Legendäre Furtwängler-Aufnahmen auf CD
5. Juni 2009Wilhelm Furtwänger, an diesem Namen kommt man in der klassischen Musik nicht vorbei. Der Dirigent und Komponist absolvierte seit den 1920er Jahren bis in die Nachkriegszeit eine beispiellose Karriere. Als Leiter der Philharmonischen Orchester in Wien und London wurde er außerdem Gewandhauskapellmeister und Chef der Berliner Philharmoniker. Jetzt sind die Konzerte, die Furtwängler zwischen 1947 und 1954 mit den Berliner Philharmonikern gegeben hat, und die der RIAS mitgeschnitten hat, in einer großen CD-Box erschienen.
Der Fall Furtwängler
Um den großen Dirigenten wabern jede Menge Gerüchte über sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten. Ob er ihren Interessen gedient hat, ob er sich mit ihnen gemein gemacht hat, darüber mußte der Chef der Berliner Philharmoniker, des Vorzeigeorchesters des Reiches, Zeugnis ablegen, als nämlich die amerikanische Wehrmacht 1945 den Fall Furtwängler unter die Lupe nahm. Bis zum Dezember 1946 dauerten die Untersuchungen - die Folge: ein Auftrittsverbot. Und erst ein Jahr später durfte Furtwängler wieder öffentlich sein Orchester dirigieren, denn die künsterlischen Leistungen konnten nicht beiseite gewischt werden.
Wertvolle Dokumente
Die RIAS-Aufnahmen sind historisch wertvolle Dokumente des späten Wilhelm Furtwängler. Nicht nur, dass sich in der Box des Label Audite eine CD findet mit einem ausführlichen Interview mit dem Maestro. Beinahe all seine bevorzugten Komponisten kommen auf den 12 CDs vor: Wagner, Brahms, Schubert, Richard Strauss und ganz besonders interessant Beethoven. Gleich drei seiner Sinfonien, die Eroica, die 5. und 6. können in Aufnahmen von 1947 und 1954 direkt verglichen werden.
Legendäre Aufnahmen zu Tage gefördert
Was ihm bei Beethoven, Bruckner und Brahms gelingt - Maßstäbe in der Interpretation zu setzen - das lassen die Aufnahmen von Bach und Händel vermissen. Aber auch in der Beschäftigung mit aktuellen Komponisten der Nachkriegszeit wie Hindemith, Blacher und Fortner, in allen 12 Konzertabenden, die der RIAS Berlin mitgeschnitten hat, ist die künstlerische Intensität von Furtwänglers Dirigat erstaunlich. Audite hat für die CD-Box ausnahmslos Originalbänder restauriert. Dabei fällt auf, dass der Klang nicht verfälscht ist. Er wurde eben nicht an heutige Hörgewohnheiten angepasst, sondern offenbart durch behutsames remastering alle Nuancen der Künstlerpersönlichkeit Wilhelm Furtwänglers.
Autorin: Beatrice Schwartner
Redaktion: Gudrun Stegen