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Kunst in Genf

Imogen Foulks/cd/nc 27. Januar 2013

Wo lagert die beste Kunstausstellung der Welt? Im Louvre in Paris? In Londons Tate Modern oder dem New Yorker MOMA? Eine unattraktive Lagerhalle in Genf macht Konkurrenz.

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Ein Besucher vor einem Gemälde (Foto: Justin Lane/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In Genf gibt es viele charmante Gegenden, aber Freeport gehört ganz eindeutig nicht dazu. Zwischen einer vielbefahrenen Straße und Eisenbahnschienen liegt eine große Anlage von Lagerhallen. Dort lagern tausende Kunstgegenstände, darunter allein 300 Bilder von Picasso. Zusammen sind sie wohl mehrere Milliarden Dollar wert. Das Gebäude wird unter Verschluss gehalten. Nur wenige Menschen haben es jemals betreten dürfen.

"Ich wurde zu einer Halle geführt, in der Bilder lagern. Ich musste an Bildern von Picasso vorbei laufen", sagt Simon Studer, der in Freeport ein Kunstgeschäft betreibt. "Sie haben mich morgens nach unten in den Safe gebracht und ich musste anrufen, damit sie mich wieder aus den Hallen holen." Studer war damals damit beauftragt worden, eine Inventur von den Kunstwerken zu machen. "Das war schon ein komisches Gefühl: Ich war allein und von so vielen kostbaren Kunstwerken umgeben."

Heute boomt die Steueroase Freeport. Derzeit wird eine Erweiterung mit insgesamt 10.000 Quadratmetern in die Höhe gezogen. Aber warum landen immer mehr Kunstgegenstände in Genf? Und wer kauft die ganze Kunst?

Blick auf Genf und den Genfer See (Foto: Gaetan Bally/dpa)
Die Genfer gehören zu den reichsten Menschen der WeltBild: picture-alliance/ dpa

Eine gute Investition

"Wir sehen Kunst als eine sehr gute Anlagemöglichkeit, um Portfolios zu diversifizieren", sagt Jean-Rene Saillard. Kunst sei eine Absicherung gegen Inflation, erläutert Saillard, der in Genf für die Fine Art Fund Group arbeitet. Die britische Anlagefirma kauft Kunstwerke aus dem 16. bis 21. Jahrhundert. "Damit wird das Risiko diversifiziert." Der Großteil der Kollektion der Firma lagere in Freeport, "eine sehr sichere Anlage", so Saillard.

Die Freeport Lagerhallen sind 115 Jahre alt. Sie wurden Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um Waren zu lagern, die gerade importiert worden waren oder exportiert werden sollten. Neben Kunstwerken wurden unter anderem Seife, Diamanten und Teppiche in Freeport aufbewahrt - alles steuerfrei.

Auch die Genfer Kunstsammlerin Anne Shelton lagert ihre Kunstwerke in Freeport. In ihrem Haus hängen überall Bilder, etwa vom Turner-Preis-Gewinner Douglas Gordon. 400 ihrer 500 Bilder "müssen woanders schlafen, weil ich so oft dazukaufe", lacht sie.

"Das beste Museum der Welt"

Jean-Rene Saillard träumt von einem weiteren Besuch im Hoch-Sicherheits-Lagerhaus. "Falls es ein Museum wäre, wäre es wohl das beste Museum in der Welt", sagt er im Gespräch mit der DW. "Dort lagern einfach so unglaublich viele Kunstgegenstände."

Eine Hand hält eine Tausender Geldnote (Foto: anoli)
Mit Kunst lässt sich viel Geld machenBild: anoli/Fotolia

Doch weil Kunst immer mehr als Ware und sichere Geldanlage gesehen wird, gibt es einen regen Konkurrenzkampf um die Lagerung. Luxemburg und Singapur haben mittlerweile auch Lagerstätten, in denen Kunst aufbewahrt werden kann - ohne Steuer- und Zollabgaben. Genf aber bleibt die älteste und größte Lagerstätte mit den meisten Kunstgegenständen.

"Das liegt natürlich auch daran, dass Genf zweifelsfrei eine Stadt mit einem gewissen Reichtum ist", sagt Anne Shelton. "Aber wir haben auch ein paar unglaubliche Künstler und das hat nichts mit Geld zu tun."