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Geberkonferenz ohne Geberlaune

Peter Philipp, z.Zt. Madrid24. Oktober 2003

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat auf der so genannten Geberkonferenz in Madrid dazu aufgerufen, den Wiederaufbau im Irak mit massiver finanzieller Hilfe zu unterstützen. Skepsis ist aber angebracht.

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Bagdad:<br>Aufbauhilfe wird benötigtBild: AP

Sicher scheint auf der Irak-Geberkonferenz weiterhin nur eines zu sein: Es wird viel Geld, sehr viel Geld gebraucht, um dem Irak wieder auf die Beine zu helfen. Mindestens 55 Milliarden Dollar für die kommenden vier Jahre. Woher das kommen soll, das war auch am Ende des ersten Konferenztages das große Rätsel. Wie es auch unverändert kompliziert ist, die bisherigen Zusagen in ein einheitliches Format zu bringen, um den Überblick zu erleichtern. So ist einmal von Geldern für das laufende Jahr die Rede, ein andermal - etwa im Fall der EU - von Geldern für dieses und nächstes Jahr und dann wieder Zusagen für den gesamten Vierjahres-Zeitraum. Es ist von Darlehen die Rede und von Geschenken und manchmal scheinen selbst die Betroffenen nicht mehr recht zu wissen, zu welchen Konditionen ihre Irakhilfe zustande kommt.

Etwa die Bundesrepublik: Wie so manches andere Land, das dem Irakkrieg ablehnend gegenüber stand, ist sie in Madrid nur auf Staatssekretärs-Ebene vertreten. Und sie beteuert standfest, dass von ihr nicht mehr zu erwarten sei, als was man bereits gebilligt habe. Das waren bisher 100 Millionen Euro - die eine Hälfte als Anteil an der EU-Hilfe von 200 Millionen Euro, die andere als direkter Beitrag, etwa zur Ausbildung irakischer Polizisten. Inzwischen ist die Summe aber auf wundersame Weise auf 193 Millionen Euro angewachsen - offenbar hat man alles eingerechnet, was einzurechnen war - vom deutschen Anteil am Weltbank-Versprechen bis hin zu diversen kleinen Projekten, die Berlin indirekt unterstützt. Der Eindruck soll verwischt werden, dass Deutschland zu den kleinen Gebern gehört.

Alte Allianz

Dabei ist Deutschland nicht allein: Auch Frankreich und Russland haben erklärt, dass sie nicht mehr geben. Die alte Allianz gegen den Irakkrieg. Sie will - ganz abgesehen von den finanziellen Schwierigkeiten daheim - nun offenbar nicht den Amerikanern aus der Verlegenheit helfen, in die sie durch den Krieg ganz offensichtlich geraten sind. Das Argument, die Hilfe sollte den Irakern zur Selbsthilfe gegeben werden, klingt dabei nicht sonderlich überzeugend. UN-Generalsekretär Kofi Annan ist überzeugt, dass man nicht so lange warten kann. Er appelliert an die Geber, zu geben - und zwar großzügig.

Dieser Appell wird wohl kaum noch jemanden umstimmen und die Konferenz dürfte das gesteckte Ziel deswegen nicht erreichen. Vermutlich hatten aber weder die spanischen Gastgeber noch die Amerikaner ernsthaft geglaubt, dass dies geschehen würde. Sie dürften schon zufrieden sein, wenn von der Konferenz wenigstens das Signal ausgeht, dass die Welt sich doch um den Irak zu kümmern bereit ist.