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Götter-Gunst gegen Kicker-Kunst

Wim Abbink4. Juli 2004

EM-Finale in Lissabon. Hellas und "König Otto" Rehhagel setzen auf die Gunst der Fußball-Götter, Portugal auf die Kunst von Luis Figo und Co. sowie den Rückhalt einer ganzen Nation auf dem Weg zum historischen Triumph.

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Es ist angerichtet ...Bild: AP

Geschichte wird auf jeden Fall geschrieben - von einem der beiden erstmaligen Finalisten. Sei es durch Rehhagel oder durch Luiz Felipe Scolari, die jeweils den Titel als erste ausländische Trainer gewinnen können. Die Anspannung vor dem Endspiel-Spektakel zwischen Griechenland und dem EM-Gastgeber am Sonntag (18.45 Uhr UTC) ist in Lissabon an jeder Ecke spürbar. Die Hauptstadt präsentiert sich vor dem Anpfiff durch den deutschen Schiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern in Rot und Grün, ein Land in Ausnahmezustand.

Die Kräfteverhältnisse im 65.000 Zuschauer fassenden Estadio da Luz dürften eindeutig zu Gunsten der Portugiesen verteilt sein. Denn offiziell stehen den Griechen nur 12.331 Ticket zu. Allerdings blüht der Schwarzmarkt: 1000 Euro und mehr werden für eine Eintrittskarte inzwischen verlangt und scheinbar auch bezahlt. Jeder will dabei sein, wenn Portugal oder das Sensationsteam aus Griechenland zum ersten Mal den Silberpokal der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gewinnt, zur Not auch indirekt: In beiden Ländern wird die Partie in den größeren Städten auf riesigen Leinwänden übertragen.

Selbstbewusstsein und Zurückhaltung

Fest steht: Portugal steht Kopf. Kaum auszudenken, was passiert, sollten die Lusitanier triumphieren und Coach Luiz Felipe Scolari die "Seleccao" als erster Coach der Fußball-Historie die WM (2002 mit Brasilien) und die EM mit zwei verschiedenen Nationalteams gewinnen. "Die Niederlage im Auftaktspiel war ein Unfall, jetzt sind wir nur noch einen Schritt von der Erfüllung unseres Traumes entfernt", meinte Torjäger Nuno Gomes und kündigte Revanche für das 1:2 im Eröffnungsspiel am 12. Juni in Porto an.

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Fuchs kontra Schlitzohr: Die Trainer Rehhagel und Scolari

Dem verpatzten Start folgten jedoch Siege gegen Russland, Spanien, England und die Niederlande, die den Portugiesen den Rücken und das Selbstbewusstsein stärkten. Der brasilianische Coach Scolari hält sich vor dem Endspiel mit Sprüchen und Prognosen zurück, sondern brütet an einer Strategie für den großen Coup - ebenso wie sein Kontrahent Rehhagel, der in Griechenland schon jetzt einen Heldenstatus genießt und in Deutschland inzwischen als Topfavorit für die Nachfolge von Teamchef Rudi Völler gehandelt wird.

"Die Geschichte wird von Helden gemacht"

Der ehemalige Bundesliga-Meistercoach von Werder Bremen und des 1. FC Kaiserslautern kann sich auf dem Weg zum Highlight seiner Karriere des himmlischen Beistands sicher sein, denn auch Griechenlands Kirchenführer, der Athener Erzbischof Christodoulos, drückt den Blau-Weißen die Daumen. Unabhängig vom Ausgang der Begegnung ist am Montag im Panathinaikos-Stadion, 1896 Schauplatz der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, ein großer Empfang für Mannschaft und Trainer geplant.

Portugals Teamchef Scolari vertraut der im Halbfinale gegen die Niederlande siegreiche Elf. Im Vergleich zum Auftaktspiel sind gleich vier Spieler nicht mehr erste Wahl: Ferreira, Rekordnationalspieler Couto, Sabrosa und Rui Costa. Griechenlands Trainer "Rehakles" muss auf den gelb-gesperrten Mittelfeldspieler Georgios Karagounis verzichten. Ansonsten soll die Elf zum Zug kommen, die im Eröffnungsspiel auflief.

Ein Riesentransparent, von Fans in Lissabon angebracht, könnte für beide Mannschaften die Botschaft für das Endspiel sein: "Die Geschichte wird von Helden gemacht." Die Frage ist nur: von rot-grünen oder blau-weißen?

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Portugal: Ricardo - Miguel, Carvalho, Andrade, Valente - Costinha, Maniche, Deco, Figo - Ronaldo, Pauleta

Griechenland: Nikopolidis - Seitaridis, Dellas, Kapsis, Fyssas - Zagorakis, Katsouranis, Basinas, Giannakopoulos - Charisteas, Vryzas

Schiedsrichter: Markus Merk (Deutschland)