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Freihandel als Waffe gegen den Hunger

13. Juni 2002

"Öffnet Eure Märkte für unsere Produkte" Diese Forderung schallte den Vertretern der Industrienationen auf dem Welternährungsgipfel, der am Donnerstag (13.6.) in Rom zu Ende gegangen ist, laut und eindringlich entgegen.

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Welternährungsgipfel in Rom: Bei Lachsschnittchen über den Hunger in der Welt geredet?Bild: AP

Vertreter aus über 180 Staaten hatten vier Tage lang darüber beraten, wie man den Hunger auf der Welt erfolgreich bekämpfen könne. Bis zum Jahr 2015 soll die Zahl derer, die an Mangel- und Unterernährung leiden auf 400 Millionen Menschen reduziert werden, das hatte man sich auf dem FAO-Gipfeltreffen 1996 bereits vorgenommen. Das Ziel wird nicht erreicht werden. Derzeit gibt es immer noch 815 Millionen Menschen weltweit die an Hunger leider. Weltweit heißt in diesem Fall in dem Entwicklungsländern des Südens.

Deren Staats- und Regierungschefs haben auf der Konferenz in Rom deutliche Kritik am Agrarprotektionismus der USA, der EU, aber auch Chinas, Indiens und Japans. Darin und nicht in einem Mangel an moderner Technik oder besserem Saatgut, sehen die Vertreter der Entwicklungsländer die waren Uraschen für den Hunger auf der Welt. Rein statistisch gäbe es genug Nahrungsmittel um die 6 Milliarden Erdenbewohner satt zu machen, der Schlüssel für eine gerechte Verteilung läge in der Förderung des freien Handels. Der philippinische Außenminister Theophilo Guingoa und der kolumbianische Präsident Andrés Pastrana erklärten übereinstimmend, die armen Länder wollten keine Almosen, sondern eine faire Chance im Wettbewerb.

Im Kreuzfeuer der Kritik standen die USA. Washington habe den Gipfel für seine eigenen wirtschaftlichen Ziele missbraucht, so die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva. Den im Abschlussdokument enthaltenen umstrittenen Appell an die FAO, die Forschung an gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu fördern wertete Shiva als Werbung für in den USA bereits genutzte veränderte landwirtschaftliche Produkte. Darüber hinaus wurden die USA wegen der von Präsident Bush erst kürzlich verfügten neuen Subventionen für die Landwirtschaft. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sieht darin eine Verletzung der Regeln der Welthandelsorganisation.

Good Governance als Voraussetzung für Entwicklungshilfe

In den Entwicklungsländern sind vor allem die ländlichen Regionen vom Hunger betroffen. Korruption und zentralistisch geführte Staaten führen zu einer dramatischen Vernachlässigung der ländlichen Bevölkerung. Bundesverbraucherministerin Renate Kühnast hat die vom Hunger betroffenen Länder in diesem Zusammenhang dazu aufgerufen, sich zur Demokratie und Achtung der Menschenrechte zu verpflichten. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Rohstoffen in den Entwicklungsländern, und eine transparente Regierungsführung soll nach dem Willen der Industrienationen mit zur Voraussetzung werden, um in den Genuss von Hilfsgeldern zu kommen.

Korruption und Mangel an Demokratie: diesen Vorwurf müssen sich vor allem afrikanische Staaten gefallen lassen. Die Nahrungsmittelknappheit in Afrika südlich der Sahara hat sich in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt. NGO’s werfen den Regierung von Ländern wie Angola oder Simbabwe Versagen im Kampf gegen den Hunger vor.

AIDS und Hunger

Wer keinen Hunger hat, der muss sich nicht prostituieren. Prostitution trägt, vor allem in Afrika, wesentlich zur Verbreitung von AIDS bei. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben rund 95 Prozent der weltweit schätzungsweise 40 Millionen Aids-Kranken oder HIV-Infizierten in den Entwicklungsländern. Im südlichen Afrika sind allein 12,8 Millionen Menschen von Unterernähung betroffen, dazu trägt die hohe HIV-Infizierungsrate mit bei. Ein Teufelskreislauf.

Die FAO hat an die reichen Staaten appelliert, jährlich 24 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Hungers bereitzustellen. Davon sollen Bauern in der Dritten Welt Dünger und Saatgut erhalten. Ein Teil des Geldes soll in den Ausbau der Infrastruktur in den ländlichen Regionen fließen.

Die in Rom vertretenen NGO’s bewerten die Abschlusserklärung des Welternährungsgipfels als Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen den Worten aber Taten folgen. Bislang habe es stets am politischen Willen gefehlt, die notwendigen Reformen einzuleiten, so die Kritiker.