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Geld für die Welt

Johannes Beck27. September 2004

Seit 1852 ist das Münchner Unternehmen Giesecke & Devrient auf das Drucken von Geld und Sicherheitspapieren spezialisiert. Die Kunden kommen aus der ganzen Welt.

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Euro-Scheine kistenweiseBild: dpa


Hinter den klein gedruckten Zahlen und Buchstaben auf einem Geldschein verbirgt sich eine Menge Informationen: über seine Herkunft, in welchem Land, in welcher Stadt die Note gedruckt wurde. "Auf der Rückseite ist eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen zu sehen: Der erste Buchstabe gibt an, in welchem Land es gedruckt worden ist. X steht für Deutschland", erklärt der Geschäftsführer von Giesecke & Devrient (G&D), Walter Schlebusch. "Auf der Vorderseite gibt es ein kleines Feld aus Zahlen und Buchstaben: Der erste Buchstabe gibt an, in welcher Druckerei gedruckt worden ist." Steht da ein P, dann wurde der Schein bei Giesecke & Devrient in München gedruckt. Etwa jeder vierten Euro-Schein, der im Umlauf ist, wurde dort gedruckt.

Kunden aus aller Welt

Das Münchner Unternehmen stellt pro Jahr vier Milliarden Banknoten her. Die Druckmaschinen stehen in München, Leipzig, Ottawa und Kuala Lumpur. Damit ist Giesecke und Devrient die zweitgrößte private Banknotendruckerei der Welt. Sie kommt beim Geldscheindruck auf einen Marktanteil von etwa einem Drittel, wenn man die Staatsdruckereien nicht mitrechnet. An der Spitze der privaten Drucker steht übrigens die britische Konkurrenz von De La Rue mit einem Anteil von etwa 40 Prozent.

Über Kunden spricht man in der Firmenzentrale an der Prinzregentenstraße in München nicht gerne. "Wir habe eine gewisse Vertraulichkeit unseren Kundenländern gegenüber", sagt Schlebusch. "Wir arbeiten für Länder wie die Mongolei genauso wie für Tansania in Afrika. Wir produzieren die Hälfte der kanadischen Banknoten." Insgesamt druckt G&D die Geldscheine für etwa 60 Länder. Die USA beliefern sie nicht, die produzieren ihre Banknoten und auch ihr Banknotenpapier selber. Russland tut das auch. Vor der Euro-Einführung hatte auch Frankreich eine eigene Banknotenproduktion.

Keine Banknoten ohne Papier

Auch bei der Fabrikation von Banknotenpapier gehört Giesecke & Devrient zu den Weltmarktführern. Hier bedienen sich sogar 80 Staaten in München. Denn während sich für ein Land eine eigene Geld-Druckerei ab etwa 50 Millionen Einwohnern rechnet, rentiert sich eine eigene Papierfabrikation erst ab mehr als 100 Millionen Einwohnern.

Der Grund liegt in dem aufwändigen Herstellungsverfahren. Die Banknoten werden nicht aus Holz, sondern aus Baumwolle hergestellt. "Das Banknoten-Papier hat einen ganz bestimmten Klang. Dann klingt das anders als normales Papier", erklärt Walter Schlebusch einen kaum wahrnehmbares Sicherheitsmerkmal.

Diskretion und Sicherheit

6 bis 12 Cent kostet jeder einzelne Geldschein, der genaue Preis bleibt Firmengeheimnis, ebenso wie Details zu den Sicherheitsmerkmalen der Scheine. Wer bei G&D drucken lässt, kann unter Hologrammen, fluoreszierenden Fasern oder je nach Betrachtungswinkel wechselnden Farben wählen. Das Unternehmen hat einige der Schutzvorrichtungen, die heute zum Standard zählen, maßgeblich mitentwickelt, so zum Beispiel den Sicherheitsfaden. "Immer noch ungeschlagen ist der Intaglio-Druck, also der Tiefdruck", erklärt Schlebusch. "Das Know-how für diesen Druck ist weltweit nur Banknotendruckern verfügbar." Der Tiefdruck ist allerdings bis heute noch immer das am schwersten nachzumachende Sicherheitsmerkmal von Banknoten.

Banknotendruck ist ein Geschäft, das langjähriges, absolutes Vertrauen voraussetzt. Schließlich geben die Staaten einer Privatfirma die "Lizenz zum Gelddrucken". Da verwundert es nicht, dass keinem Außenstehenden Zutritt zur Druckzentrale von Giesecke & Devrient gewährt wird.