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Gesucht: Google-Town

25. März 2010

Amerikanische Bürgermeister liefern sich derzeit einen bizarren Wettkampf. Sie wollen die Aufmerksamkeit des US-Suchmaschinenkonzerns erregen. Denn der hat etwas zu verschenken.

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Bild: DW

Wer in den USA im Internet surfen will, der lernt schnell die Grenzen im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten kennen. Abgesehen davon, dass das deutsche "ISDN" hier nahezu unbekannt ist, sind längst nicht alle Orte mit schnellen Breitbandverbindungen an die modernen Datennetze angebunden. International stehen die USA hier auf einem beschämenden 17. Platz. Ein Drittel der Bevölkerung hat noch keinen schnellen Internetanschluss.

Fernschreiber Christina Bergmann

Das soll anders werden, hat der Präsident beschlossen, und so wurde vor kurzem der "Nationale Breitbandplan" vorgelegt. Denn so, wie die Vorväter die Eisenbahnlinien und die Highways durchs Land zogen, sollen schnelle Datenautobahnen die Menschen auf dem Kontinent verbinden, sprach Barack Obama: "Breitbandverbindungen auf das ganze Land auszudehnen legt den Grundstein für wirtschaftliches Wachstum und allgemeinen Wohlstand, nach dem wir alle streben."

Kabel-Wettbewerb

Doch der 376-Seiten dicke Plan, der neben den schnellen Kabeln auch ein umfassendes drahtloses Netzwerk vorsieht, muss durch den Kongress. Und wir sehen ja gerade an der Gesundheitsreform, was das bedeutet.

Der Suchmaschinenkonzern Google will darauf auch nicht warten, und hat einen Wettbewerb ausgerufen: Unter dem Motto "Fiber for Communities", was soviel heißt wie "Glasfaser für die Gemeinden", will Google zwischen 50.000 und 500.000 Menschen mit einer Verbindung ausstatten, die hundert Mal schneller ist als das, was die meisten bisher in ihre PCs gestöpselt haben: 1 Gigabit Daten pro Sekunde soll dann durch das Glasfaserkabel flitzen. Die Kosten für die Verkabelung übernimmt Google.

Tapfere Bürgermeister

Bis zum Freitag dieser Woche läuft noch die Suche nach einer geeigneten Stadt - vielleicht werden es auch mehrere. Der Wettbewerb hat unter Amerikas Bürgermeistern einen bizarren Wettstreit ausgelöst. So sprang Don Ness, der erste Mann von Duluth, Minnesota, in die eiskalten Fluten des Lake Superior. Sein Kollege von Sarasota, Florida, tauchte in ein Aquarium mit (nur Krebse und Kleinfisch-fressenden) Haien. Und der Bürgermeister von Wilmington, North Carolina, erklärte, er würde auch aus einem Flugzeug springen (mit Fallschirm), wenn seine Stadt den Zuschlag bekäme.

Nomen est Omen?

Nun fragt sich der amüsierte Beobachter, was diese Aktionen mit dem Thema Breitband und Internet zu tun haben und wieso sie die Orte für Google attraktiv machen sollen. Einleuchtender ist da schon, was sich Topeka, Kansas, überlegt hat. Topeka ist ein indianisches Wort und bedeutet "ein guter Ort, um Kartoffeln anzubauen". Doch Kartoffeln machen im 21. Jahrhundert nicht wirklich konkurrenzfähig, und so hat sich der Ort hat kurzerhand umbenannt und heißt in diesem Monat: "Google, Kansas, die Hauptstadt der Glasfaserkabel".

Bürgermeister Bill Bunten, 79, hofft, seinen 123.400 Wählerinnen und Wählern so zu einer schnellen Internetverbindung zu verhelfen. Damit will er verhindern, dass die jungen Leute die Kleinstadt verlassen und spekuliert darauf, dass sich Gewerbe und Industrie verstärkt niederlassen.

Kostenlose Werbung

Google selbst verspricht sich davon, so steht es in der Ausschreibung, dass in dem superschnell verkabelten Ort dann der Erfindergeist blüht und Anwendungen und Techniken erdacht werden, von denen man bisher noch nicht einmal etwas ahnt. Zunächst einmal aber gibt es eine Menge kostenlose Werbung. Und Kritiker, die davor warnen, dass der Konzern die Erwartungen, die er geweckt hat, nicht erfüllen kann. Wenn also der erwartete Unternehmergeist und Wirtschaftsboom in "Google-Town" ausbleibt, dann hilft nur eins: Nach Madison, Wisconsin, fahren und sich mit einer großen Portion "Google-Eis" trösten.

Autorin: Christina Bergmann

Redaktion: Anna Kuhn-Osius