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Politik

Gambia: "Jammeh hat viele Probleme hinterlassen"

27. Juli 2017

Gambias Ex-Diktator Jammeh nannte als Bedingung für seinen Gang ins Exil den Verzicht auf eine Strafverfolgung. Im Exklusiv-Interview mit der DW deutet der neue Präsident Adama Barrow dennoch einen Gerichtsprozess an.

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Gambias Präsident Adama Barrow während einer Pressekonferenz in Banjul
Bild: Reuters/T. Gouegnon

Deutsche Welle: Sie sind jetzt seit sechs Monaten im Amt, und manche Gambier sagen, ihnen fehle eine klare Strategie. Was ist ihre Antwort auf diese Vorwürfe?

Adama Barrow: Das sind halt meine Kritiker. Aber der Anfang ist tatsächlich nicht einfach gewesen. Dennoch haben wir Fortschritte gemacht.

Welche Fortschritte meinen sie genau?

Vor allem sind die Preise für Grundnahrungsmittel und für Kraftstoff gesunken. Außerdem ist es uns gelungen, Budgethilfe von multinationalen Organisationen zu bekommen, und es wird wieder mehr Handel getrieben.

Die politischen Unruhen haben viele junge Menschen dazu getrieben, das Land zu verlassen und auch das Mittelmeer zu überqueren. Wie wird ihre Regierung mit der Sache umgehen?

Die Migration ist so ein großes Problem geworden, weil die jungen Leute frustriert und hoffnungslos waren. Gambier sind mit Booten nach Europa ausgewandert. Zuletzt haben viele Gambier die mutige Entscheidung getroffen, nach Hause zurückzukehren, denn es gibt jetzt Hoffnung in Gambia.

Adama Barrow im DW-Interview über Migration

Welche Rolle spielt die gambische Diaspora beim Wiederaufbau des Landes?

Die gambische Diaspora ist sehr wichtig für dieses Land. Manche sind schon zurückgekehrt, und wir haben ihnen Jobs in der Regierung gegeben. Wieder andere tragen als Think Tanks von außen zum Wandel bei. Die Diaspora ist also ein wichtiger Teil des Wiederaufbaus.

Welches sind die größten Probleme, die sie von ihrem Vorgänger Yahya Jammeh geerbt haben?

Yahya Jammeh hat viele Probleme hinterlassen, die uns noch lange beschäftigen werden. Die Staatsfinanzen sind in solch einem schlechten Zustand, dass wir viele Abstriche machen und die Ausgaben reduzieren müssen.

Was ist mit Jammeh selbst, der ins Exil gegangen ist: Sehen sie ihr als Gefahr für ihre Regierung?

Ich sehe Jammeh nicht als Gefahr, aber wir wollen Gerechtigkeit. Wir haben mehrere Untersuchungskommissionen eingesetzt, die sich mit Jammehs Präsidentschaft beschäftigen. Wir müssen auf deren Ergebnisse warten, bevor wir den nächsten Schritt gehen. Niemand steht über dem Gesetz, nicht ich, und auch nicht Jammeh. Ich bin sicher, dass die Opfer der Diktatur Recht erfahren werden.

Was ist ihre abschließende Botschaft an die Bürger von Gambia, vor allem diejenigen im Ausland?

Wir wollen, dass die Gambier in der Diaspora nach Hause zurückkommen. Wir wollen dass sie zum Aufbau unserer Nation beitragen. Aber sie müssen Geduld beweisen. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Weil wir vereint waren, ist es uns gelungen, Jammeh loszuwerden. Wenn wir vereint bleiben, wird dieses Land sich gut entwickeln.

Adama Barrow ist seit Januar 2017 Präsident von Gambia.

Das Interview führte Omar Wally