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GIZ sieht sich weiter im Aufwind

Marcel Fürstenau12. Juni 2014

Trotz rückläufigen Geschäftsvolumens zieht die zentrale staatliche Entwicklungsorganisation Deutschlands eine positive Bilanz. Warum das so ist, erläuterte die Unternehmensspitze bei der Vorlage des Jahresberichts.

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Das rote Logo der Zentrale der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) - Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ein rein privatwirtschaftliches Unternehmen wäre unzufrieden, vielleicht sogar alarmiert, wenn alle relevanten Geschäftszahlen ein Minus aufwiesen. Der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sind derlei Empfindungen fremd, obwohl ihr Umsatz binnen Jahresfrist von 2,1 auf rund 1,9 Milliarden Euro gefallen ist. Das ist immerhin ein Rückgang von gut acht Prozent. Dennoch sagte Vorstandssprecherin Tanja Gönner am Donnerstag (12.06.2014) in Berlin: "Die GIZ ist mehr denn je ein Global Player" in der Entwicklungszusammenarbeit.

Tanja Gönner - Foto: Michael Kappeler (dpa)
GIZ-Chefin Gönner: "Mehr den je ein Global Player"Bild: picture-alliance/dpa

Als im weitesten Sinne gemeinnütziges, kaum gewinnorientiertes Bundesunternehmen darf man das so sehen, muss es vielleicht sogar. Dennoch drängen sich Fragen nach den Ursachen auf. Etwa warum das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nur noch Aufträge mit einem Gesamtvolumen von 1,4 statt 1,6 Milliarden Euro erteilte? Oder warum die kommerziellen Aktivitäten des eigenständigen Geschäftsbereiches "Internationale Services" einen Rückgang von 230 auf 178 Millionen Euro zu verzeichnen haben? GIZ-Chefin Gönner sieht darin keinen Grund zur Sorge. Das seien übliche Schwankungen, die sich unter anderem durch Aufträge ergäben, die über mehrere Jahre verteilt finanziert und bezahlt würden. Als Beispiel nannte sie ein Projekt für Berufsschulen in Saudi-Arabien, das ein Volumen von 190 Millionen Euro habe.

Weniger Umsatz der kommerziellen "International Services"

Entwicklungszusammenarbeit sei immer dann am erfolgreichsten, "wenn Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen", betonte Gönner. BMZ-Staatssekretär Friedrich Kitschelt, zugleich Vorsitzender des GIZ-Aufsichtsrates, teilt diese Einschätzung. Er gehört zu den erfahrensten Leuten von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Dessen Vorgänger Dirk Niebel (FDP) sah sich während seiner vierjährigen Amtszeit permanent dem Vorwurf ausgesetzt, sich mehr um das Wohl der deutschen Wirtschaft zu kümmern als um die Ärmsten der Welt. Als wichtige Aufgabe der GIZ-Tochter "International Services" bezeichnete er vor Jahresfrist, "die Potenziale der Privatwirtschaft zu mobilisieren".

Unter Minister Müller hat sich die Tonlage - auch wenn es um die GIZ geht - hörbar verändert. Die Rolle der Privatwirtschaft wird zwar als unentbehrlich gewürdigt, aber nicht in den Vordergrund gerückt. Dabei ist die Ausrichtung der deutschen Entwicklungspolitik und ihrer wichtigsten Durchführungsorganisation GIZ im Wesentlichen unverändert geblieben. Staatssekretär Kitschelt verwies bei der Vorstellung des Unternehmensberichtes auf die werteorientierte Haltung seines Hauses. Entwicklungspolitik sei globale Sicherheits- und Friedenspolitik: "Kein Cent für Waffen, kein Cent für Rüstung".

Umwelt- und Klimaprojekte boomen

Einen besonderen Schwerpunkt legt die GIZ auf Umwelt- und Klimaprojekte. In mehr als 30 Ländern ist sie im Auftrag der deutschen Regierung aktiv, wenn es um den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Schutz von Wasser und Wäldern geht. In Brasilien, Indien und Südafrika würden Millionen Menschen von Solar- und Windenergie profitieren, die mit GIZ-Unterstützung erzeugt werde.

Arbeiter in einer Solaranlage in Indien - Foto: Chandan Khanna (AFP)
Solaranlage in Indien: GIZ-Aktivitäten im Bereich Erneuerbare Energien in mehr als 30 LändernBild: C.Khanna/AFP/Getty Images

Nachhaltige Wirkung sollen medizinische und berufsorientierte Projekte in Bangladesch erzielen. Dort waren im vergangenen Jahr weit über 1000 Menschen in eingestürzten Textilfabriken ums Leben gekommen. Von der GIZ-Hilfe würden mehr als eine halbe Million Arbeiter in rund 650 Fabriken profitieren.

Für viele der rund 16.500 GIZ-Mitarbeiter, vor allem für einheimische Ortskräfte, hat sich die Sicherheitslage im vergangenen Jahr verschlechtert. "Die Fragilität nimmt deutlich zu", sagte Aufsichtsrat Kitschelt unter Hinweis auf Länder wie Afghanistan, Jemen, Südsudan oder - ganz aktuell - Irak. Dort sei die GIZ nur noch in einem auslaufenden Projekt tätig. Da der Irak kein "klassisches Partnerland" der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sei, werde es auch keine weiteren Projekte geben, sagte Kitschelt. Das Land habe aber genug Geld, um sich "Leistungen zu kaufen", fügte der Staatssekretär hinzu. Als Auftragnehmer komme dann die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit infrage.