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Globales Händereichen

Ulrich José Anders23. Januar 2003

Ein drohender, neuer Golfkrieg überschattet im Vorfeld das 33. Weltwirtschaftsforum im schweizer Davos. Der Kongress steht unter dem Motto "Vertrauen schaffen". Was will er sonst noch?

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Stacheldraht im schweizer Alpenidyll DavosBild: AP

Erfunden wurde das Weltwirtschaftsforum vor 33 Jahren vom Ingenieur Klaus Schwab. Er organisiert das jährliche Zusammentreffen von Spitzenleuten aus Politik und Wirtschaft seitdem. In Workshops und Diskussionrunden sollen dann neue Strategien für das kommende Jahr erarbeitet werden. Traditionsgemäß findet das World Economic Forum (WEF) im schweizer Davos statt. Vom 23. bis 28. Januar 2003 werden über 2000 Gäste erwartet.

Eliteclub oder Volkshochschulkurs

Der Blick auf die diesjährige Agenda lässt stutzen. Neben den üblichen Themen wie der Marktentwicklung in Afrika und Lateinamerika, neuer Technologien und bilateraler Beziehungen wirkt das Weltwirtschaftsforum 2003 fast wie das Jahrestreffen des Deutschen Volkshochschulverbandes. Themen sind: "Die Liebe – eine Sache des Vertrauens", "Roboter und Du", "Das Jahr der Klone" und "Die Macht der Zeichentrickfilme". Das wäre fast lustig, wenn man auf dieser Liste nicht noch lesen könnte: "Was tun wenn eine Atomrakete abgeschossen wird?", "Klimaumschlag – wann muss ich besorgt sein?" und "Entscheidungsrichtlinien unter feindlichem Beschuss".

World Economic Forum Klaus Schwab
Gründer des Forums Klaus SchwabBild: AP

Der diesjährige Kongress findet nach Worten des Organisators Klaus Schwab in "politisch verwundbaren" aber auch "historischen" Zeiten statt. Mit Spannung wird die Rede von US-Außenminister Colin Powell erwartet. Denn ein Ja oder ein Nein zu einem weiteren Golfkrieg wird die wichtigsten politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen des kommenden Jahres schaffen. Ändern kann das Forum daran nichts. Wie auch? Der Irak wurde nicht eingeladen. Genauso wenig Yassir Arafat, dem die Einreise in die Schweiz verweigert wurde. Die Zusage Nordkoreas, welches jüngst aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgestiegen ist, steht noch aus. Bestrebungen, Konflikte zu lösen, oder zwischen zwei Ländern zu vermitteln, sucht man dieses Jahr in Davos vergebens. Zusagen werden erfahrungsgemäß selten gemacht. Dafür aber viele gute Vorsätze geäußert. Eskortiert wird das Ganze von der bestens versorgten Weltpresse, die ihre Kameras auf die dicken Bosse hält. Neben Powell haben ihr Kommen angekündigt: Brasiliens Präsident Luiz Ignázio Lula da Silva, der deutsche Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Deutsche-Chef-Chef Josef Ackermann.

Demonstranten vor der Kamera

Globalisierungsgegnern ist die Veranstaltung schon lange ein Dorn im Auge. Für sie ist Davos das Jahrestreffen eines elitären Clubs. Eine Mauschelbörse, die eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt. Mehrere tausend Demonstranten werden erwartet. Inoffiziell wurde gemeldet, dass die Schweiz angeblich über 100 gewaltbereiten Ausländern die Einreise verweigerte. Für Anti-Globalisierungsgruppen ist das Forum aber auch der ideale Ort, um gehört zu werden. Kamerateams aus aller Welt scheinen nur auf Krawalle zu warten. Um das zu verhindern werden erstmals Diskussionsrunden vom Dachverband "The Eye on Davos" abgehalten, die öffentlich zugänglich sind. "Eye on Davos" setzt sich aus Kritikergruppen des Forums zusammen. Besprochen werden sollen soziale, kulturelle und umweltschützerische Probleme.

So ganz wohl scheint sich WEF-Präsident Schwab dann auch nicht zu fühlen. Sein Motto "Vertrauen schaffen" wird mit 14 Millionen Franken untermauert, die die Veranstalter für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben haben – 50 mal mehr als 1998.