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Kirche und digitale Medien

Klaus Krämer10. November 2014

Die evangelische Kirche ist zwar längst online. Doch nun will sie mit dem digitalen Netz effizienter Menschen fischen. Die Frage ist nur, wie das am besten funktioniert. Bei der Synode treten erhebliche Defizite zutage.

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Bild: DW

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) befasst sich bei ihrer Jahrestagung schwerpunktmäßig mit der "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft". Seit langem treibt die Kirchen die Frage um, wie sich das Evangelium im Zeitalter der digitalen Gesellschaft verkünden lässt. Im Plenum fallen die Urteile über kirchliche Medienkompetenz unterschiedlich aus. Mit Blick auf die Glaubensvermittlung in neuen Medien sagte der Emdener Landessuperintendent Detlef Klahr, es bleibe "kritisch festzustellen, wie wenig die bewusste Mitgestaltung der digitalen Gesellschaft in unseren Kirchen etabliert" sei. Es gelte, sich in diese Prozesse einzubringen. Nach Einschätzung des Münsteraner Theologen Christian Grethlein ist der Protestantismus zwar theologisch, aber nicht organisationsmäßig gut gerüstet für die neue Situation.

Zu viele kirchenlose digitale Räume

Zur Frage, wie Kirchengemeinden und Verbände die Möglichkeiten neuer Medien wie Facebook, Twitter oder WhatsApp nutzen können, sagte Klahr, die Kirche müsse "mehr Wege für religiöse Sprachfähigkeit suchen". In vielen digitalen Räumen komme sie nicht vor. Als Vorsitzender eines Vorbereitungsausschusses stellte der Landessuperintendent Bausteine für ein Papier vor, über das die Synode beraten soll. Darin werden nach Klahrs Worten in drei Schritten die kulturellen Veränderungen umrissen, in die hinein die Kommunikation des Evangeliums Gestalt gewinnen sollte.

Detlef Klahr
Landessuperintendent Detlef KlahrBild: Imago/Epd

Kirche mehr als EKD

Nach Einschätzung von Christian Grethlein verändern die neuen Medien den herkömmlichen Kirchenbegriff. Die Digitalisierung der Gesellschaft stärke die Bedeutung der einzelnen Menschen auf Kosten von Sozialformen, die heute als "Kirche" oder "Gemeinde" erfasst würden. Allerdings umfasse der Begriff "Kirche" mehr als das, was man als Gemeinde, Landeskirche oder auch EKD im Blick habe, so der Wissenschaftler. Im Netz bildeten sich neue Formen der Kommunikation des Evangeliums heraus. Dabei werde der Begriff der Autorität durch Authentizität abgelöst. Entscheidend für eine breite Rezeption sei nicht der lehrmäßige Zusammenhang, sondern "Lebensdienlichkeit".

Synodentagung Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft 10.11.2014
Theologe Christian GrethleinBild: Imago/epd

Digitalisierung nicht zu stoppen

Nach den Worten der Bonner Medienwissenschaftlerin Caja Thimm ist der Prozess der Mediatisierung unaufschiebbar und unaufhaltbar. "Wir können nichts dagegen, aber viel dafür tun." Alle großen Kirchen seien im Netz mit vielfältigen Angeboten unterwegs, erläuterte Thimm.

Synodentagung Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft 10.11.2014
Medienwissenschaftlerin Caja ThimmBild: Imago/epd

Allerdings hätten soziale Medien wie Facebook ihre eigenen Regeln und Kulturen, die von vielen nicht verstanden werden. "Die Kirche muss die Netzkultur verstehen", sagte die Forscherin vor dem Kirchenparlament in Dresden.

kk/so (EPD)