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Geheimtipp Nürnberg

Stefan Nestler10. April 2013

Fertigt der frischgebackene deutsche Meister Bayern München am Samstag im Derby auch den 1. FC Nürnberg ab? Kann sein, muss aber nicht, meint DW-Sportreporter Stefan Nestler.

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Nur für die Kolumne Flügelzange zu verwenden --- DW-Grafik: Peter Steinmetz
Themenbild Kolumne FlügelzangeBild: DW

Ich bin ein lausiger Fußball-Tipper. Meist fällt es mir erst kurz vor Ultimo ein, im Eiltempo gebe ich noch meine Tipps ab, ohne groß nachzudenken, nach Bauchgefühl. Dann setze ich fast immer auf die Bayern, was in dieser Saison gar nicht mal so falsch war. Aber eben oft auch auf die anderen großen oder vermeintlich großen Namen wie Dortmund, Schalke, Leverkusen oder HSV. Bis die Botschaft meine Tipps erreicht, dass womöglich nicht diese, sondern andere Vereine gerade einen Lauf haben, können Wochen vergehen. Kein Wunder also, dass ich meist im unteren Tabellendrittel unserer Tipprunde herumdümpele.

Von wegen Kanonenfutter

Den 1. FC Nürnberg habe ich, ehrlich gesagt, selten auf meiner Rechnung. Daheim im Frankenland traue ich dem "Club" durchaus den einen oder anderen knappen Sieg zu, aber auswärts tippe ich den FCN fast immer als Kanonenfutter. In meinem Hinterkopf haben sich eben ein paar Erinnerungsfetzen über die Nürnberger eingenistet: Der einzige Meister, der im Folgejahr abstieg. Lange Zeit Fahrstuhlmannschaft zwischen Bundesliga und 2. Liga. Im besten Fall solide Fußballkost, aber nicht mehr.

Nürnberger Spieler bejubeln einen Treffer gegen Mainz. Foto: dpa
Die Nürnberger haben sich in der Rückrunde eingejubeltBild: picture-alliance/dpa

My name is Nobody

Und dann noch der Trainerwechsel in der Winterpause. Dieter Hecking machte sich aus dem Staub, um beim Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg anzuheuern. Michael Wiesinger übernahm. Michael wer? Das konnte doch nicht gut gehen. Ging es aber, und wie! Während ich weiter munter gegen die Nürnberger tippte, sammelten sie Punkt um Punkt, seit Januar bereits 18. In der Rückrunden-Tabelle ist der "Club" damit das viertbeste Team hinter Bayern, Dortmund und Schalke. Selbst ein Startplatz in der Europa League ist für den Tabellenzehnten noch möglich.

Effizient und kaltblütig

Nun ist es nicht so, dass die Nürnberger plötzlich Woche für Woche mein Fußballherz höher schlagen lassen. Aber sie spielen äußerst effizient, nutzen ihre Chancen kaltblütig. Und sie beweisen, dass Standards für Torgefahr sorgen können: 18 der bisher 33 FCN-Treffer fielen nach ruhenden Bällen. Hut ab! Am Samstag treten die Nürnberger wieder mal zum bayrischen Derby in München an. Die letzten fünf Duelle dort haben sie verloren. Und ausgerechnet jetzt sollen sie dem frischgebackenen Meister den Auftakt der Party-Serie verderben? Mein Bauch sagt nein. Aber diesmal werde ich nicht auf ihn hören und frech auf Unentschieden tippen. Nicht weil ich daran glaube, sondern weil die Nürnberger es verdienen.