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Gipfel in der Stadt des Wandels

25. September 2009

Pittsburgh ist bereit für den Weltfinanzgipfel. Die einstige Stahlstadt ist ein Symbol für den Wandel. Wird sie auch für eine neue Finanzarchitektur stehen? Zweifel sind angebracht.

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Pittsburgh (Foto: DW)
Pittsburgh heißt die Welt willkommenBild: DW

"Pittsburgh Welcomes the World!" - schon auf dem Flughafen werden die Passagiere so empfangen, an vielen Laternenmasten flattert diese Grußbotschaft, auf den Anzeigetafeln der Stadtbusse ist es zu lesen. Kein Zweifel, die Stadt im US-Bundesstaat Pennsylvania ist stolz darauf, Ausrichter des dritten Weltfinanzgipfels der G20-Staaten zu sein. Denn es geht um einen Wandel, um eine neue Weltfinanzordnung. Mit dem Wandel kennen sie sich hier aus.

Pittsburgh – Stadt des Wandels

Das Logo des G20 Gipfels von Pittsburgh
Brücken bauen: Das Logo des G20 Gipfels von Pittsburgh

Vor 100 Jahren wurde die Hälfte des amerikanischen Stahls hier produziert. Die Stadt lag unter einer dichten Rauchwolke, die aus den mächtigen Fabrikschornsteinen aufstieg. Smoky City - so nannte man Pittsburgh damals. Stahl findet man heute höchstens noch im Museum oder als Kunstwerk. Denn vor 30 Jahren schloss ein Stahlwerk nach dem anderen. Zehntausende verloren ihre Jobs, und die Stadt schien keine Zukunft mehr zu haben. Doch der Umschwung gelang, heute ist Pittsburgh eine junge, lebendige Metropole mit einer großen Universität, mit Forschungs- und Technologiezentren - und ein Modell für andere strauchelnde Regionen. Wohl auch deshalb hat US-Präsident Barack Obama entschieden, den Gipfel der 20 hierher zu vergeben.

Zäune vor Wolkenkratzern

Zäune an einer Strasse in Pittsburgh (Foto: DW)
Zäune bestimmen das Bild in der Innenstadt von PittsburghBild: DW

Jetzt hat die Stadt sich herausgeputzt, sie hat sich fein gemacht für ihre Gäste. Aber nicht alle diese Gäste sind ihr offenbar willkommen. Aus Angst vor Protesten ist Downtown Pittsburgh eingezäunt, rund um Banken und Hotels, in denen die Delegationen untergebracht sind. Tausende Polizisten sind zusammengezogen worden, Militärfahrzeuge patrouillieren durch die Straßen, Hubschrauber knattern über den Wolkenkratzern. Taxifahrer lehnen Fahrten in die Innenstadt ab. An vielen Geschäften werden die Schaufenster zugenagelt - das übliche Gipfel-Szenario. In das riesige Konferenzzentrum gelangt nur, wer akribische Sicherheits-Checks hinter sich bringt.

Militärfahrzeug in der Innen von Pittsburgh (Foto: DW)
Militärfahrzeuge fahren in der Nähe des KonferenzzentrumsBild: DW

Hinter den Zäunen soll nun festgezurrt werden, was die G20 zuvor in Washington und London beraten hatten: Die neuen Spielregeln für das globale Casino. Die unbändige Zockerei soll ein Ende haben, gespielt werden soll mit offenen Karten. Erfolg soll nur noch langfristig belohnt werden, und wer sich verzockt, der soll auch dafür büßen. Banken sollen verpflichtet werden, mehr Eigenkapital vorzuhalten. Auch um die vieldiskutierten Bonus-Zahlungen für Banker wird es gehen - aber eine Obergrenze wird hier nicht festgelegt werden. Vielmehr wird man vorankommen, eine neue Finanzmarkt-Aufsicht zu strukturieren. Die Europäer haben gute Pläne im Gepäck.

Zwanzig Stunden für zwanzig Mächtige

Übertragungswagen vor dem Konferenzzentrum (Foto: DW)
Alles bereit: Der Gipfel kann beginnenBild: DW

Am Ende werden es nur knapp zwanzig Stunden sein, die die zwanzig Mächtigen dieser Welt hier in Pittsburgh haben, um die Welt zu retten. Man kann davon ausgehen, dass sie nicht alles schaffen werden, was zu klären nötig wäre. Zumal plötzlich neue Konfliktlinien auftauchen: Amerikaner und Briten fordern so etwas wie eine globale Steuerung, um Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft zu verringern. Und über den Klimawandel und die festgefahrene Welthandelsrunde soll ja auch noch gesprochen werden. Ob es für Pittsburgh nach diesem Treffen für einen Platz in den Geschichtsbüchern reichen wird? Gut möglich. Aber dann müssen die Zwanzig an einem Strang ziehen. Und danach sieht es momentan nicht unbedingt aus.

Autor: Henrik Böhme, zurzeit Pittsburgh

Redaktion: Frank Wörner