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"Gerettet bis zur nächsten Finanzierungsrunde"

5. März 2010

Der griechische Regierungschef Papandreou hat seinem Land einen strikten Sparkurs verordnet. Ob das der richtige Weg ist, darüber gehen die Meinungen in den Kommentarspalten der Zeitungen auseinander.

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Deutsche Presse (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heißt es:

"Alle Abgesänge auf Griechenland und den Euro sind verfrüht. Der hellenischen Regierung ist es nach der Ankündigung eines harten Sanierungsplans gelungen, die Gunst der Stunde zu nutzen und eine zehnjährige Staatsanleihe für Griechenland zu akzeptablen Konditionen am Kapitalmarkt zu platzieren. (...) Die Regierung setzt offensichtlich auf eine weitere Entspannung der Lage, verbunden mit sinkenden Renditen für griechische Staatsanleihen."

Das schreibt die Süddeutsche Zeitung:

"Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou agiert wie ein Ertrinkender in der sturmgepeitschten Ägäis. Er schreit immer lauter nach Hilfe und hofft, dass seine Landsleute sein Flehen erhören und das griechische Schiff gemeinsam aus dem Orkan steuern werden. Die Last, die die Retter dabei schultern sollen, ist schwer. Sie sollen weniger verdienen und mehr zahlen. Wer tut das schon gern? Die meisten Griechen haben zwar verstanden, dass ganz Hellas inzwischen in Seenot geraten ist. Aber ob dies reicht, den finanziellen Untergang abzuwenden, ist noch keineswegs gewiss."

So kommentiert die tageszeitung:

"Man kann sich fragen, wieso die Finanzmärkte überhaupt so darauf drängen, dass Griechenland drakonisch sparen soll, wenn die Wirkungen doch eher verheerend ausfallen dürften. Aber die Banken haben nichts zu verlieren, wenn sich die Krise bei den Griechen verschärft. Sie können sich sicher sein, dass Griechenland von den anderen Euroländern gerettet wird - ob mittels einer Garantie, eines Eurobonds oder eines europäischen Währungsfonds."

Die Berlin Morgenpost stellt dagegen fest:

"Es wird viele Monate dauern, bis die Griechen über den Berg sind. Nun müssen sie erst einmal beweisen, dass sie es mit ihren Sparversprechen ernst meinen. Schon heute zeigen die Massendemonstrationen in Athen, was für ein steiniger Weg das wird. Gehen die Griechen diesen Weg nicht konsequent voran, wird am Ende nicht nur die ohnehin schon geringe Glaubwürdigkeit des Landes ruiniert sein - auch das Ansehen der EZB würde erheblich ramponiert."

In der Financial Times Deutschland steht:

"Griechenland ist gerettet - zumindest bis zur nächsten Finanzierungsrunde. Die Kombination aus Sparversprechen, Solidaritätsbekundungen, Drohungen und Renditestreben hat dafür gesorgt, dass dieses Mal alles gut gegangen ist. Ob dieser komplizierte Cocktail auch beim nächsten Mal wirkt ist jedoch ungewiss. Wenn sich nur eine Zutat verändert, kann das Rezept schon hinüber und der Trank vergiftet sein."

Und so sieht es die Neue Osnabrücker Zeitung:

"Viel Lob von der EU und großes Interesse an der neuen Milliardenanleihe: Die griechische Regierung darf zufrieden sein. Ihre Notbremsung kurz vor der drohenden Staatspleite ist gelungen. Gleichwohl steht Premier Papandreou heute in Berlin ein schwerer Gang bevor. Denn Kanzlerin Merkel wird es an mahnenden Worten nicht fehlen lassen. Und auf frisches Geld vom deutschen Steuerzahler sollten die Griechen nicht hoffen. Sie müssen sich schon aus eigener Kraft aus dem selbst verantworteten Sumpf ziehen."

Die Pariser Zeitung Le Monde befasst sich mit der Kritik in Deutschland an Griechenland:

"Die Lügen der griechischen Regierung rufen in Deutschland Gehässigkeit hervor, um es vorsichtig auszudrücken. Die Reden stehen denen von Margaret Thatcher in nichts nach. Wie damals die Eiserne Lady rechnen die Deutschen heute aus, wie viel Geld sie den Ländern mit Defiziten zugebuttert haben - allen voran denen des 'Club Med'. Und es fehlt nicht viel, dass sie ihr Geld zurückverlangen. Sie wollen nichts von Solidarität wissen. Und sie neigen dazu zu vergessen, dass der Anstieg des Lebensniveaus in den berühmten Ländern des 'Club Med' auch ihnen zugute gekommen ist. Der deutsche Standpunkt ist verständlich, aber er führt heute in eine Sackgasse."

Zusammengestellt von Stefanie Zießnitz.

Redaktion: Dirk Eckert