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Überlebenskünstlerin in der Wüste

Jennifer Collins20. September 2016

Die Addax sind keine Fata Morgana in der Sahara. Aber die Antilope ist nahezu perfekt an das Überleben in den extremen Bedingungen angepasst. Doch Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums bedrohen sie.

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Addax
Bild: CC BY 3.0/Zachi Evenor

Sengende Hitze, praktisch nie Regen, riesige Sandstürme und wenig Vegetation. Das Leben in der Sahara ist hart. Doch ein Tier ist perfekt an diese scheinbar unmöglichen Bedingungen angepasst: die Addax, eine geisterhafte Antilope mit langen, gedrehten Hörnern.

Die Addax oder Mendesantilope muss nur selten trinken. Sie bekommt das meiste Wasser aus ihrer Nahrung. Ihre breiten, flachen Hufe sorgen dafür, dass sie im Sand nicht einsinkt, und ihr Fell wechselt von braun im Winter zu weiß im Sommer, damit die Tiere nicht überhitzen.

Allerdings ist es heute mehr oder weniger unmöglich, überhaupt eines der Tiere zu beobachten. Die Zerstörung ihres Lebensraums in Nordafrika und die unkontrollierte Jagd auf die Tiere hat die Art an den Rand der Ausrottung geführt. Laut einer neuen Untersuchung in Niger sind von einer kleinen, aber gerade noch überlebensfähigen, Population von 200 Tieren im Jahr 2010 heute nur noch drei Tiere übrig geblieben.

"Wir erleben die Ausrottung einer bedeutenden und einst weit verbreiteten Art live mit", sagte Jean-Christophe Vié, der stellvertretende Direktor der "International Union for Conservation of Nature" (IUCN) im Mai, als die Studie veröffentlicht wurde.

Im Niger begannen die Probleme für die Tiere im Jahr 2008. Damals erlaubte das Land der "China National Petroleum Corporation" (CNPC) Bohrungen im Südosten des Landes, dem letzten großen Lebensraum der Tiere.

Lastwagen und Bulldozer haben die Addaxherden seitdem aufgelöst. Soldaten, deren Aufgabe es eigentlich war die Ölbohrungen zu beschützen, haben die Tiere trotz Verbot gewildert.

2011 mussten die Addaxpopulationen einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der Bürgerkrieg in Libyen und der Zusammenbruch des Regimes von Muammar Gaddafi führt "zu einem Exodus von Milizionären mit Waffen und Geländewagen in angrenzende Länder und damit in Gebiete mit wichtigen Populationen von Wildtieren", sagt die IUCN.

"Wenn wir nicht sofort handeln, wird die Addax ihren Überlebenskampf verlieren", so Vié.

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Gruppen wie IUCN und "Sahara Conservation Fund" (SCF) arbeiten mit der Regierung Nigers zusammen, um die Antilopen zu schützen. Im Jahr 2012 wurde das "Termit & Tin Toumma National Nature Reserve" eröffnet, um die Mendesantilopen und andere wilde Arten zu schützen. Mit einer Fläche in etwa so groß wie Ungarn ist das Gebiet, auch Arche Noah der Wüste genannt, das größte Reservat Afrikas. Allerdings schlüpfen immer wieder Wilderer durchs Netz, gerade weil das Gebiet so groß und schwer zu überwachen ist.

Addax mit Kalb
Bild: public domain

Naturschützer haben einen Aktionsplan entworfen, wie die wilden Gruppen der Addax auf die Beine kommen können. Der "Nigers Wildlife Service" braucht demnach mehr Kapazitäten, eine Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort ist ebenfalls notwendig, um die Schutzgebiete zu verwalten. Gruppen wie der "Sahara Conservation Fund" (SCF) wollen auch chinesische Geschäftsinteressen und die Behörden des Niger mit an Bord holen, um die Wilderei unter Kontrolle zu bekommen und die Auswirkungen der Erdölexploration auf den Lebensraum der Antilopen zu minimieren.

"Wer Geschäftsinteressen in der Wüste hat, könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Addax leisten, indem es eine Zusammenarbeit mit den Wildtierbehörden gibt, und etwas feinfühligere Praktiken eingeführt werden", sagte Thomas Rabeil von SCF kürzlich in einer Stellungnahme.

Wenn die Bemühungen erfolglos bleiben, könnte der scheuen Addax das selbe Schicksal drohen wie der Säbelantilope. Die starb in den 1990er Jahren aus. Grund waren auch hier die Jagd und der Verlust ihres Lebensraums in der Wildnis. Die Zeit läuft.