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Gereiftes Wunderkind

Jens Krepela13. August 2016

Katie Ledecky ist die herausragende Schwimmerin der Spiele in Rio. Über ihre Paradestrecke gewinnt die US-Amerikanerin ihr viertes Gold mit Weltrekord. Ihre Leistungssprünge sind atemberaubend, wecken aber auch Argwohn.

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Rio Momente 12 08 Schwimmen Katie Ledecky
Bild: Getty Images/C. Rose

11,78 Sekunden sind im Sport eine sehr, sehr lange Zeit. Noch dazu im olympischen Schwimmbecken in Rio, wo mitunter Hundertstel über eine Platzierung entscheiden. Nicht so im 800 m-Freistil Rennen der Frauen. Da dauerte es die Ewigkeit von 11, 78 Sekunden bis Jazz Carlin aus Großbritannien ins Ziel gekrault war. Die Zweitplatzierte. Die Triumphatorin Katie Ledecky hatte da schon durchgeschnauft und mit einem Blick auf die Anzeigetafel ihren neuen Weltrekord genossen. Der nächste Höhepunkt für die erst 19-Jährige.

Der Ausgangspunkt ihrer Karriere liegt im wohlhabenden Bethesda, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Virginia. Ihr großer Bruder Michael ging zum Schwimm-Training. Also beschloss die sechsjährige Katie Ledecky das auch mal auszuprobieren und zog ihre ersten Bahnen im Curl Burke Swim Club im US-Bundesstaat Virginia. Es dauerte nicht lange, da trainierte sie schon bei der Nachwuchselite, so groß war ihr Talent. 2011 gewann sie ihre ersten nationalen Titel, 2012 holte sie in London den Olympiasieg über 800 m Freistil. Da war sie 15 Jahre alt. Ein Wunderkind eben.

Knochenmühle Schwimmsport

Rio Momente 12 08 Schwimmen Katie Ledecky
Bild: Getty Images/C. Rose

Doch so stringent und logisch diese Erfolgsgeschichte klingt, blendet sie doch einen wichtigen Faktor aus. Ledeckys Talent ist nicht entscheidend für die außerordentlichen Leistungen. Es ist die Fähigkeit das gerade im Schwimmen oft harte und monotone Training durchzuhalten. Mental wie physisch ist das eine Herausforderung an der viele Nachwuchsathleten scheitern.

Ledecky hat durchgehalten. Und wie. Sie trainiert seit Jahren in einer Gruppe mit Männern, die sie fordern und ihr Tempo eher mitgehen können als andere Schwimmerinnen. Deutschlands Bundestrainer Henning Lambertz war schon im vergagnenen Jahr voller Bewunderung: „Durch die vielen langen Trainingseinheiten und ihre hohe Ausdauerfähigkeit ist sie in der Lage, schneller zu regenerieren." Das erlaubte ihr, sich für die Olympischen Spiele viel vorzunehmen. „Ich werde in Rio starten wo ich kann“, sagte Ledecky und hielt Wort.

Ledecky verschiebt Grenzen

Vier Mal Gold hat die 19-Jährige in Rio schon gewonnen. Vier absolut souveräne Erfolge über 200, 400 und 800 m Freistil, sowie mit der 4 x 200 m Staffel des US-Teams. Zudem gewann sie Silber mit der Staffel über 4 x 100 m Freistil. Bei ihren Siegen ließ sie Weltrekorde purzeln, über 400 m verbesserte sie ihre eigene Bestmarke sogar um knapp zwei Sekunden. Zwar verschiebt Ledecky schon seit Jahren die Grenzen ihrer Sportart, solche Leistungssprünge wecken jedoch nicht nur Begeisterung. "Es muss nicht mit Doping zu tun haben, aber es gibt Fragezeichen", formulierte Lambertz betont vorsichtig.

Anhaltspunkte für Manipulationen liefert Ledecky keine. Stattdessen verblüfft sie weiter die Konkurrenz. "Man könnte meinen, dass es ein bisschen deprimierend ist, gegen sie zu schwimmen", sagte die Deutsche Sarah Köhler über den US-Star, "aber so viel sehe ich gar nicht von ihr."