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Geheimes Herz der Buchmesse

16. Oktober 2011

Die Literaturübersetzer - ohne sie gäbe es keine Weltliteratur. Und in dem Sinne auch keine internationale Buchmesse. Etwas versteckt präsentieren sie ihre Arbeit auf dem weltgrößten Branchentreffen.

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Literaturübersetzer auf der Frankfurter Buchmesse. Foto: Nadine Woycik
Literaturübersetzer auf der Frankfurter BuchmesseBild: DW/Woycik

Wort für Wort erscheint die Übersetzung auf der Leinwand. Eine Literaturübersetzerin arbeitet an einem deutschen Text, übersetzt aus dem Englischen- und Messebesucher können ihr live dabei zusehen. "Der gläserne Übersetzer" heißt dieser gut besuchte Workshop, auf dem Interessierte an einem konkreten Textbeispiel Fragen stellen können.

Etwas versteckt im hinteren Teil der Halle 5 präsentieren Literaturübersetzer ihre Arbeit. "Weltempfang - Zentrum für Politik, Literatur und Übersetzung" heißt dieser Veranstaltungsort auf der Buchmesse, umringt von den Ständen des Goethe-Instituts und des Instituts für Auslandsbeziehungen. Und auch wenn der "Weltempfang" nicht in den Haupthallen des merkantilen Treibens untergebracht ist, sollte er dennoch Pflicht für jeden Messebesucher sein.

Schließlich ist das Hauptgeschäft der Messe der Verkauf von Lizenzen an ausländische Buchmärkte - und die sind anschließend zwangsläufig auf Literaturübersetzer angewiesen. "Wichtige Kulturvermittler" nennt sie daher Uwe Heye vom Auswärtigen Amt, das den Auftritt des "Weltempfangs" unterstützt. "Ohne deren großartiges Tun blieben wichtige Werke verborgen", sagte er bei der Eröffnung und bezeichnete Literaturübersetzungen als "von unschätzbarem Wert" für die kulturelle Diplomatie.

Übersetzer werden viel zu oft vergessen

Der gläserne Übersetzer. Auf der Frankfurter Buchmesse wird auf diesem Workshop live ein Text von einer Literaturübersetzerin übersetzt, so dass die Teilnehmer gleichzeitig Fragen dazu stellen können. Foto: Nadine Woycik
Workshop: Der gläserne ÜbersetzerBild: DW/Woycik

Doch obwohl Übersetzungen Dreh- und Angelpunkt der Weltliteratur sind, finden sie auf der Buchmesse nur wenig Aufmerksamkeit. "In den meisten Fällen werden Übersetzer gar nicht auf die Lesungen hier eingeladen", sagt Holger Fock vom Verband deutschsprachiger Übersetzer. Die Texte lesen dann meistens Schauspieler vor. Und selbst dann werden die Namen der Übersetzer im Programm oftmals vergessen. "Damit komme ich nur schwer klar", gibt Holger Fock zu. Schließlich arbeite er monatelang an einer Übersetzung.

Um diese Arbeit dem internationalen Literaturbetrieb bewusster zu machen, ist der Verband der Übersetzer wie jedes Jahr mit einem eigenen Stand vertreten, hinzu kommen über 150 Veranstaltungen, unter anderem auch zu einer weiteren Herausforderungen der Übersetzer: die schlechte Bezahlung.

Fehlende finanzielle Förderung

Damit kennt sich Antje Contius von "Traduki", einem europäischen Netzwerk mit einem Übersetzerprogramm, ziemlich gut aus. "Traduki" fördert Übersetzungen "aus, nach und in Südosteuropa" und macht diese damit meistens überhaupt erst möglich. Über 500 Titel sind so bereits erschienen.

Auf der Veranstaltung "Tropfen auf den heißen Stein" beklagte Contius, dass nicht nur die Buchbranche, sondern auch die EU viel zu wenig Geld für die Literaturübersetzer bereitstelle. So gebe es in dem Sinne kein Übersetzerprogramm der EU, sagte auch Holger Fock. "Dabei sind die Sprachen doch das Herzstück der EU. Und die Romane der Zugang zu den europäischen Gesellschaften."

Bei Förderanträgen konkurrieren Literaturübersetzungen mit Kulturprojekten aus den Bereichen Tanz oder Theater. "Brüssel finanziert gerne Events, aber ein Buch passt da leider selten rein", sagte Fock.

Autorin: Nadine Wojcik

Redaktion: Gudrun Stegen