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Günstiger Ökostrom durch Innovationsfonds

Gero Rueter9. April 2014

Führende Experten fordern Innovationsfonds für die Energiewende. Sie sollen neue Technologien bei alternativen Energien in der Anfangsphase finanzieren. Stromkunden würden so entlastet.

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Solarpark Templin in Ostdeutschland Foto: Belelectric.com
Dank Innovation inzwischen günstig: deutscher SolarstromBild: BELECTRIC.com

Die deutsche Energiewende gilt als Erfolgsmodell. Führende Energieexperten wollen sie weiter vorantreiben und blicken schon auf die übernächste Reform zur Förderung der Erneuerbaren Energien, dem Energieeinspeisegesetz (EEG). Sie haben ein weiteres Finanzierungsmodell für den Umbau des deutschen Energiesystems entwickelt.

Es stammt aus der Feder von Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und heutiger Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), Günther Bachmann, Generalsekretär des Nachhaltigkeitsrats der Bundesregierung und Verbraucherschützer Holger Krawinkel. Sie wollen die Kosten für die Entwicklung von neuen Technologien über einen Staatsfonds langfristig finanzieren. Bisher werden die Innovationen bei den erneuerbaren Energien fast alleine von den kleineren Stromverbrauchern über die EEG-Umlage bezahlt.

Folgekosten für Innovationen auslagern

Einer der größten Kostenblöcke in der Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien ist in Deutschland derzeit die Photovoltaik. Sie deckt inzwischen rund sechs Prozent des deutschen Strombedarfs. Doch der Sonnenstrom aus den ersten Solaranlagen ist teuer. Für Strom aus einer 2005 errichteten Solaranlage bezahlen die Verbraucher noch bis 2025 über 50 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh).

Heute errichtete Solaranlagen produzierten den Strom bereits "unter zehn Cent je kWh", sagt Bachmann im DW-Interview. Nach seiner Einschätzung wird es in absehbarer Zeit Solarstrom in Deutschland "für unter sieben Eurocent pro kWh geben". Damit wird Solarstrom so günstig wie fossile Energie. In nur einem Jahrzehnt sanken die Kosten durch Innovation um über 80 Prozent.

Günther Bachmann, Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung Foto: Revierfoto
Nachhaltigkeitsberater der Regierung: Prof. BachmannBild: picture-alliance/dpa

Nach einer aktuellen Studie des Öko-Institutes im Auftrag des Nachhaltigkeitsrates der Bundesregierung belaufen sich die Innovationskosten für die Photovoltaik in Deutschland auf 109 Milliarden Euro.

Bachmann, Töpfer und Krawinkel wollen vor allem diese hohen Kosten ausgliedern. Ein neu gegründeter Staatsfonds soll diese Kosten übernehmen. "Wir sind der Meinung, dass die Innovationen der Allgemeinheit zugute kommen. Deshalb soll man sie über den Staatshauhalt finanzieren und nicht über die Stromkosten", sagt Bachmann.

Die Experten favorisieren eine langfristige Finanzierung mit Hilfe von Krediten, die dann später abbezahlt werden. "Nachfolgende Generationen profitieren von einem günstigen erneuerbaren Stromsystem."

Bundeskanzlerin Angela Merkel schaut auf Offshore-Windpark Baltic 1 Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann dpa/lmv/lno
Noch Neuland: Windstrom vom MeerBild: picture-alliance/dpa

Durch die Auslagerung der Innovationskosten würden die heutigen Stromkunden laut Studie um zwei Cent/kWh entlastet, für eine Familie mit Durchschnittsverbrauch wären dies rund 80 Euro im Jahr.

Reform für langfristige Energiewende

Auch die zukünftigen Innovationskosten haben die Energieexperten bei ihrem Vorschlag schon im Blick. In den nächsten Jahren soll in Deutschland Windstrom im Meer kräftig ausgebaut werden.

Doch diese Technologie ist noch neu und kostet derzeit etwa doppelt so viel wie Solarstrom oder Windstrom an Land und würde die Stromkunden ebenfalls belasten. Daher schlagen die Experten auch für den Aufbau dieser Technik die Auslagerung in den Innovationsfonds vor.

Bachmann sieht wenig Chancen, dass der Expertenvorschlag noch in der aktuellen Reform vom Ökostrom berücksichtigt wird, hat aber schon die übernächste Reform im Blick. "Ich wünsche mir bis zum Ende diese Jahres Klarheit über die angestrebte Strommarktsituation in den nächsten Jahren" sagt Bachmann. "Wir brauchen die Klarheit, damit alle wissen, wie viel gezahlt werden muss."