Günter Netzer feiert 75. Geburtstag
Der "König vom Bökelberg", Günter Netzer, ist 75 Jahre alt. Grund genug, um auf eine erfolgreiche Karriere und damit verbundene einzigartige Fußball-Momente zurückzublicken. Auf dem Platz und abseits des Spielfelds.
Erste Schritte
Bei Borussia Mönchengladbach beginnt die Profi-Karriere des talentierten Fußballers Günter Theodor Netzer. Von 1963 bis 1973 spielt er für die "Fohlen" und schafft den Aufstieg zu einem der besten Spielmacher der Bundesliga. Trotz Streitigkeiten mit Trainer Hennes Weisweiler wird er bald zum "König vom Bökelberg". Seine feinen Dribblings und genauen Pässe und Flanken zeichnen Netzer aus.
Das berühmteste Tor
Es ist diese eine Szene, die den meisten Fußballfans im Gedächtnis bleibt: Borussia Mönchengladbach spielt im Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln. Es geht in die Verlängerung. Mit den Worten "Trainer, ich gehe jetzt rein", wechselt sich Netzer sich selbst ein und trifft direkt zum entscheidenden 2:1. Die späte Einwechslung ist symptomatisch für sein Auftreten: Netzer ist ein Rebell am Ball.
Goldener Ball
Netzer wird 1973 zum Abschluss seiner Bundesliga-Laufbahn in Gladbach zum zweiten Mal nach 1972 Deutschlands Fußballer des Jahres. Eine Auszeichnung, die kurz vor seinem Wechsel zu Spaniens Top-Verein Real Madrid kommt. Die Bundesliga verliert damit einen ihrer besten Spielmacher. Auch bei den "Königlichen" sorgt Netzer für Furore.
Erfolgreiche Zeit bei Real
Der Sprung vom Niederrhein in Spaniens Hauptstadt ist ein großer. Aber auch diese Hürde nimmt Netzer äußerst erfolgreich: Er wird spanischer Pokalsieger 1973 und 1974, dazu 1975 und 1976 zweimal spanischer Meister. "In Madrid haben sie sich um mich nicht geschert", erinnert sich Netzer später. "Das musste ich mir erst alles erkämpfen."
Schwieriges Verhältnis
Netzer und die Nationalmannschaft, das passt nicht immer. Er wird zwar Europameister 1972 und Weltmeister 1974, hat aber keine Stammplatz-Garantie. Die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß, Verletzungen kommen hinzu. Trotzdem spielt Netzer zehn Jahre lang für den DFB (1965 - 1975) und schießt in 37 Länderspielen sechs Tore. Netzer gehört zur "Startelf" der "Hall of Fame" des deutschen Fußballs.
Leben in Saus und Braus
Netzer ist schon früh ein extravaganter Fußballer mit Star-Attitüde. Er fährt Ferrari und besitzt in Mönchengladbach die Diskothek "Lovers Lane". Netzer sagt über sein Image: "Über das Bild, das man lange Jahre von mir hatte - Achtundsechziger, lange Haare, Rebell - habe ich immer nur schmunzeln können. Ich war und bin irgendwie ein Spießer."
Hinter den Schreibtisch
Nach seiner Profi-Laufbahn wird Netzer vom "Rebell am Ball" zu einem disziplinierten und erfolgreichen Bundesliga-Manager. Ab 1978 lenkt er die sportlichen Geschicke des Hamburger SV. Netzer verpflichtet Erfolgs-Trainer wie Branko Zebec und Ernst Happel, mit denen der HSV dreimal Deutscher Meister wird und den Europapokal gewinnt. 1986 tritt Netzer zurück.
Mit spitzer Zunge
Später macht Netzer auch im Fernsehen Karriere. An der Seite von Gerhard Delling analysiert er in der ARD die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft. Delling spielt Netzer die rhetorischen Pässe zu, Netzer verwandelt sie in treffende Antworten. Das gefällt den Zuschauern so gut, dass das TV-Duo 2000 sogar den Adolf-Grimme-Preis, einen der wichtigsten deutschen Medienpreise, erhält.
Medienberater
Nach seiner erfolgreichen Profi- und Manager-Laufbahn und auch schon während seines Fernseh-Engagement handelt Netzer mit Fernsehrechten und arbeitet bis 2017 als Executive Director bei der Sportrechte-Agentur "Infront Sports & Media", deren Präsident Philippe Blatter ist, ein Neffe des ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter.
Treue Seele
Seit 40 Jahren lebt Günter Netzer mit dem ehemaligen Fotomodell Elvira Lang zusammen. 1987 heiraten die beiden, im gleichen Jahr wird ihre Tochter Alana geboren. Die Familie lebt in Zürich.