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Generation 50 plus im Internet

1. Januar 1970

Internet für alle - das meinte bisher allerdings nicht Internet für Alte. Jetzt hat die Bundesregierung ein Bildungsprojekt ins Leben gerufen, um Senioren den Einstieg ins multimediale Zeitalter zu erleichtern.

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Alter schützt vorm Web nichtBild: dpa zb


Deutsche Rentnerinnen und Rentner machen einen großen Bogen um den PC. Online - für viele deutsche Senioren ist das ein Fremdwort. Aber vielleicht nicht mehr lange. Denn speziell für die "Generation 50 plus" hat die Bundesregierung nun ein Bildungsprojekt gestartet. Das Ziel: Der Web-Führerschein für ältere Menschen in Deutschland. Medienkompetenz soll der "digitalen Spaltung der Gesellschaft" und sozialer Isolation im Alter entgegenwirken. Unterstützung kommt von der Deutschen Telekom und der Dresdner Bank - denn die Senioren sind wirtschaftlich äußerst begehrt.

E-Mail mit 70

"'Es geht nicht' - das gibt's nicht bei mir. Noch heute sitze ich manchmal so sechs bis acht Stunden, um eigene Bilder mit der Kamera aufzunehmen und dann über Computer die Bilder anfertigen zu können", sagt Kurt Kutzschbauch. Der Rentner ist über 70. Vor zwei Jahren hat er seine erste E-Mail verschickt - damit ist er in seiner Altersgruppe etwas besonderes. 29 Millionen Menschen gehören der Generation der über 50-Jährigen in Deutschland an. Doch nur ein Viertel von ihnen ist online. Am wenigsten nutzen ältere Frauen das Internet. Doch nun soll sich die gesamte Gesellschaft fit fürs Informationszeitalter machen - das ist erklärtes Ziel der Bundesregierung.

"Es ist zwar kein Allzweck-Medium für alle Bedürfnisse. Aber wer online ist, erweitert seinen Aktionsradius um viele Grade. Und das bedeutet mehr gesellschaftliche Teilhabe, mehr Selbständigkeit, mehr Kommunikation", sagt die parlamentarische Staatssekretärin Christel Riemann-Hanewickel.

Drei Stunden für zehn Euro

Dreistündige Basiskurse für knapp zehn Euro sollen die Senioren in den nächsten Monaten zu kompetenten Internet-Usern machen. Die Nachfrage ist enorm. Denn viele Großeltern starten nach dem Rückzug aus dem aktiven Erwerbsleben noch einmal voll durch. Die Senioren von heute sind gut ausgebildet und haben Zeit. Aber noch etwas anderes macht sie interessant: ihre Finanzen. Die "Generation 50 plus" verfügt über die höchsten Nettoeinkommen in Deutschland und rein statistisch über 60 Prozent des gesamten privaten Vermögens.

Der Trend wird sich noch verstärken. Denn in den jüngeren Generationen wachsen nicht mehr genug Kunden nach - also schielen die Unternehmen nach den reiferen Jahrgängen. So wie die Deutsche Telekom, die Deutschland flächendeckend mit Internet-Anschlüssen versorgt.

Trainingsprogramm für "die Alten"

Maud Pagel von der Deutschen Telekom hat das Trainingsprogramm für die "neuen Alten" entworfen. "Wir haben mal Ende der 1990er-Jahre geschaut, auch mit der Bundesregierung, wo wir denn Bedarf in der Internet-Nutzung haben? Wir haben dann eine ganz große Anzahl von Zielgruppen entdeckt unter anderem die Seniorinnen und Senioren."

Oft geht es bald um mehr, als um ein bisschen Home-Banking, ein bisschen Textverarbeitung und ab und zu Surfen im Netz. Immer mehr Senioren entdecken sich selbst als Zeitzeugen. Denn der PC taugt auch als Archiv für die eigene Lebens- und Zeitgeschichte: Die Hochzeit in den Kriegsjahren, der erste Urlaub in den 1950er-Jahren, der Acht-Millimeter-Film über das erste eigene Auto - bleibende Erinnerungen - ab jetzt auch gebrannt auf CD-Rom.

Ein anderes Motiv für Senioren - das Selbstbewusstsein: Man will nicht von gestern sein. Und man will mitreden über die neuen Medien.