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Geschäfte zwischen Deutschen und Türken florieren

Vera Möller-Holtkamp4. Mai 2005

Die guten Wirtschaftbeziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sollen noch besser werden: Türkische und deutsche Unternehmer treffen sich zum ersten Deutsch-Türkischen Wirtschaftskongress in Istanbul.

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Erdogan und Schröder eröffnen den KongressBild: AP

Für die Türkei ist Deutschland die Nummer Eins. Wirtschaftlich gesehen jedenfalls. Auf der Rangliste der wichtigsten Außenhandelspartner steht die Bundesrepublik an erster Stelle. Auch für die Exportnation Deutschland ist die Türkei ein profitabler Wachstumsmarkt. Die Bilanzen sollen aber noch üppiger werden: Auf dem dreitägigen Kongress in Istanbul, der am Mittwoch von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan eröffnet wird, wollen sich Unternehmen aus Deutschland und der Türkei sowie Vertreter aus Wirtschaft und Politik über Investitions-, Export-, Import- und Kooperationsmöglichkeiten informieren. Insgesamt 1200 Teilnehmer haben sich angekündigt. Sie wollen auch Kontakte zu potenziellen Kooperationspartnern knüpfen.

Starkes Wirtschaftswachstum

Istanbuler Börse
Die Börse in der Wirtschaftsmetropole IstanbulBild: AP

"Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sind sehr gut und können eigentlich nur noch besser werden", sagt Prof. Dr. Faruk Şen, Leiter der Stiftung Zentrum für Türkeistudien. Die Wirtschaft der Türkei ist im Jahr 2004 um 8,9 Prozent gewachsen - in diesem Jahr wird immerhin mit einer fünfprozentigen Steigerung gerechnet. Während die Wachstumsprognosen für die deutsche Inlandswirtschaft ständig nach unten korrigiert werden, blüht der deutsche Außenhandel - auch mit der Türkei.

In den letzten zehn Jahren haben sich die deutschen Ausfuhren in die Türkei mehr als verdreifacht. Allein im Jahr 2004 stiegen die deutschen Exporte gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel. Die Türkei steht auf der Liste der deutschen Außenhandelspartner auf Platz 18. Noch vor den EU-Ländern Portugal und Griechenland.

Deutsche Investitionen

Messe für Nutzfahrzeuge in Hannover
Großer Investor aus Bayern MAN-NutzfahrzeugeBild: AP

Die Türkei ist aber auch ein wichtiges Ziel deutscher Investitionen. Deutsche Firmen vor allem aus den Bereichen der Automobilindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie und der Arzneimittelbranche produzieren in der Türkei. Der bayerische Automobilhersteller MAN hat in Ankara ein großes Werk für den Karosseriebau von MAN-Reisebussen gebaut. Es beliefert seinen Heimatmarkt, zahlreiche Anrainerstaaten und zunehmend auch Osteuropa.

Wirtschaftliche Drehscheibe

Neben großen Industriekonzernen und Banken haben auch verstärkt deutsche Mittelständler in der Türkei Produktionen aufgemacht. Für sie ist der Deutsch-Türkische Wirtschaftskongress besonders wichtig, um Kontakte zu knüpfen und zur Klärung rechtlicher Fragen.

Aber auch türkische Unternehmen haben sich in Deutschland niedergelassen. Insgesamt zwölf türkische Banken sind heute hier ansässig. Das bekannteste deutsch-türkische Großunternehmen in Deutschland ist Öger-Tours. Vural Öger kam mit 17 Jahren als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland, gründete das Reiseunternehmen "Öger Tours" und heute, nach mehr als 30 Jahren, zählt es zu einem der größten Flugpauschalreisen-Veranstalter in Deutschland.

Mehr als nur der "Dönermann"

"Bei den türkischen Unternehmern in Deutschland vollzieht sich ein Wandel", sagt Faruk Şen. Er verzeichnet eine Entwicklung weg von den Familienbetrieben, hin zu spezialisierten Dienstleistern. Aber in der Öffentlichkeit sei das noch nicht angekommen, klagt Faruk Şen. "Hier kommen die türkischen Unternehmen von dem Klischee des Imbissbudenbesitzers nicht los. Dabei arbeiten heute nur noch 23 Prozent der türkischen Unternehmer in Deutschland in der Gastronomie - von den restlichen 77 Prozent redet kaum einer", sagt der Leiter der Stiftung Zentrum für Türkeistudien. 60.000 türkische Unternehmen gibt es in Deutschland. Die meisten haben ehemalige Gastarbeiter gegründet oder ihre Nachkommen. Und die haben sich auch weiterentwickelt: "Es gibt heute viele hoch qualifizierte türkische Unternehmer in Deutschland, die in allen Bereichen tätig sind - vom Anwalt bis zum Handwerker ist alles dabei", sagt Şen.

Integration Imam Guengoer, 37, rechts, Mitarbeiter der Dönerproduktionsfirma Kap.Lan in Berlin-Wedding, fertigt am 10. Okt. 2003 einen Dönerspieß an. Gastronomie
Fladenbrote für die türkischen Döner-Imbisse in DeutschlandBild: AP

Türken stellen die größte Gruppe ausländischer Mitbürger in Deutschland. Und laut Faruk Şen sind die 2,6 Millionen Türken auch der Motor für die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Ländern.