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Deutsch lernen

Gestatten: Mein Name ist "fort"

Warken, Beatrice4. Januar 2012

In einem fort und fortwährend wird fortentwickelt. Denn der Fortschritt darf nicht aufgehalten werden. Mancher beginnt etwas und führt es später fort. Und wenn es am spannendsten ist, heißt es: Fortsetzung folgt!

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Darf ich mich vorstellen: Ich heiße "fort". Mein Name hat nichts zu tun mit einer Befestigungsanlage, einem Fort, oder dem französischen Wort für stark. Ich bin zwar stark und habe mehr Buchstaben als einige meiner gewichtigen Geschwister - das "an", das "zu", das "ab" -, die bekannter sind als ich. Aber unwichtig bin ich deshalb noch lange nicht. Denn was wären viele Verben und Nomen ohne mich? Wer wüsste, was er tun soll ohne mich? Im Grunde genommen, gebe ich die Richtung vor, und zwar eine ganz bestimmte. Bei mir weiß man immer, woran man ist.

Vom Wegschicken und Bleiben

Ich bin sowohl ein lokales Adverb als auch ein Präfix. Was fort ist, ist weg, verschwunden - oder wie die Rheinländer sagen: Wat fott es, es fott! Wie zum Beispiel ein Schlüssel, den man irgendwohin gelegt hat und der selbst nach langem Suchen nie wieder auftaucht. Er ist einfach fort. Auch ein Mensch kann einfach fort sein, an einem anderen Ort.

Sei es, weil er oder sie plötzlich und unerwartet gestorben ist. Fort sein kann aber auch jemand, der zum Beispiel nach Streitigkeiten seine Sachen packt und das Haus verlassen hat. Und dabei muss er noch nicht einmal die Aufforderung gehört haben: "Geh fort" oder umgangssprachlich "Scher' dich fort".

Fort bewegt

Wobei wir bei meiner zweiten Funktion sind. Als Präfix bin ich sehr hilfsbereit! Viele Verben wissen erst durch mich, was sie genau tun sollen. Wüssten etwa - um nur einige Beispiele zu nennen - die Verben bringen, jagen, rennen, schaffen, fallen, werfen, treiben ohne mich, dass etwas oder jemand einen bestimmten Ort verlassen muss?

Wird etwas fortgebracht, wird es weggeschafft, aus den Füßen geschafft. Wird jemand oder etwas gejagt, hat man ein Ziel: fangen und - handelt es sich um Tiere - töten. Die nettere Lösung ist das Fortjagen: Dann haben zum Beispiel Mäuse im Keller die Möglichkeit, sich in einem anderen Keller die Bäuche vollzuschlagen. Und sie sollten tunlichst fortbleiben, nicht wiederkommen, wenn sie nicht im Mäusehimmel enden wollen. Fällt etwas fort, dann ist es weg. Arbeitgeber und Politiker sprechen beschönigend gerne von Stellen die fortfallen, wobei eigentlich Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Manch einer wünscht sich in so einer Situation fort, er hofft, er wäre an einem anderen Ort.

Fort ist richtungsweisend

Ich sorge aber nicht nur dafür, dass sich jemand oder etwas wegbewegt, sondern gebe der Bewegung auch eine Richtung: nach vorne. In dieser Bedeutung bin ich bereits im 12. Jahrhundert im Mittelhochdeutschen zu finden. Nur damals wurde ich üblicherweise noch anders geschrieben - nämlich mit einem "v" statt einem "f". Die Bedeutung ist jedoch geblieben: vort war das Wort für vorwärts.

Fortbewegungsmittel wie Autos, Busse, Schiffe oder Fahrräder werden von Punkt A nach Punkt B vorwärts bewegt. Und fortschrittliche Fortbewegungsmittel sind die, die ihrer Zeit weit voraus sind. Aber auch diese können noch fortentwickelt werden. Denn was wäre die Welt ohne Fortentwicklung und Fortschritt? Sie würde im Stillstand verharren. Dennoch gibt es noch viele, die fortschrittsfeindlich sind, die den Glauben an den Fortschritt ablehnen.

Fort ist nachhaltig

Fortschritt, Fortentwicklung, fortpflanzen, fortleben, fortwirken: Dies sind Begriffe, die dafür stehen, dass etwas vorwärts und auch weiter geht. So schafft jemand oder etwas, der oder das sich fortpflanzt, neues Leben. Eltern hoffen, dass ihre Ideale in ihren Kindern fortleben oder die gut gemeinten fortwährenden, andauernden Ratschläge in ihnen fortwirken - wie "Fünf Minuten vor der Zeit ist die wahre Pünktlichkeit" oder "Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen!".

Aber nicht immer muss es gut sein, Dinge sofort zu erledigen. Manches braucht auch seine Zeit, um überdacht zu werden, bevor es fortgesetzt und möglicherweise zum Abschluss gebracht wird. Manchmal kann das nur ein paar Stunden dauern, manchmal braucht es Monate, manchmal sogar mehrere Jahre. Dabei kann man etwas in einem Jahr beginnen, es im nächsten ruhen lassen und im übernächsten fortsetzen. Nicht immer muss es dabei ein Ende geben. Manches kann auch endlos fortgesetzt werden.

Fortsetzung folgt!

Besonders beliebt sind Fortsetzungsgeschichten, Fortsetzungsromane oder Filme, bei denen es heißt: Fortsetzung folgt! Immer dann, wenn es gerade am spannendsten ist, kommt das vorläufige Ende. So wie jetzt. Ich mache mich nämlich fort und kümmere mich fortan weiter um Besonderheiten in der deutschen Sprache. Aber ich stehle mich nicht heimlich fort wie ein Dieb, sondern denke darüber nach, ob die rheinische Redensart "Wat fott es, es fott" auch wirklich stimmt. Fortsetzung folgt!

Fragen zum Text

Die Seiten eines Buches sind … nummeriert.

1. fortwährend

2. fortbildend

3. fortlaufend

Jemand, der in einer Rede unterbrochen wird, kann später wieder …
1. sich fortbewegen.

2. fortfahren.

3. fortschreiten.

Lobt ein Chef jemanden fort, dann …

1. sagt er jemandem immerfort, wie gut eine Arbeit gemacht wurde.

2. bemüht er sich darum, jemanden los zu werden.

3. unterstützt er jemanden fortwährend beim Bestreben, sich fortzubilden.

Arbeitsauftrag

Denken Sie sich eine Geschichte zu der rheinischen Redewendung "Wat fott es, es fott" aus. Bestimmen Sie einige SchülerInnen in ihrer Gruppe, die ihren Text vorlesen und begründen möchten, warum Sie sich diese Geschichte ausgedacht haben.

Autorin: Beatrice Warken

Redaktion: Ingo Pickel