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Aserbaidschan gewinnt

15. Mai 2011

Vielleicht wird der Eurovision Song Contest nächstes Jahr noch bunter, wenn er von Düsseldorf 5.500 Kilometer ostwärts nach Baku zieht. Der Grand Prix wird dann erstmals in Asien stattfinden.

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Die Gewinner aus Aserbaidschan (AP Photo/Frank Augstein)
Freudentaumeln bei den GewinnernBild: dapd

Obwohl Aserbaidschan erst seit vier Jahren beim ESC mitmacht, gehörte das Land immer zu den Top Ten-Favoriten: Auch 2011 wurde es hoch gehandelt, wenn auch hinter Frankreich und Irland. Doch dann kam alles anders. "Ein Traum ist wahr geworden. Es ist unglaublich, es fühlt sich wahnsinnig gut an. Wir wollen uns bei allen bedanken, die unser Lied mochten und die an uns geglaubt haben. Wenn man sich etwas wünscht, muss man nur fest genug daran glauben." Das waren die ersten Sätze, die Ell und Nikki nach dem ESC-Finale überwältigt den wartenden Journalisten verkündeten.

Aserbaidschan hat sehr hart an seinem Sieg gearbeitet. Schon einmal war das Land dem Siegertreppchen sehr nah, als sich Safura im letzten Jahr in Oslo als Lenas härteste Konkurrentin entpuppte. In diesem Jahr gaben die Europäer Aserbaidschan den Vorzug vor Schwedens Teenie-Star Eric Saade mit seinem Elektro-Pop-Beitrag und dem jazzigen canzone des Italieners Raphael Gualazzi.

Schweden hat sich trotzdem wacker geschlagen. Immerhin kam es auf den dritten Platz, und außerdem waren im aserbaidschanischen Siegerteam mehrere Schweden mit von der Partie: Songwriter, Choreographen und Visagisten. "Wir lieben unsere Band, ohne sie wären wir nichts", betonten Ell und Nikki. "Und uns eint nicht nur der Beruf, wir sind auch befreundet. Musik kennt keine Grenzen, deswegen müssen wir uns herzlich bei unseren schwedischen Songwritern Stefan Örn und Sandra Bjurman für den tollen Song bedanken."

Singen ohne Grenzen

In den vergangenen Monaten zeichnete sich bei Zuschauern aus 43 europäischen Ländern eindeutig der Trend ab, mal etwas ganz anderes hören zu wollen – ein bisschen spielte dabei die Flucht vor der Realität und die Suche nach Idealen mit hinein. Die diesjährigen Gewinner hatten diese Möglichkeit einkalkuliert. "Ich glaube, es ist ziemlich egal, ob man ein Liebeslied oder irgendein anderes Lied singt. Hauptsache, es kommt von Herzen und die Leute verstehen, was man ihnen vermitteln will", sagte Ell. Und Nikki ergänzte: "Europa und alle Menschen auf der Welt fühlen sich dann gleich besser. Wenn wir das erreichen konnten, dann brauchte die Welt wohl mehr Liebe und mehr Gefühle. Unser Land gehört halb zu Asien, aber auch halb zu Europa, deswegen nehmen wir am Contest teil. Aber eigentlich kennt Musik doch gar keine Grenzen, und wir lieben es zu singen."

Im Vorfeld des ESC-Finale waren Ell und Nikki sehr bescheiden aufgetreten. "Wir denken noch nicht an die höchsten Gipfel, sondern wir gehen einen Schritt nach dem anderen", verkündeten sie. "Manchmal hatten wir nicht mal Zeit zu schlafen, aber jetzt sind wir absolut glücklich."

Viele Journalisten stellten den Gewinnern neugierige Fragen zum Thema Homosexualität. Der Eurovision Song Contest ist in der Gay-Gemeinde äußerst populär, wie also wird ein so traditionelles Land wie Aserbaidschan damit umgehen? "Einerseits sind wir auch ein europäisches Land, andererseits haben wir unsere Traditionen“, erklärte das Duo. "Wir wollen ganz Europa zeigen, was in uns steckt, und wir werden versuchen, uns Europa zu öffnen und unser Bestes geben. Wir laden Sie alle nach Aserbaidschan ein, und dann können Sie Ihre Frage selbst beantworten.“

Spannung bei der Stimmabgabe

Ell und Nikkis Lied erzielte 221 Punkte, 12 jeweils von Russland, der Türkei und Malta, aber keinen einzigen von Deutschland. Doch die beiden zeigten sich nicht offen enttäuscht darüber und wandten sich mit folgenden Worten an die Gastgeber: "Auch wenn wir von Deutschland keine Punkte bekommen haben, möchten wir uns doch bei allen Deutschen, bei Düsseldorf und dem ganzen Land herzlich für die großartige Show bedanken."

Bis kurz vor Schluss blieb der Eurovision Song Contest in Düsseldorf sehr spannend, weil nicht abzusehen war, wer denn nun das Rennen um die Grand Prix-Krone machen würde. Zum ersten Mal führte die European Broadcasting Union (EBU) auch ein neues Stimmabgabe-Verfahren ein. Bis dato hatten die nationalen TV-Sender die Resultate in alphabetischer Reihenfolge vorgetragen. Aber dank schwedischer Wissenschaftler wurde ein neues System ausgeklügelt, das die Vorhersage des Gewinners erschwert. Und so sorgte diese ESC-Nacht bei Teilnehmern und Fans gleichermaßen für nervöses Nägelkauen.

Ell/Nikki
Ell/Nikki singen "Running Scared"Bild: dapd
Eric Saade (Foto: dpa - Bildfunk)
Schwedische Konkurrenz: Eric SaadeBild: picture alliance/dpa

Autor: Jakov Leon, Adaption: Suzanne Cords
Redaktion: Rick Fulker