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Gewalt vor Belfaster Schule

10. Januar 2002

Die Spirale der Gewalt in Nordirland nimmt kein Ende: Wieder durften Kinder einer katholischen Grundschule nicht zum Unterricht gehen.

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Protestanten demonstrieren gegen ihre katholischen Nachbarn in Nordbelfast. Nur die Polizei kann Übergriffe verhindernBild: AP

Es waren wieder einmal die anderen: Katholiken hätten sie als erste provoziert, so die Protestanten. Daraufhin hinderten die protestantischen Anwohner der Ardoyne Road in Nordbelfast die Kinder der Holy-Cross-Grundschule erneut am Besuch ihrer Schule. Am Donnerstag (10.1.02) wurde die Schule daraufhin geschlossen.

Der Anlaß war eigentlich unwichtig. Bisher ist unklar, was der Grund dafür ist, dass die Kinder nicht zur Schule gehen dürfen. Es brachte nur erneut das Pulverfass zum Überlaufen. Die Unruhen begannen am Nachmittag, als Eltern ihre Kinder von der katholischen Schule abholten. In der vergangenen Nacht kam es dann zu schweren Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten. Die Bilanz am frühen Morgen: 17 Polizisten wurden verletzt und die Strassen rund um die Ardoyne Road glichen einem Schlachtfeld. Zuvor war ein 13-jähriger Junge durch Steinwürfe auf den Schulbus verletzt worden. Nordirland-Minister John Reid verurteilte die Proteste und rief mit anderen Führern Nordirlands in einer gemeinsamen Erklärung zur Ruhe auf.

Auseinandersetzungen in Belfast
Security forces come under attack from Catholic petrol bombers during rioting in the Ardoyne area of north Belfast, Northern Ireland, Wednesday, January 9, 2002. Rioting started between Catholic and Protestants after it was alleged that Catholic parents collecting their children from Holy Cross Primary School were attacked by Protestants.Bild: AP

Die Ardoyne Road ist mittlerweile vielen zum Inbegriff des Hasses zwischen Katholiken und Protestanten geworden. Es ist der Weg zur katholischen Mädchen-Grundschule im protestantischem Stadtteil Ardoyne. Im September letzten Jahres wurden die Schüler hier am Gang zur Schule gehindert. Militante Demonstranten blockierten damals zwei Monate lang die Zufahrten zur Schule und machten den Mädchen den Schulweg zum Spießrutenlauf. Hunderte Polizisten und Soldaten wurden damals zum Schutz der Schülerinnen eingesetzt.

Nach den erneuten gewaltsamen Protesten vor der Holy-Cross-Grundschule hat die zuständige Behörde am Donnerstag deren vorübergehende Schließung angeordnet. Die Sicherheit der Kinder habe Vorrang, erklärte die Schulleitung. Die katholischen Eltern wollen an dem Gang durch das protestantische Viertel festhalten, da sie ein Nachgeben als Niederlage empfinden würden.

Die erneuten Unruhen der vergangenen Nacht lassen an einen Friedensprozess zweifeln. (pt)