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Fußball im wirtschaftlichen Abseits

Hanspeter Detmer3. August 2003

Jahrelang kannte der "Boom" im Profi-Sport scheinbar keine Grenzen. Doch inzwischen hinterlässt die allgemeine Wirtschaftskrise auch hier deutliche Spuren.

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Die Bundesliga ist das größte Wirtschaftsunternehmen im deutschen SportBild: dpa

Wie stark der Sport an der Nadel der Wirtschaft hängt, wird seit dem Zusammenbruch des Medien-Imperiums von Leo Kirch deutlich: Dem deutschen Profi-Fußball wurden vom TV-Unternehmer Kirch für die 41. Bundesliga-Saison 2003/2004 vor anderthalb Jahren 460 Millionen Euro versprochen.

Jetzt müssen sich die Vereine nach der Unternehmenspleite und dem Verkauf der Rechte an neue Inhaber mit 290 Millionen Euro zufrieden geben. Das hat zur Folge, dass alle Vereine drastisch sparen müssen. Gaben die 18 Erstliga-Klubs in der Saison 2001/2002 noch 150 Millionen Euro für die Verpflichtung neuer Starkicker aus, so sind es vor der neuen Saison 2003/2004 nur 33 Millionen Euro.

Riesiger Schuldenberg

Trotz drastischer Sparmaßnahmen stieg der Gesamtschuldenberg der Liga um zwölf Prozent auf 682 Millionen Euro an. Fast alle Vereine verkleinerten darum ihren Spielerkader. Ergebnis: Inzwischen sind mehr als 200 Fußballprofis arbeitslos. Und die, deren Verträge verlängert worden sind, mussten sich auf Honorarkürzungen um bis zu 30 Prozent einstellen.

Arbeitslosenzahlen
Wartemarken im ArbeitsamtBild: AP

Aber nicht nur im deutschen Profi-Fußball muss jeder Euro inzwischen zweimal umgedreht werden. Auch die Formel 1, dank der Brüder Michael und Ralf Schumacher sowie BMW und Mercedes die zweite bedeutende TV-Sportart in Deutschland, bekam die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren. Zahlreiche deutsche Unternehmen beendeten zu Beginn der laufenden WM-Saison ihre millionenschweren Sponsoring-Aktivitäten in der Vollgas-Branche. Rennställe, die nicht die unmittelbare Unterstützung eines großen Autokonzerns genießen, kämpfen in der Formel 1 inzwischen ums Überleben.

Verlierer sind die Kleinen

Nach Ansicht von Sport-Marketing-Experten werden die Erlöse aus dem Verkauf von Sportrechten kurz- und mittelfristig auch weiterhin sinken, bestenfalls stagnieren. Ähnliches gelte für den Verkauf von Sponsoringverträgen. Verlierer seien in erster Linie die kleinen Vereine und Sportverbände, derweil sich die relativ kapitalstarken bisherigen Großverdiener und Stars noch behaupten und im Zweifelsfalle aus Reserven schöpfen können.

Bundesliga Kaiserslautern und Dortmund
Frustrierter FanBild: AP

Trotz der gesamtwirtschaftlichen Konjunkturkrise bleibt der Sport in Deutschland grundsätzlich jedoch ein Markt mit Wachstumspotenzial. Die Branche trägt mit rund 27 Milliarden Euro etwa 1,4 Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt bei. Private Haushalte geben etwa 21 Milliarden Euro pro Jahr für Sport aus. Schätzungsweise 780.000 Menschen verdienen ihr Geld im Wirtschaftsbereich Sport.

Fußball-WM 2006 weckt Hoffnungen

Wie sehr auch andere Branchen mit ergänzenden Dienstleistungen oder Produkten vom Sport profitieren, zeigt die Fußball-WM 2006. Nach dem WM-Zuschlag für Deutschland vor drei Jahren jubelten nicht nur die Fußball-Fans. Auch Bauunternehmer, das Gaststättengewerbe und viele andere hoffen im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf Umsatzsteigerungen und gute Gewinne. Nach Expertenschätzungen wird die deutsche Volkswirtschaft von der Ausrichtung mit bis zu fünf Milliarden Euro profitieren.