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Ehepaar Assmann nimmt Friedenspreis entgegen

14. Oktober 2018

Die Frankfurter Buchmesse endet mit der Preisverleihung an die beiden Kulturwissenschaftler. In ihrer Dankesrede forderten sie europäische Solidarität und kommentierten Pöbeleien aus der rechten Ecke.

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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Aleida und Jan Assmann
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Bei einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche wurden die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann (Artikelbild) mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Jury hatte ihre Auswahl begründet, Aleida Assmann greife die virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf. Ihr Ehemann Jan habe mit seinem umfangreichen Werk internationale Debatten zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen. Die 71 und 80 Jahre alten Wissenschaftler wurden für ihre Forschungen zur Erinnerungskultur von Gesellschaften vom alten Ägypten bis zur Gegenwart bekannt. Die wissenschaftlichen Werke des Ehepaars bilden laut Jury eine "spannungsvolle, komplementäre Einheit" und sind für aktuelle Debatten von großer Bedeutung.

Für Globale Solidarität

In ihrer Dankesrede forderten sie von Europa eine globale Solidarität im Umgang mit ökonomischen und natürlichen Ressourcen - "damit es eine Zukunft nachfolgender Generationen überhaupt noch geben kann". Europa müsse sich auch mit den Menschen solidarisieren, die durch Kriege, Not und Gewalt zur Flucht gezwungen seien. Sie kritisierten, "dass es eine neoliberale Freiheit für die Bewegung von Kapital, Gütern und Rohstoffen gibt, während Migranten an Grenzen festhängen und wir die Menschen, ihr Leid und ihre Zukunft vergessen."

Die Wissenschaftler stellten den Wert der Meinungsvielfalt heraus, zeigten aber auf deren Grenzen auf: "Nicht jede Gegenstimme verdient Respekt", betonten die Preisträger. "Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben." Demokratie lebe nicht vom Streit, sondern vom Argument. "Pöbeleien oder gar eine Eskalation polarisierender Symbole wie in Chemnitz führen in einen Zustand allgemeiner Verwirrung, legen die Demokratie lahm und machen sie betriebsunfähig für wichtige Aufgaben", sagten Aleida und Jan Assmann.

Kritik an Gauland

Ohne ihn namentlich zu nennen, kritisierte Aleida Assmann eine kontroverse Äußerung von AfD-Chef Alexander Gauland: "Die Nation ist kein Heiliger Gral, der vor Befleckung und Entweihung - Stichwort Vogelschiss - zu retten ist, sondern ein Verbund von Menschen, die sich auch an beschämende Episoden ihrer Geschichte erinnern und Verantwortung übernehmen für die ungeheuren Verbrechen, die in ihrem Namen begangen wurden", sagte sie. Gauland hatte im Juni gesagt, Hitler und die Nationalsozialisten seien "nur ein Vogelschiss" in 1000 Jahren deutscher Geschichte gewesen. Die Aussage wurde als Relativierung des Nationalsozialismus verstanden und rief Empörung hervor.

Friedenspreis des Buchhandels an Aleida und Jan Assmann
Bild: picture-alliance/dpa/C. Assmann

Auszeichnung mit Tradition

Aleida und Jan Assmann wollen das Preisgeld von 25.000 Euro an drei Initiativen spenden, die sich für die Integration von Migranten engagieren. Der Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Assmanns sind nach den schwedischen Friedensforschern Alva und Gunnar Myrdal 1970 das zweite Ehepaar, das ihn erhält. Im vergangenen Jahr wurde die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood ausgezeichnet. Davor ging der Preis an die Publizistin Carolin Emcke (2016) und den deutsch-iranischen Schriftsteller Navid Kermani (2015).

ehl/fab (dpa, afp, kna)