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Politik

Trumps Fehler

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
12. Mai 2017

Donald Trump hat mit der Entlassung des FBI-Direktors den Jagdinstinkt der Ermittler richtig angestachelt. Er könnte seine impulsive Reaktion noch bereuen, meint Peter Sturm von der FAZ.

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Deutschland FBI Logo in der US-Botschaft in Berlin
Bild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

Politiker haben es schwer. Sie werden für alles verantwortlich gemacht, was irgendwo um sie herum geschieht. Ob sie wirklich verantwortlich waren, erfährt man oft erst viel später. Jede und jeder, der sich auf ein politisches Amt einlässt, muss das wissen. Ebenso klar müsste jedem sein, dass meist nicht die eigentliche Krise, sondern der Umgang mit ihr zum Sturz führt. Wie wäre wohl die Reaktion des Neu-Politikers Donald Trump, wenn man ihn mit diesen Erkenntnissen konfrontierte?

Da der amerikanische Präsident zu impulsiven Reaktionen neigt, würde er den Bedenkenträger vermutlich mit deutlichen Worten abkanzeln. Abgekanzelt hat er jetzt erst einmal den Direktor der Bundespolizei FBI. Mit dessen Entlassung hat Trump ohne Zweifel juristisch im Rahmen seiner Befugnisse gehandelt. Auf die Füße fallen könnte ihm die Entscheidung trotzdem. Denn in den wenigen Monaten seiner Amtszeit hat er seinen Ruf schon so gründlich ruiniert, dass ihm die offizielle Erklärung für die Entlassung James Comeys kaum jemand glaubt.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Comey hat etwas getan, was ein Mensch wie Trump nur schwer ertragen kann: Er hat dem "Boss" in einer wichtigen Angelegenheit widersprochen, und dies sogar in aller Öffentlichkeit. Dieser hat sich nun gerächt, auch sehr öffentlichkeitswirksam. Mit diesem Schritt hat Trump aber den "Jagdinstinkt" seiner Gegner in allen politischen Lagern richtig angestachelt. Die Fragen an den Präsidenten werden drängender. Was war da zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam? Wer wusste von Russlands Versuchen, den Wahlakt zu beeinflussen?

Womöglich stellt sich am Ende langer Ermittlungen ja heraus, dass alles (zumindest im juristischen Sinne) relativ harmlos war. Vielleicht war es aber eben doch anders. Es zeugt jedenfalls von einem deutlich unterentwickelten Instinkt (wenigstens den sollte man einem "gelernten" Unternehmer doch eigentlich zutrauen können), dass Trump so kurz nach dem Rauswurf des Ermittlers den russischen Außenminister Sergej Lawrow empfangen hat und sich vor Freundlichkeit gegenüber dem hohen Gast schier überschlagen hat. Und so könnte sich ein Ausspruch bewahrheiten, der gemeinhin dem großen Zyniker Talleyrand zugeschrieben wird: Das war schlimmer als ein Verbrechen - es war ein Fehler!

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