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Fußball spielende Sprücheklopfer

Claus Hecking1. Januar 1970

Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien, meinte schon Andi Möller. Die besten Sprüche aus 40 Jahren Bundesliga sind allemal lesenswert.

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Mittelfeldstratege und Sprachakrobat: Andreas MöllerBild: AP

"Er ist die deutsche Sprache noch nicht mächtig", hat der frühere Bayern-Stürmer Jürgen Wegmann einmal über einen ausländischen Mitspieler gesagt. Doch beherrschen wenigstens die deutschen Bundesliga-Kicker das Idiom der Dichter und Denker? An dieser Frage scheiden sich seit 40 Jahren die Geister. Wird "alles von den Medien hochsterilisiert", wie Bruno Labbadia vermutet? Oder gilt Lothar Matthäus' Einsicht "manchmal spreche ich zuviel" auch für seine Berufskollegen?

Matthäus
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus (26.5.1998)Bild: AP

Fest steht: Fußballer haben einen harten Job. Zwar habe man eigentlich "genug Potenz für die Bundesliga", glaubt Steffen Baumgart. Aber "jede Seite hat zwei Medaillen", kontert Mario Basler. Denn "es gibt nur einen Ball", weiß Giovanni Trappatoni. Und den haben meistens die Gegenspieler - weil die "mit allen Abwassern gewaschen" sind (Norbert Dickel) und sich im Strafraum fallen lassen, selbst wenn man sie "nur ganz leicht retouchiert" (Olaf Thon). Außerdem ist "die Breite an der Spitze dichter geworden" (Berti Vogts) - und das, so findet Andi Möller, "ist eine Deprimierung."

Basler
Ex-Nationalspieler Mario Basler (1.7.1999)Bild: AP

Die Brutalität sollte schon fair sein

"Doch damit nicht genug: Manchmal wird auch mit der "notwendigen fairen Brutalität gespielt" (Christian Beeck). Schließlich sind "im Endeffekt Regeln dazu da, gebrochen zu werden" (Roy Präger). Und "wenn der Mann in Schwarz pfeift", ist sich Andreas Brehme sicher, "kann der Schiedsrichter auch nichts mehr machen." Was dazu führt, dass die Opfer gelegentlich mit der Barriere vom Platz getragen werden" müssen (Michael Lusch), damit ihnen die Sanitäter "eine Invasion" legen (Fritz Walter Junior).

Vogts
Ex-Nationalspieler und Ex-Bundestrainer Hans Hubert ("Berti") Vogts (15.2.2002)Bild: AP

Mögen Bundesliga-Kicker vor dem Spiel noch so "körperlich und physisch topfit" (Thomas Häßler) sein: Nach 90 Minuten, wenn "sie und die Mediziner Unmenschliches geleistet" haben (Berti Vogts), sind sie es gewiss nicht mehr. Und ausgerechnet dann bekommen sie auch noch ein Mikrofon unter die Nase gehalten. Zitate wie "ich weiß auch nicht, wo bei uns der Wurm hängt" (Fabrizio Heyer) oder Paul Breitners Geständnis "Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief's ganz flüssig" sind die logische Folge - auch wenn Toni Schumacher meint: "Das hätte in der Türkei passieren dürfen, aber nicht in der zivilisierten Welt".

Paul Breitner
Ex-Fußballprofi Paul Breitner (1.6.1982)Bild: AP

Alles Schnee von morgen

Außerdem - das hat Klaus Fischer mit seinem Spruch "ich war schon fünfmal Tor des Monats" bewiesen - können Bundesliga-Profis mitunter über sich selbst lachen. Ganz im Gegensatz zu dem Schiedsrichter, der Rot-Weiß Essens Faktotum Willi "Ente" Lippens mit dem Satz "Ich verwarne Ihnen" die gelbe Karte zeigte. Denn als Lippens konterte: "Ich danke Sie", sah - und zückte - der humorlose Unparteiische rot.

Wen wundert´s da noch, dass so mancher Bundesliga-Profi den Spaß an seinem Beruf verloren hat? "Ich möchte nur noch am Tresen stehen und saufen", hat Erwin Kostedde einmal gesagt - und auch Klaus Täuber knallt sich gerne "die Birne voll, bis mir das Bier zu den Ohren rausläuft".

Stefan Effenberg als Schriftsteller
Fussball-Profi, Prediger und Schriftsteller: Stefan EffenbergBild: AP

Solche Sätze wird man aus Stefan Effenbergs Mund wohl nie hören. Schließlich lautet des "Tigers" Motto: "Man muss die Probleme an den Kopf packen." Und da viele seiner Berufskollegen wie er denken und getreu Matthias Sammers Maxime "das nächste Spiel ist immer das nächste" ans Werk gehen, werden auch in den nächsten 40 Jahren Bundesliga jede Menge Tore und Torheiten fallen. Doch schon Jens Jeremies hat erkannt: "Das ist Schnee von morgen."

Jens Jeremies
Scheut auch die verbale Grätsche nicht: Jens JeremiesBild: AP