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Gespräche in Korea gescheitert

9. Februar 2011

Die ersten Gespräche seit Monaten sollten Entspannung bringen. Aber die Militärvertreter der beiden Koreas konnten sich nicht einmal auf einen Termin für weitere Verhandlungen einigen.

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Vertreter Nord- und Südkoreas schütteln sich die Hände (Foto: AP)
Von wegen Entspannung - zu mehr als einem kurzen Handschlag hat es nicht gereichtBild: DW/AP

Gespräche zwischen Nord- und Südkorea nimmt die internationale Gemeinschaft immer mit Erleichterung zur Kenntnis. Denn die Spannung zwischen den verfeindeten Nachbarn bedroht die Sicherheit in Ostasien - und die ständigen nordkoreanischen Atom-Drohungen machen auch den Rest der Welt nervös. Das erste Treffen seit Monaten zwischen Militärvertretern beider Länder hatte wieder einmal Hoffnungen auf eine Annäherung geweckt.

Ein Termin und eine Themenliste für die folgenden Verhandlungen auf politischer Ebene sollten bei diesem Treffen gefunden werden - aber dazu kam es nicht. Am Mittwoch (09.02.2011) verließen die Vertreter der nordkoreanischen Streitkräfte die Verhandlungen. Zu unterschiedlich waren die Erwartungen der beiden Seiten. Nordkorea war vor allem daran gelegen, über gemeinsame Wirtschaftsprojekte zu reden, die dringend benötigte Devisen ins Land bringen könnten. Südkorea dagegen will zuallererst, dass der Norden die Verantwortung für das Versenken eines Kriegsschiffes im März und den tödlichen Angriff auf eine südkoreanische Insel im November letzten Jahres übernimmt und sich für die insgesamt 50 Toten entschuldigt.

Voreilige Erfolgsmeldungen

Nordkoreas Unterhändler marschieren über die Grenze. (Foto: AP)
Keine Kompromisse - Nordkoreas Abgesandte haben den Verhandlungsort verlassenBild: AP

Vor dem Scheitern der Gespräche hatte Südkorea einen ersten Verhandlungserfolg gemeldet. Angeblich hatten sich beide Seiten auf die Wiederaufnahme von Rot-Kreuz-Gesprächen über die Zusammenführung getrennter Familien geeinigt. Durch die Landesteilung und den Koreakrieg von 1950 bis 1953 waren hunderttausende Familien auseinandergerissen worden. Briefverkehr oder Telefongespräche über die schwer bewachte Grenze hinweg sind für Zivilisten nicht gestattet. Viele Familien wissen daher nicht einmal, ob ihre Angehörigen noch leben. Seit dem Jahr 2000 gab es allerdings sporadische Familienzusammenführungen zwischen Nord- und Südkorea.

Die jetzigen Gespräche folgen auf eine drastische Abkühlung der Beziehungen und eine Eskalation der Spannungen - bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Zur Erinnerung: Im März 2010 sank das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan", 46 Seeleute kamen dabei ums Leben. Eine internationale Untersuchungskommission machte nordkoreanischen Torpedobeschuss für den Untergang verantwortlich. Pjöngjang wies diesen Vorwurf jedoch zurück, lehnte jede Verantwortung ab und verweigerte auch die vom Süden geforderte Entschuldigung.

Militärmanöver bauen Drohkulisse auf

Yeonpyeong (Foto: AP)
Nordkorea beschoss 2010 die Insel YeonpyeongBild: AP

Im November schließlich reagierte Nordkorea heftig auf eine lange angekündigte Militärübung des Südens in der Nähe der zwischen beiden Staaten umstrittenen Seegrenze. Die Insel Yeonpyeong wurde mit Artillerie beschossen. So heiß war der kalte Krieg schon lange nicht mehr geworden.

Es folgten im Dezember: Ein groß angelegtes gemeinsames Manöver Südkoreas mit den USA sowie eine Artillerieübung des Südens. Zugleich nahm der Tonfall zwischen beiden Koreas eine gefährliche Schärfe an.

Ingenieure der Spannung

Koreanische Halbinsel (Foto: DW)
Nord- und Südkorea sind am 38. Breitengrad geteilt

Nordkorea beherrscht das Spiel mit der Spannung, das gezielte Anheizen und gegebenenfalls eben auch Herunterfahren. Nachdem die koreanische Halbinsel Ende vorigen Jahres an der Schwelle zum Krieg stand, kamen aus Pjöngjang plötzlich sehr viel versöhnlichere Signale: Ende Dezember berichtete der Gouverneur des US-Bundesstaates New Mexico nach einem Besuch in Pjöngjang, Nordkorea sei willens, die 2009 aus dem Land geworfenen Kontrolleure der internationalen Atomenergiebehörde wieder ins Land zu lassen. Zudem sei der Norden bereit, über den Verkauf und die Ausfuhr von knapp 12.000 verbrauchten Kernbrennstäben mit Südkorea zu verhandeln.

Allerdings hat Pjöngjang bei solchen Angeboten bisher immer in letzter Minute einen Rückzieher gemacht. So wartet die internationale Gemeinschaft bislang vergeblich darauf, dass der Norden die Bedingungen für neue Sechs-Parteien-Gespräche über seine Atomanlagen erfüllt.

Bitte um Nahrungsmittelhilfe

Panmunjom (Foto: AP)
Panmunjom liegt direkt am 38. Breitengrad. Hier fanden die Verhandlungen stattBild: AP

Vor knapp einem Jahr hatten die USA außerdem ihre Nahrungsmittellieferungen nach Nordkorea eingestellt, weil das Regime sich gegen eine effektive Kontrolle bei der Verteilung der Hilfsgüter gesperrt hatte. Jetzt hat Pjöngjang die Vereinigten Staaten um neue Hilfslieferungen gebeten. Ein Vertreter Nordkoreas bei den Vereinten Nationen bot an, die USA könnten zu dem Zweck auch Kontrolleure einsetzen - "so viele, wie sie wollten".

Auch aus Südkorea gibt es keine Nahrungsmittelhilfen mehr. Seoul hatte die regelmäßigen Lieferungen 2008 eingestellt; als Reaktion auf die immer schlechter werdenden Beziehungen zwischen den Nachbarn. Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea versucht, seine Zustimmung zu dem Wiedervereinigungsprogramm für koreanische Familien von neuen Hilfslieferungen und Geldern abhängig zu machen. Südkorea war auf diese Handel nicht eingegangen. Große Teile der Bevölkerung in Nordkorea leiden Hunger. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass sich die Nahrungsmittelknappheit dort in diesem Jahr noch verschlimmern wird.

Autorin: Nicola Reyk / Matthias von Hein (mit reu, afp)

Redaktion: Mathias Bölinger