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Friedrich Ani: Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

Ulrich Noller19. Juli 2005

Zum zehnten Mal lässt Friedrich Ani Hauptkommissar Tabor Süden aktiv werden: in seinem Heimatdorf, in einem Fall, dem Süden, obwohl nicht zuständig, sich nicht entziehen kann.

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Eine Geste, die man als Verneigung begreifen kann: Aus dem Stand wählten die Juroren der Krimibestenliste "Krimiwelt“ Friedrich Ani mit seinem Roman "Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel“ auf den zweiten Platz ihrer Genrehitparade; mit vielen Stimmen, vor Superstar Fred Vargas und nur knapp geschlagen vom ewigen Spitzenreiter David Peace.

Buchcover: Ani - Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel

"Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel“ ist der zehnte und letzte Teil von Anis Tabor Süden-Romanreihe. Da geht es in der Regel nicht um Morde, sondern um Verschwundene; angesiedelt sind die Geschichten rund ums Münchener Vermisstendezernat; im Zentrum steht der seltsame Ermittler Tabor Süden; ein mürrischer, wortkarger, depressiver, schlecht gekleideter, langhaariger Freak, der Züge eines Großstadtschamanen trägt und dem die Menschen ihre Geschichten erzählen, auch wenn er gar nicht danach fragte.

Die ganze Palette literarischer Möglichkeiten

Der zehnte Band der Serie führt den Ermittler in ein kleines Dorf nahe München; das Dorf, aus dem er eigentlich stammt. Eigentlich will Süden nur das Grab seiner Mutter besuchen, die in diesen Tagen ihren siebzigsten Geburtstag gefeiert hätte; aber dann wird er wider Willen in einen Fall verwickelt, der das ganze Dorf beschäftigt: Anna, die zehnjährige Tochter des Grundschullehrers, ist seit genau einem Jahr verschwunden. Von dem Mädchen fehlt jede Spur, auch eine Leiche ist niemals aufgetaucht; die zuständige SoKo tappt im Dunkeln. Es grollt im Dorf, die Medien wetzen zum Jahrestag die Klingen; klar dass Süden sich da nicht lange entziehen kann ...

Friedrich Ani
Der Schriftsteller Friedrich AniBild: dpa

Großartig, wie Friedrich Ani den zehnten Süden-Band gestaltet hat; die Geschichte von Annas - und Südens - Verschwinden birgt noch einmal die ganze Palette literarischer Möglichkeiten, derer dieser Autor mächtig ist. Klasse, dass er und der Verlag so lange durchgehalten haben; somit in literarischen Mittelklassezeiten ein Monument für die Armen und die Verlorenen errichtet haben. Und phantastisch, dass Ani sich und Süden und den Lesern ein Happy End erspart: Die Serie endet so düster, dass einem der Atem stockt.

Friedrich Ani
Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel
Droemer/Knaur, 2005
ISBN 3-426-62389-7
EUR 7,95