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Sehnsucht nach Obama?

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
8. September 2016

Vor ein paar Jahren verkündete Obama Amerikas "Hinwendung nach Asien". Sein unfreiwillig wichtigster Verbündeter dabei war China. Wie wird das Verhältnis unter Obamas Nachfolger? Vieles ist unsicher, meint Peter Sturm.

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Laos ASEAN Gipfel - Barack Obama
Bild: Reuters/J. Ernst

Wenige Monate vor dem Ende seiner Präsidentschaft hat Barack Obama noch einmal versucht, den ost- und südostasiatischen Staaten ins Gewissen zu reden. Beim Asean-Gipfel in Laos appellierte er an China, den Spruch des internationalen Schiedsgerichtshofs über die Unrechtmäßigkeit chinesischer Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer zu akzeptieren.

In den Augen seiner Kritiker hat der amerikanische Präsident mit dieser Rede seine Machtlosigkeit gegenüber der immer - je nach Standpunkt - selbstbewusster oder aggressiver auftretenden Volksrepublik bewiesen. Richtiger wäre wohl, dass Obama den Realitäten Rechnung trägt. Niemand kann (und sollte) nämlich ein Interesse an einer direkten Konfrontation zwischen Amerika und China haben. Washington kann seinen Einfluss in der Region nur dann wahren, wenn es sich im Auftreten möglichst weit von China entfernt, also zum Beispiel denjenigen seine Hilfe anbietet, die sich sehr direkt chinesischen Pressionen ausgesetzt sehen. Und von diesen gibt es in Asien eine ganze Menge.

China fühlt sich von der amerikanischen Politik herausgefordert, ist aber selbst schuld, dass man ihm in vielen Ländern misstraut. Amerika wird nicht geliebt, ist aber relativ weit weg. China hingegen, das sich in der Vergangenheit bei den Nachbarn oft angebiedert hat, erhebt Ansprüche, die die nationale Souveränität anderer Staaten in der Region unmittelbar untergraben.

Sturm Peter Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Sturm ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Da ist es kein Wunder, dass Washington als deutlich kleineres Übel erscheint. Und so gewinnt Obamas vor einigen Jahren groß verkündete "Hinwendung nach Asien" Konturen, ohne dass die Regierung konzeptionell viel dazu beitragen müsste. Ohnehin konnte man den Eindruck gewinnen, als sei die "Hinwendung" (Pivot) hauptsächlich als eine Abwehrmaßnahme gegen China gedacht und nicht primär als positives Kooperationsangebot Amerikas an die Länder jenseits des Pazifiks. Der bevorstehende Regierungswechsel in Washington schafft in Asien zusätzliche Unsicherheit, vor allem bei Amerikas Partnern. Werden sie zukünftig noch auf ihren Verbündeten zählen können?

Endgültige Urteile spricht erst die Geschichte. Aber aus heutiger Sicht wird man sagen müssen, dass Obamas Präsidentschaft nur wenige Glanzlichter hatte. Trotzdem: In Ost- und Südostasien könnte man sich schon bald nach ihm zurücksehnen.

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