Gedämpfte Erwartungen an UN-Klimatreffen
31. Mai 2010Eigentlich gibt sich der Leiter des Klimasekretariats der Vereinten Nationen (UN) immer optimistisch. Doch die gescheiterten Verhandlungen des Klimagipfels von Kopenhagen haben Yvo de Boer zum Realisten gemacht.
Am Montag (31.05.2010) startete in Bonn eine Konferenz, bei der Beamte aus aller Welt den nächsten UN-Klimagipfel im Dezember im mexikanischen Cancun vorbereiten. Es sei "sehr unwahrscheinlich", dass bereits dort ein "rechtlich bindendes Abkommen" zu Stande komme, sagte de Boer vergangene Woche. Er rechnet frühestens Ende 2011 mit einem neuen Abkommen.
Dennoch wollen in den nächsten zwei Wochen rund 5000 Teilnehmer am Sitz des UN-Klimasekretariats am Bonner Rheinufer debattieren. Laut de Boer arbeiten sie an einem Text, der Teile der in Kopenhagen doch noch zuletzt getroffenen Vereinbarungen enthalte und die Rahmenbedingungen festlege. Im Dezember hatten sich die Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen allein auf das Ziel einigen können, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. In dem Text enthalten ist auch eine Verpflichtung der Industriestaaten, den Entwicklungsländern für die Jahre 2010 bis 2012 insgesamt 30 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen.
Damit die Verhandlungen nicht ganz stagnieren, konzentrieren sich viele Unterhändler darauf, in Teilgebieten - wie etwa Waldschutz oder den Transfer klimafreundlicher Technologie - Lösungen zu finden.
Der Auftakt der Tagung in Bonn wurde von Demonstrationen begleitet. "Keines der Länder, die eine Vorreiterrolle beim internationalen Klimaschutz spielen müssen, bewegt sich", sagte Antje von Broock vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In Bonn müssten die Industriestaaten verbindlich zusagen, ihre Klimagas-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren.
Für den Optimisten Yvo de Boer muss es ein frustrierendes Ende seiner Amtszeit als Leiter des UN-Klimasekretariats sein. Am 1. Juli scheidet er freiwillig aus. Mit dem Misserfolg von Kopenhagen habe dies jedoch nichts zu tun.
Autor: Benjamin Hammer (dpa, afp)
Redaktion: Eleonore Uhlich