer schlechteren CO2-Bilanz. Investoren und Banken hätten dann hilfreiche Informationen und könnten so einschätzen, welche Unternehmen im internationalen Vergleich zukunftsweisend aufgestellt sind.

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Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion