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Gewinnwarnung und Winterkorn-Gerüchte

22. September 2015

Angesichts der Affäre um manipulierte Abgastests in den USA warnt der VW-Konzern vor einem Gewinneinbruch. Im dritten Quartal stellt er 6,5 Milliarden Euro zurück. Derweil kursieren Spekulationen um VW-Chef Winterkorn.

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Deutschland VW Skandal Aktienverluste an der Börse
Bild: Reuters/R. Orlowski

Im Zuge der Abgas-Affäre in den USA sieht sich Volkswagen gezwungen, rund 6,5 Milliarden Euro zur Seite legen. Dadurch werde das Ergebnis im laufenden Jahr geschmälert, kündigte der größte Autobauer Europas mit. Die Ergebnisziele würden entsprechend angepasst. Volkswagen geht davon aus, dass weltweit insgesamt rund elf Millionen Dieselfahrzeuge betroffen sind. Bei einem bestimmten Motortyp sei "eine auffällige Abweichung zwischen Prüfungswerten und realem Fahrbetrieb" festgestellt worden. Das Unternehmen stehe dazu in Kontakt mit den zuständigen Behörden und dem deutschen Kraftfahrtbundesamt.

Immense Folgekosten rollen auf VW zu

Seinen Ausgang hatte die Affäre in den USA. Die dortige Umweltschutzbehörde EPA verdächtigt VW, bei zahlreichen Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen zu haben. Dort geht es um fast eine halbe Million Autos. Neben einem Imageverlust drohen VW nach Angaben der Behörde Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Zusätzlich muss VW mit Rückrufkosten, möglichen Regressansprüchen enttäuschter Kunden und Aktionäre, Kosten für Rücknahme unverkäuflicher Fahrzeuge in den USA sowie strafrechtlichen Folgen rechnen.

Inzwischen ermittele auch das US-Justizministerium, ob VW kriminelle Machenschaften vorzuwerfen seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei mit der Untersuchung vertraute Personen. In Kriminalfällen können US-Ermittlungen Monate oder Jahre andauern, erfolglos enden, aber auch zu heftigen Strafen führen. Das Justizministerium in Washington wollte sich gegenüber Bloomberg nicht zu dem Fall äußern.

Personelle Konsequenzen?

Die Wolfsburger hatten bereits ein Fehlverhalten eingeräumt und versprochen, mit der EPA zu kooperieren. Der Konzern erließ zudem einen Verkaufsstopp für die betreffenden Modelle in den USA. Vorstandschef Martin Winterkorn hat eine externe Untersuchung und eine rasche Aufklärung zugesagt.

In der Affäre werden wohl auch Köpfe rollen. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzt, sagte im ARD-"Morgenmagazin", er sei sich "sicher", dass es personelle Konsequenzen geben werde. Vereinzelt war bereits der Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn gefordert worden.

Martin Winterkorn, Foto: dpa
Martin Winterkorn - bleibt er oder nicht?Bild: picture-alliance/dpa/J. Lübke

Laut dem "Tagesspiegel" wird Winterkorn von Porsche-Chef Matthias Müller abgelöst. Dabei beruft sich die Zeitung auf Aufsichtsratskreise. Einen Wechsel an der Spitze hat Volkswagen allerdings zurückgewiesen. Eine solche Behauptung sei "Schwachsinn", sagte ein Sprecher am Dienstag. Am Mittwoch will sich der innerste Zirkel des Aufsichtsrats bei einem Krisentreffen über die Affäre beraten, hieß es aus VW-Kreisen.

Aktien stürzen weiter in den Keller

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA hat den Börsenkurs von Volkswagen auch am Dienstag unter Druck gesetzt. VW-Vorzugsaktien sind am späten Vormittag nach der Gewinnwarnung erneut massiv eingebrochen. In der Spitze fielen sie um neuerliche 23,3 Prozent auf das tiefste Niveau seit Oktober 2011 ab. Am Montag war der VW-Kurs bereits um 18,6 Prozent abgestürzt.

Damit büßte der Wolfsburger Konzern seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals knapp 27 Milliarden Euro an Börsenwert ein. Dies entspricht in etwa der gesamten Marktkapitalisierung der Münchener Rück, des weltgrößten Rückversicherers.

Mögliche Folgen für deutsche Wirtschaft

Wirtschaftsforscher befürchten durch die Affäre gravierende Folgen für die gesamte deutsche Wirtschaft und halten Arbeitsplatzverluste für möglich. "Der Imageschaden wird VW nicht nur in den USA, sondern auch global teuer zu stehen kommen", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, der "Bild"-Zeitung. Damit seien auch Jobs bei VW und vielen Zulieferern in Deutschland gefährdet. Die möglichen Strafzahlungen für VW seien "noch das geringste der Probleme".

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kle/iw/nin (rtr, dpa, afp)