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Gemeinsam gegen Saddam

Peter Philipp 11. Dezember 2002

Vor dem Treffen irakischer Oppositionsgruppen in London (13.-15.12.) hat die US-Regierung Gelder in Millionenhöhe für Saddams Gegner freigegeben. Ihre Ziele und die Pläne Washingtons erläutert Peter Philipp.

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Trotz staatlicher Propaganda: Der Druck von außen auf Saddam Hussein wächst.Bild: AP

Die Freigabe von nahezu 100 Millionen Dollar für irakische Oppositionsgruppen ist ein später, aber folgerichtiger Schritt des Weißen Hauses bei der Suche nach Verbündeten im geplanten Krieg gegen das Regime Saddam Husseins. Man weiß nur zu gut, dass der Sturz dieses Regimes ohne Hilfe irakischer Kreise praktisch undenkbar wäre - wenn auch mehr im Blick auf die Zukunft des Irak als auf das konkrete Kampfgeschehen eines solchen Krieges.

Opposition im Ausland

Hierin liegt vielleicht das größte Dilemma Washingtons: Die meisten der Oppositionsgruppen sind nämlich im Ausland angesiedelt - vor allem in Großbritannien und den USA - und haben im Irak keinen messbaren Rückhalt. Andere befinden sich zwar im Irak, sie vertreten aber Minderheiten oder sind untereinander nicht einig - und kommen deswegen nicht in Frage für eine Führungsrolle nach einem Krieg gegen das Regime Saddam Husseins.

Die wichtigste Gruppe innerhalb der im Ausland beheimateten irakischen Opposition ist zweifellos der erst nach dem Kuwaitkrieg gegründete "Irakische Nationalkongress" (INC) unter der Führung von Achmed Chabali. Chabali wird zwar von Exil-Irakern respektiert, wegen dubioser Finanzgeschäfte aber von Jordanien gesucht und den USA mit größtem Mißtrauen behandelt. Der INC ist auch Haupt-Nutznießer der amerikanischen Gelder, die bereits 1998 zugesagt, dann aber - unter anderem - wegen der undurchsichtigen Aktivitäten Chalabis zurückgehalten worden waren.

Schiitische Exilgruppe

In Konkurrenz zum INC stehen kleinere Gruppen wie die "Wifak" ("Nationale Einheit") - eine Organisation vor allem von ehemaligen Offizieren und Angehörigen der irakischen Streitkräfte. Ferner eine kleine kommunistische Bewegung oder auch die Anhänger der ehemaligen irakischen Monarchie.

Die wichtigste Exilgruppe neben dem INC ist zweifellos die der Schiiten. Sie wird vom "Hohen Rat der Islamischen Revolution im Irak" (SCIRI) organisiert. Der SCIRI agiert von Teheran aus. An der Spitze steht Ayatollah Mohammed Baqer al-Hakim, der auf iranischem Boden das Kommando über die so genannten Badr-Brigaden führt.

Die USA hoffen, sich vor allem auf die Kurden im Norden und eventuell auch auf einen Teil der Schiiten im Süden Iraks stützen zu können. So kommt ihnen sehr entgegen, dass sich die beiden großen kurdischen Organisationen - die "Demokratische Partei Kurdistans" (DPK) von Massud Barzani und die "Patriotische Union Kurdistans" (PUK) von Jalal Talabani - einander angenähert haben. Beide waren jahrelang verfeindet und haben sich erst im Oktober zu einem Zusammengehen bereit erklärt, um das Fortbestehen der inoffiziellen kurdischen Autonomie zu gewährleisten. Die Kurden verfügen angeblich über rund 10.000 Bewaffnete, die an einem Krieg teilnehmen könnten. Hierfür gibt es aber keinerlei zuverlässige Beweise.

Verbindungen zu Teheran

Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, dass die Führer der wichtigsten Oppositionsgruppen, auf die Washington bei einem Angriff auf das Regime Saddam Husseins zählt, sich derzeit in Teheran die Klinke in die Hand geben: Chalabi und Barzani führen in der iranischen Hauptstadt Gespräche mit iranischen Politikern wie auch mit "SCIRI"-Führer al-Hakim. Ebenfalls erwartet wird Talabani. Der Iran hat sich zwar bisher zurückhaltend gezeigt, hat die Kriegsdrohungen der USA abgelehnt und jede Beteiligung an einem Angriff abgelehnt. Gleichzeitig aber ist es natürlich ein offenes Geheimnis, dass Teheran vor dem Hintergrund des langen und verlustreichen Krieges mit dem Irak über Saddam Husseins Sturz keine Träne vergießen würde.