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Gegen Ahmadinedschad am Anti-Israel-Tag

18. September 2009

Im Iran ist es erneut zu Protesten von Regierungsgegnern gekommen. Anlass war der Al-Kuds-Tag, an dem die Führung des Gottesstaates alljährlich zu anti-israelischen Massenkundgebungen aufruft.

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Oppositionsanhänger in Teheran
Oppositionsanhänger in TeheranBild: AP

In der iranischen Hauptstadt und anderen Städten des Landes haben am Freitag (18.09.2009) zentausende Menschen am sogenannten Al-Kuds-Tag gegen Israel demonstriert. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

Wie von der Staatsmacht befürchtet, nahmen auch zahlreiche Anhänger der Opposition an der Kundgebung in Teheran teil. Augenzeugen sprachen von vielen tausend Menschen, die sich durch grüne Armbänder oder Kleidung als Anhänger von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi zu erkennen gaben. Sie protestierten erneut gegen den umstrittenen Wahlsieg von Präsident Mahmud Ahmadinedschad und riefen "Freiheit, Freiheit" sowie "Tod dem Diktator". Es war die erste größere Kundgebung der Opposition seit Mitte Juli, als bei den Demonstrationen gegen Ahmadinedschad mehr als 70 Menschen starben.

Ex-Präsident Chatami zu Boden gestoßen

Der frühere iranische Präsident Mohammed Chatami (Foto: dpa)
Attackiert: der frühere iranische Präsident Mohammed ChatamiBild: picture-alliance / dpa

Im Zentrum Teherans kam es es nach Augenzeugenberichten auch zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Mussawi-Anhängern. Dabei seien Regierungsgegner geschlagen und mehr als zehn festgenommen worden. Zudem habe eine Gruppe von Hardlinern mit Stöcken auf mehrere Oppositionelle eingeschlagen. Wie eine reformorientierte Internetseite berichtete, wurde dabei auch Ex-Präsident Mohammed Chatami zu Boden gestoßen. Ihm sei der Turban vom Kopf gefallen. Als die Ultrakonservativen Chatami schlagen wollten, seien seine Anhänger dazwischengegangen.

Die Polizei hatte die Opposition schon im Vorfeld scharf davor gewarnt, die Veranstaltung für Proteste gegen die Regierung zu nutzen.

Höhepunkt des Al-Kuds-Tages war ein Gebet in der Teheraner Universität, wo auch Präsident Mahmud Ahmadinedschad eine Rede hielt. Dabei leugte er einmal mehr den Holocaust. Der Holocaust sei "eine falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschheit missbraucht werde", so Ahmadinedschad. Falls die Europäer aber so ein Verbrechen begangen hätten, dann sollten sie den Juden auch in Europa, Amerika oder Kanada Land verschaffen. Ahmadinedschad dann wörtich: "Warum sollen die Palästinenser wegen eines Vorfalls leiden, an dem sie nicht beteiligt waren?"

Ex-Präsident Rafsandschani darf nicht predigen

Der iranische Ex-Präsident Haschemi Rafsandschani
Predigtverbot: Ex-Präsident Haschemi Rafsandschani

Die Predigt zum Jerusalem-Tag hatte die Führung in Teheran dem früheren Präsidenten und Ahmadinedschad-Kontrahenten Akbar Haschemi Rafsandschani entzogen. Statt dessen leitete ein Gefolgsmann des Staatschefs, Ahmad Chatami, die religiöse Feier, die auch das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert.

Seit der islamischen Revolution im Iran von 1979 wird jedes Jahr auf staatlich organisierten anti-israelischen Massendemonstrationen zur Befreiung Jerusalems von den "zionistischen Besatzern" aufgerufen. Historischer Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Jerusalem ist wie für Juden und Christen auch für Muslime eine heilige Stadt. Nach Mekka und Medina gilt sie Muslimen als drittwichtigste Pilgerstätte. Von Al Kuds al-Scharif ("die Heilige") aus soll der Prophet Mohammed auf seinem Pferd in den Himmel aufgestiegen sein. Der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee auf dem Haram al-Scharif - von den Juden Tempelberg genannt - gehören zu den wichtigsten Heiligtümern des Islam. (sti/mas/dpa/afp/ap/rtr)