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Freude, Trauer, Angst - Das Sportjahr 2001

29. Dezember 2001

Große Freude, aber auch Ernüchterung und Trauer beherrschen im Rückblick das Sportjahr 2001. Die schrecklichen Ereignisse des 11. September haben auch die schönste Nebensache nachhaltig verändert.

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Gerade jetzt, kurz vor den Winterspielen in den USA, geht nach den Terrorattacken in New York und Washington auch Angst um. Diskussionen über die Absage von Salt Lake City ließen zeitweise das aktuelle Geschehen in den Hintergrund rücken. 310 Millonen Mark werden jetzt in Sicherheitsvorkehrungen investiert - dennoch gibt es keine Garantie.

Das Zittern um die Qualifikation der deutschen Nationalelf zur Fußball-WM 2002 in Japan und Südkorea ließ die Sportfans wieder in den Alltag eintauchen. Vier Tage nach dem 1:1 in Kiew sicherte das Team von Rudi Völler am 14. November in Dortmund mit dem 4:1 gegen die Ukraine das WM-Ticket. Die 1:5-Blamage gegen England am 1. September blieb dennoch in den Köpfen der Fans haften.

Bayern - wer sonst

Den deutschen Fußball-Stolz verkörperte Bayern München. Durch das Tor des Tages von Ghanas 'Fußballer des Jahres' Sammy Kuffour in der Verlängerung holte der Rekordmeister Ende November in Tokio gegen die Boca Juniors den Weltpokal zum insgesamt dritten Mal nach 1976 (Bayern) und 1997 (Borussia Dortmund) in die Bundesrepublik. Die Münchner hatten am 23. Mai die europäische Champions League durch ein 5:4 im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia gewonnen - 25 Jahre nach dem letzten Triumph im Landesmeister-Cup. Vater des Sieges: Oliver Kahn, derzeit vermutlich bester Torwart der Welt.

Kahn im Duell
Oliver Kahn in AktionBild: AP

Die Bundesliga erlebte das dramatischste Finale ihrer Geschichte. Im Gelsenkirchener Parkstadion lagen sich die Fans nach dem 5:3 gegen Unterhaching schon freudetrunken in den Armen, ehe sie auf der Anzeigetafel sehen mussten, wie München mit dem sprichwörtlichen 'Bayern-Dusel' in der Nachspielzeit beim Hamburger SV noch den 1:1-Endstand erzielte, der dem Rekordmeister den insgesamt 17. nationalen Titel sicherte. Schalke, der 'Meister der Herzen', trocknete seine Tränen mit dem dritten Pokalgewinn nach 1937 und 1972 durch ein 2:0 im Finale gegen Union Berlin.

Alleinunterhalter

Michael Schumacher
Michael SchuhmacherBild: AP

Michael Schumacher und Ferrari: 2001 ein fast unschlagbares Team. Der Kerpener sicherte sich lange vor Saisonschluss seinen vierten WM-Titel. Dazu ließ er die Rekorde purzeln. Neun Saisonsiege, 53 Grand-Prix-Erfolge insgesamt, 123 Saisonpunkte, 801 Punkte in seiner Formel-1-Karriere - alles Weltrekorde. Nur der Argentinier Manuel Fangio mit seinen fünf Titel hat 'Schumi' noch etwas voraus. Der aber belegt dafür in der weltweiten Gehaltstabelle der Unterhaltungsbranche Sport mit 110 Millionen Mark Jahresverdienst Platz zwei hinter Golf-Star Tiger Woods aus den USA.

'Sportler des Jahres' in Deutschland ist aber einer, der die Räder mit Muskelkraft bewegt: Erik Zabel, der zum sechsten Mal in Folge das Grüne Trikot bei der Tour de France und zum fünften Mal den Klassiker Mailand-San Remo gewann sowie die Rekordzahl von insgesamt 30 Saisonsiegen feierte. Jan Ullrich mehrte den Ruhm der Radsport-Nation Deutschland als Zeitfahr-Weltmeister und Tour-Zweiter hinter Ausnahme-Rennfahrer Lance Armstrong.

Erfolge und Negativ-Schlagzeilen

Bei der ersten Leichtathletik-WM auf nordamerikanischem Boden im kanadischen Edmonton schaffte Diskuswerfer Lars Riedel bereits Triumph Nummer fünf. Hochspringer Martin Buß holte ebenso sensationell Gold wie Nobody Ingo Schultz die Silbermedaille in einer von den Deutschen geliebten Disziplin, die längst alleinige Domäne dunkelhäutiger Athleten schien: dem 400-Meter-Lauf. Allerdings wurde die Leichtathletik die Negativ-Schlagzeilen nicht los: Der juristische Clinch zwischen Dieter Baumann und dem Weltverband IAAF sowie die neuen Dopingfälle von Hürdensprinter Falk Balzer und Hochspringerin Amewu Mensah überschatteten die Erfolgsmeldungen.

Die Schwimmer machten ihr Olympia-Debakel vergessen. 'Sportlerin des Jahres' Hannah Stockbauer holte mit dem Gold-Doppel von Fukuoka über 800 und 1500 m die ersten WM-Titel im Becken seit dem Gold von Franziska van Almsick im Jahr 1994. Die Frauenstaffel über 4x100 m Freistil legte nach. Peggy Büchse gewann über 10 km ihren zweiten WM-Titel im Langstreckenschwimmen, der 'neue Albatros' Thomas Rupprath glänzte bei der Kurzbahn-EM im Dezember mit zwei Weltrekorden.

Eisschnelllauf-Macht

Anni Friesinger
Eisschnellläuferin Anni Friesinger in GalaBild: AP

Auch Deutschlands Wintersportler erwiesen sich als Macht. Überragend die Eisschnellläuferinnen, die in der vorolympischen Saison sechs von sieben möglichen WM-Titeln durch Anni Friesinger, Gunda Niemann-Stirnemann (die inzwischen Mutterfreuden entgegen sieht und deshalb auf die Olympischen Winterspiele verzichten muss) sowie Monique Garbrecht-Enfeldt holten und für eine Weltrekord-Flut sorgten.

Besondere Hochachtung verdient Skirennläuferin Martina Ertl, die nach langwierigen Verletzungsproblemen in St. Anton das erste alpine WM-Gold für Deutschland seit 1993 gewann, als Miriam Vogt ebenfalls in der Kombination erfolgreich gewesen war. Eine Wiedergeburt glückte der Eishockey-Nationalmannschaft, die bei der WM im eigenen Land mit dem 2:2 gegen Weltmeister Tschechien und dem 3:3 gegen Kanada Achtungserfolge erreichte und erst im Viertelfinale gegen Finnland (1:4) ausschied.

Höhenflug

Martin Schmitt
Überflieger Martin SchmittBild: AP

Die deutschen Ski-Adler setzten ihren Höhenflug bei der WM in Lahti mit zweimal Gold von der Großschanze für Martin Schmitt und das Team fort. Marco Baacke hauchte der nordischen Kombination als Sprintweltmeister aus deutscher Sicht neues Leben ein, Ronny Ackermann wurde Dritter. Auch wenn der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl 'nur' zu Silber raste, unterstrichen die deutschen Rodler bei der WM in Calgary mit drei von vier möglichen Siegen ihre großen Ambitionen für Salt Lake City.

'Go for Gold' lautet das Motto für die Spiele in den USA, auch wenn die Medaillen nach dem 11. September 2001 vorerst an Glanz verloren haben.