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Gipfel der Ängste

Nabil Chbib2. März 2003

Im Mittelpunkt der arabischen Presse steht der Irak-Gipfel der Arabischen Liga im ägyptischen Scharm el Scheich, der am Samstagabend (1.3.) zu Ende ging.

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Die Blätter berichten über den offenen Streit zwischen dem libyschen Führer Muammar el Gaddafi und dem saudischen Kronprinzen Abdullah Ibn Abdelasis. Thema ist auch die Initiative der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Iraks Präsident Saddam Hussein solle zurücktreten und ins Exil gehen. Die Blätter vermitteln ein eher diffuses Bild des Gipfels, was in erster Linie auf die Meinungsverschiedenheiten der arabischen Führer zurückzuführen ist.

Die ägyptische Zeitung "Al-Ahram" wertet schon allein die vollzählige Beteiligung der arabischen Staaten an dem Gipfel als Erfolg des ägyptischen Präsidenten Husni Mubaraks. Noch wichtiger werden allerdings die arabischen politischen Aktivitäten nach dem Gipfel sein, meint "Al-Ahram."

Was passiert, wenn ...?

Die saudiarabische Zeitung "Ascharq-Al-Awsat" aus London geht auf den Exil-Vorschlag der Vereinigten Arabischen Emirate ein. Sie beschäftigt sich mit der Bildung einer arabischen Delegation, die den Irak besuchen soll, um Saddam Hussein zum Rücktritt zu bewegen. Der Leitartikel stellt die hypothetische Frage: "Was passiert, wenn die Inspektoren sagen, es gibt keine solchen Waffen, der Krieg nicht mehr stattfindet und die UNO die gegen den Irak verhängten Sanktionen aufhebt?" Die Antwort kommt in Form einer Gegenfrage: "Was passiert aber dann, wenn der Irak nach einigen Jahren doch Massenvernichtungswaffen anwendet?"

In derselben Zeitung schreibt Samir Attalah über die Zerstörung der irakischen Al-Samoud-2-Raketen und begründet diese "paradoxe Aktion" mit den stetigen "Wortkriegen", die der Irak - wie andere arabischen Staaten - immer noch führt, obwohl das Land seit dem Ende des Golfkrieges oft angegriffen worden sei und kein Nachbarland angegriffen habe.

Angst um die eigene Herrschaft

Die Zeitung "Teschrin" aus Syrien hebt das Wort vom syrischen Präsidenten Al-Assad hervor, verbirgt jedoch nicht, dass er als Einzelgänger auf dem arabischen Gipfel erschien: "Was können wir tun? Die Tagesordnung des Gipfels ist völlig anders als das, was die Bevölkerung in den arabischen Ländern will. Was werden wir tun, wenn vielleicht nach zehn Jahren die gesamte arabische Welt entwaffnet wird? Werden wir uns etwa an unsere Geschichte erinnern, damit wir an den Fortbestand unserer Nation glauben?"

Das Blatt "As-Safeer" aus Libanon nennt das Treffen "Gipfel der Ängste" und betont, dass die Führer der arabischen Staaten große Ängste um ihre Herrschaft in den eigenen Ländern haben. Dies habe sie alle bewegt, doch an dem Gipfel teilzunehmen. Der Kommentator Sateé Nouruddin glaubt, dass die Teilnehmer sich eher um ihre Beziehungen zu den USA, und nicht um die Erwartungen der Arabischen Völker kümmerten und fragt ironisch: "Wird der Gipfel von Scharm el Scheich den amerikanischen Erwartungen entsprechen?"