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Gefahr von unten

20. August 2009

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die Größeres offenbaren. Schuhabtreter am Waldesrand zeugen vom amerikanischen Respekt vor der Natur.

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Miodrag Soric
Miodrag SoricBild: DW

Unlängst hat der "National Park Service“ des amerikanischen Innenministeriums Schuhabtreter unmittelbar an einem Naturschutzgebiet bei Washington fest in der Erde verankert. Der Europäer denkt: Die Schuhabtreter sind dafür da, um die Sohlen zu reinigen, etwa von der Erde, die sich beim Spaziergang durch den Wald an die Ferse geheftet hat. Ermahnungen aus Kindheitstagen werden wach; etwa die strengen Worte der Mutter, sich beim Eintreten in die Wohnung die Füße abzutreten.

Diese Erfahrungen helfen indes nicht, das Rätsel mit den Schuhabtretern am Waldesrand zu lösen. Richtig ist, dass Hinweisschilder des amerikanischen Innenministeriums den Spaziergänger dazu auffordern, die braunen Bürsten am Waldesrand ausgiebig zu nutzen. Falsch ist die Vermutung, dies nach dem Spaziergang zu tun. Im Klartext: Washington will, dass man sich vor dem Betreten des Naturparks die Füße reinigt.

Sporen aus Fernost

Fußabtreter am Waldesrand
Fußabtreter am Waldesrand bei Washington, DCBild: DW

Dabei unterscheidet sich der amerikanische Wald kaum von dem anderer Schonungen in der Welt: Ein Baum steht geduldig neben dem anderen und erhebt seine grünen Äste gen Himmel. Dazwischen hocken geduldig links und rechts Büsche allerlei Art. Nach einem Spaziergang klebt die nasse Erde ebenso unnachgiebig an der Schuhsohle, wie sie es im Bayerischen Wald oder in Sibirien tut. Doch für die Unterseite der Fußbekleidung interessiert sich die amerikanische Regierung einen feuchten Kehricht. Sie will gar nicht wissen, ob der Amerikaner nach einem Spaziergang mit sauberen oder schmutzigen Stiefeln in sein Auto steigt. Dem Staat geht es um das, was unter der Schuhsohle klebt, bevor der Wanderer den Wald betritt.

Dabei erregt nicht der hartnäckige Rest eines Kaugummis unter der Schuhsohle die Aufmerksamkeit der staatlichen Naturschützer. Hinweisschilder des amerikanischen Park Service klären auf, dass etwa Restbestände der „Eulalia viminea“, gemeinhin als japanisches Schlickgras bekannt, den US-Forst bedrohen. Wo immer dieses asiatische Unkraut Fuß fasst, weicht die amerikanische Pflanze zurück. Die Schuhabtreter am amerikanischen Waldesrand gleichen also Zollschranken gegen unerwünschte asiatische Importe. Wie wirksam derlei Barrieren sind, darüber streiten die Experten. Die Gefahr besteht, dass sich die US-Distel so oder so gegen das japanische Gras ebenso wenig wehren kann wie General Motors gegen Toyota.

Autor: Miodrag Soric
Redaktion: Wim Abbink