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Gewalt am Palast des Präsidenten

2. Februar 2013

Alle Appelle an die Dialogbereitschaft blieben vergeblich: In Ägypten gehen die Proteste und Ausschreitungen weiter. Die Demonstranten verlangen weiterhin, dass Präsident Mursi die Notstandsmaßnahmen beendet und abtritt.

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Demonstrant auf einer Brücke in Kairo mit einer ägyptischen Flagge in der Hand (Foto: REUTERS)
Kairo Anti Mursi ProtesteBild: Reuters

Bei den neuen Protesten von Zehntausenden Ägyptern gegen die islamistische Regierung von Staatschef Mohammed Mursi wurde am Freitagabend mindestens ein Mensch getötet. Etwa 80 Menschen erlitten nach Angaben des Innenministeriums bei den Zusammenstößen zwischen Polizei und Protestierenden Verletzungen. Die Menge verlangte den Rücktritt Mursis und das Ende des ausgerufenen 30-tägigen Notstandes am Suez-Kanal. Die Wut von Demonstranten richtete sich auch gegen die islamistische Muslimbruderschaft, aus der Mursi stammt. Oppositionsführer hatten die Menschen aufgerufen, bei ihren Protesten friedlich zu bleiben.

Die Nachrichtensender Al-Dschasira und Al-Arabija berichteten von Auseinandersetzungen am Präsidentenpalast in Kairo. Der Amtssitz von Mohammed Mursi sei mit Brandsätzen und Feuerwerkskörpern angegriffen worden, hieß es. Im Garten des Palastes habe es kurzzeitig ein kleines Feuer gegeben. Die Sicherheitskräfte gingen mit Wasserwerfern und Tränengas vor. Die Demonstranten warfen ihrerseits die Tränengaskanister über die Mauer in Mursis Garten. Al-Arabija berichtete zudem von Zusammenstößen von Aktivisten und der Polizei vor der britischen Botschaft in der Nähe des Tahrir-Platzes im Zentrum der Stadt.

Sturm versinkt in Staubwolken

In ganz Kairo hatte es zuvor Protestmärsche gegeben, die schließlich am zentralen Tahrir-Platz oder am Präsidentenpalast endeten. Großdemonstrationen wurden auch aus den Städten Alexandria, Port Said und Mahalla al-Kubra gemeldet. In Alexandria forderten Tausende Aktivisten in der Innenstadt die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit, während ein Sturm die Proteste in Staubwolken versinken ließ. In Mahalla al-Kubra verlangten die Demonstranten ebenfalls, dass der derzeit geltende 30-tägige Notstand am Suez-Kanal aufgehoben wird. Selbst in Sagasig, dem Heimatbezirk des Präsidenten, gingen Hunderte wütende Demonstranten gegen die Muslimbruderschaft auf die Straße.

In Port Said, wo am vergangenen Wochenende Dutzende Menschen bei Krawallen gestorben sind, protestierten schon am Mittag Tausende Menschen. Bei strömendem Regen forderten sie den Sturz des Regimes. "Wir wollen Port Said befreien", riefen sie mit Blick auf die Ausnahmeregelungen, die der Präsident nach den tödlichen Ausschreitungen über ihre sowie zwei weitere Städte am Suez-Kanal verhängt hat.

Die Demonstranten gedachten auch der Opfer der Fußball-Katastrophe in der Stadt: Vor genau einem Jahr, am 1. Februar 2012, hatten nach dem Abpfiff im Stadion Fans der Heimmannschaft Al-Masri das Spielfeld gestürmt und waren mit Brechstangen, Messern und Schusswaffen auf die Unterstützer des rivalisierenden Al-Ahli-Klubs losgegangen. 74 Menschen starben. Ein Richterspruch mit 21 Todesstrafen gegen Fans aus Port Said war wiederum der Anlass für die jüngsten tödlichen Ausschreitungen.

ml/hf (dpa, rtr)